Die Statistik Austria hat tolles Zahlenmaterial über den PKW-Bestand in Österreich, bis anno dazumal 1960. Heute wollte ich mir mal anschauen, ob man bereits Auswirkungen der Steuerreform 2016 auf die verschiedenen Antriebsarten bemerkt, insbesondere im Vergleich mit den langfristigen Trends.
Als Ausgangsmaterial diente mir der letzte Jahresbericht 2015, den ich um den vorläufigen Stand per Ende Februar, 2 Monate nach Wirksamkeit der Steuerreform, ergänzte.
Die Tabelle unterscheidet 4 Antriebsarten:
- Diesel
- Benzin (ab 2007 inklusive Flex-Fuel)
- Batterie + Elektromotor
- Sonstige: Gas, bivalent, Hybrid und Brennstoffzelle
In der elektrischen Spalte sehen wir, dass es 1965 schon mal 4 elektrische PKW gab, diese aber 1970 bereits wieder verschwunden waren. Zwischen 1975 und 1990 fuhren auch schon einige hartnäckige Pioniere rein elektrisch durch Österreich. Dann kamen 1995 auf einmal 100 dazu, aber die Entwicklung stagnierte. Ab 1998 begann sich der Bestand wieder zu verringern. Erst ab 2009 begann der Bestand der Elektro-PKW nennenswert zu wachsen.
Anders war die Entwicklung bei den “Sonstigen”. Diese gibt es im Bestand überhaupt erst seit 2005, aber das initiale Wachstum hat das der elektrischen PWK anfangs überflügelt. Als Elektroauto-Fan sah ich diese Entwicklung von je her skeptisch. Sind Hybrid-PKW meiner Meinung nach ein Werbe-Schmäh der Umwelt-interessierten Kunden die Reichweiten-Angst nehmen soll. Und Erdgas mag zwar sauberer sein als Erdöl, es ist aber dennoch ein fossiler Brennstoff. Gleiches gilt für Wasserstoff, welches aus Erdgas gewonnen wird.
Diesel versus Benzin
Schauen wir uns noch kurz die Entwicklung bei den Fossilen an. Der Siegeszug der Diesel-Motoren begann 1990. “Peak-Bezin” sahen wir 1995 und seit 2004 gibt es in Österreich mehr Diesel- als Benzin-Autos.
Die Schrumpfung beim Benzin dauerte von 1996 bis 2008. Seit diesem Jahr nimmt Benzin wieder leicht zu, aber das Diesel-PWK-Lager wächst ca. 10 Mal so schnell.
In der jüngsten Vergangenheit (Jänner und Februar 2016) schrumpfte die Anzahl der Benzin-Autos pro Tag um durchschnittlich 4 währenddessen 96 Diesel-Autos dazu kamen. Im Jahresschnitt 2015 waren das noch 22 neue Benziner und 146 neue Diesler.
Vielleicht sind das Auswirkungen der Diesel-Skandale des Vorjahres. Aber ingesamt kommen immer noch zu viele neue Diesel-Verbrenner dazu. Grund ist wahrscheinlich, dass die unfaire steuerliche Bevorzugung von Diesel-Treibstoff.
Diesel ist gegenüber Benzin steuerlich begünstigt, obwohl dies ökologisch nicht gerechtfertigt ist, da in einem Liter Diesel mehr Energie und Kohlenstoff enthalten ist, als in einem Liter Benzin. Die Mineralölsteuer auf Diesel beträgt 0,397 Euro/Liter, jene auf Benzin mit 0,482 Euro/Liter. – Quelle: Abbau umweltschädlicher Subventionen in Österreich
Beim verbrennen von 1 Liter Diesel entstehen 2,62 kg CO2, bei 1 Liter Benzin kommen 2,32 kg CO2 heraus (Quelle: Wikipedia). Dieselmotoren haben eine höhere thermische Effizienz (ca. 70%) gegenüber Benzinmotoren (ca. 60%). Höhere Effizienz und größere Menge an Energie im Treibstoff summieren sich auf eine langfristige Kostenersparnis, insbesondere bei Vielfahrern.
Aber die gute Nachricht kommt zum Schluss: selbst das Wachstum der Diesel-Autos erscheint uns in den jüngsten paar Jahren als wesentlich flacher als zuvor.
Elektro versus Sonstige
Zwischen den Fossilen (99,56%) und den Alternativen (0,44%) liegen mehrere Größenordnungen. Von daher kann man sich den Vergleich auf die nächsten 20 Jahre oder so gut und gerne sparen.
Aber wie schon oben erwähnt sehe ich die große Konkurrenz für Elektroautos nicht in den Fossilen, sondern in den sonstigen Antriebsarten. Denn wer greift zu denen? Leute die Benzinkosten sparen wollen, vielleicht weniger CO2 produzieren wollen oder denen die Öl-Lobby zuwider ist. Alles Dinge, die Elektroautos erfüllen können, allerdings mit einem Nachteil: Thema Reichweiten-Angst.
Der Verkehrs-Club Österreich hat erhoben, dass Österreicher durchschnittlich 36 Kilometer pro Tag mit dem Auto fahren. Demnach fahren die Burgenländer die meisten Kilometer, am wenigsten die Wiener. Obendrein erfahren wir da, dass gut ein Viertel der Autos in Österreich Zweitwagen sind, die noch viel weniger bewegt werden.
Ich habe für die folgende Grafik das durchschnittliche tägliche Wachstum am KFZ-Bestand berechnet. Wir sehen eine klare Trendwende im bisherigen Jahr 2016.
Kamen in den beiden Vorjahren noch doppelt so viele Sonstige wie reine Elektroautos zum Bestand hinzu, haben die Stromer jetzt die Nase vorn. Bei einem Bestand Ende 2015 von 5035 ePKW kamen in den zwei Monaten alleine schon 503 Stück hinzu.
Extrapoliert auf das ganze Jahr kämen wir dann auf einen Bestand an von 8100 Stück pur-elektrischer Autos. Das sind 0,12% des Gesamtbestandes. Die Sonstigen stagnieren seit 3 Jahren bei 0,4%. Trotz aller Schön-Rechnerei sind die umweltfreundlicheren Alternativen immer noch unter “ferner liefen”.
Wir können annehmen, dass die steuerliche Begünstigungen (für Firmen) und Förderprogramme die jüngste Wachstumssteigerung bei Elektroautos ausgelöst haben.
Finanzielle Anreize
Die Befreiung von der Umsatzsteuer für betriebliche genutzte KFZ war schon lange eine heilige Kuh, die die Finanz hütete und pflegte. Firmen zahlen ja generell keine USt, wenn es um betriebliche Ausgaben geht. Aber die Umsatzsteuern beim Benzinverbrauch und bei den Anschaffungskosten sind schon eine menge Geld. Um zu verhindern, dass sich Leute ihre Privatautos auf die Firma laufen lassen, wurden die meisten Autos vom Vorsteuerabzug ausgenommen.
Seit Jahresanfang gibt es aber eine Ausnahme für alle jene Autos, die 0 Gramm CO2 erzeugen: Voller Vorsteuer-Abzug und es muss kein Sachbezug mehr versteuert werden, wenn man ein elektrisches Firmen-Auto fährt. Alleine schon die Anschaffung eines Elektroautos wie Renault ZOE kommt hier nun Firmen um 4000 Euro billiger.
Die Deckelung bei Anschaffungspreisen jenseits der 40.000 Euro soll verhindern, dass Luxus-Autos wie Tesla Model S und X da zu billig werden. Aber die Vielzahl der leitbaren Elektro-Autos liegt mittlerweile im Kaufpreis unter dieser Schwelle.
Neben den steuerlichen Aspekten waren es mit Sicherheit auch die Förderungen welche für die Anschaffung von Elektro-KFZ kassiert werden konnten. Neben Förderungen die manche Gemeinden gewähren gab es da eine Umwelt-Förderung der Kommunalkredit Public Consulting.
Letztes Jahr gab es noch 4000 Euro Förderung bei Strombezug aus erneuerbaren Quellen und 2000 Euro Förderung. Hoffend auf diese Förderung bestellte ich im Februar meine Renault ZOE.
Offenbar wurde die KPC vom Ansturm der Förderungswerber überrascht, denn am 23. März 2016 wurde die Förderung überraschend auf 3000 Euro gekürzt, mit Strom aus erneuerbaren Quellen als Pflicht. Gleichzeitig musste man sich nun über deren Registrierungssystem anmelden. Die Registrierung reservierte dann die Fördermittel, und man muss das Auto binnen 16 Wochen anmelden, damit man die Förderung beantragen kann.
Zwei Wochen nach dieser Änderung waren dann alle Mittel vergeben. Auf der entsprechenden Webseite steht das lapidare Statement:
Unser Ziel, 1.000 E-Pkw mit einer Förderung zu unterstützen, konnte erreicht werden! Wir danken für Ihr großes Interesse.
Die Subvention war offenbar wesentlich unterdosiert. Bei 8 neuen Elektro-Autos pro Tag sind 1000 Slots nach 125 Tagen verbraucht. Tatsächlich war der 9. April der 100. Tag des Jahres 2016.
Nun sind nicht alle diese neuen Elektroautos auch Nutznießer der Förderung, da ja sicher auch Privatpersonen vermehrt solche kaufen. Aber die Differenz werden größtenteils Firmen sein, die noch schnell im April ein paar KFZ bestellten. Lieferzeit bei Renault sind aktuell 16 Wochen, geht sich also vielleicht aus.
Jetzt ist die Politik gefragt, ob man den leichten positiven Trend wieder unterstützen will. Oder ob man jetzt mal abwartet, wie viel von der Entwicklung alleine durch die Steuervorteile getragen wird.
Petition für Fortsetzung der Förderung
Der österreichische Bundesverband für nachhaltige Mobilität hat eine Petition gestartet, die die Politik auffordert die ausgelaufene Förderung wieder zu starten.
Wir fordern die Bundesregierung auf, die Förderung von Elektromobilität, vor allem im betrieblichen Bereich, bis 2018 nicht zu kürzen, bzw. fortzusetzen, um die – gerade angelaufene – dynamische Entwicklung in der Elektromobilität nicht zu behindern.
In zwei Tagen sind hier schon 246 Unterschriften gesammelt worden, bei einem Ziel von 1000. Das schaffen wir! Unterschreibe auch Du!
Die Petition erwähnt auch das 10 Cent Dieselprivileg, welches beendet werden sollte. Aber hier stehen die Chance gegen die Öl-Lobby und den Finanzminister zu gewinnen ungleich schlechter als vielleicht noch ein paar Millionen an zusätzlichen Elektromobil-Förderungen locker-treten zu können.
Jedenfalls beobachten wir diese Entwicklungen mit Hochspannung.