Vaterschaft

Wie vor einem halben Jahr angekündigt ist meine Tochter am 6.7 – einen Tag vor dem errechneten Termin – zur Welt gekommen. Damit beginnt nun für mich ein gänzlich neuer Lebensabschnitt, gleichsam mit der zweiten Lebenshälfte.

Laut Lebenserwartungsstatistik der Weltbank liegt die Lebenserwartung für Österreicher aktuell bei bei 81 Jahren, Tendenz steigend. Seit 1960 ist diese kontinuierlich um 0,22 Jahre pro Jahr angestiegen.

Aber sagen wir mal konservativ, dass ich jetzt nochmal so lange leben werde wie bisher, am 24.7. werden es 42 Lebensjahre sein. Die Jahre von 82 bis 100 sind dann quasi gratis Bonus für gute Lebensführung, sodenn ich sie erlebe.

Doch zurück zu meiner Tochter. Wir haben sie Elise Florence benannt. Deswegen zwei Namen, weil ich das spannender finde, als nur einen einzelnen. Im englischen Sprachraum, den ich und meine Partnerin sehr zugegen sind, ist das auch eher üblich. Ich habe mir auch selbst manchmal gedacht, dass ich doch auch gerne einen zweiten Namen gehabt hätte, weil das einem mehr Spielraum für Spitznamen gibt.

Frei nach Otto Walkes paraphrasiert soll Elise mal sagen können: meine Eltern waren so reich, sie konnten sie zwei Vornamen für mich leisten.

Für Elise

Der Vorname Elise war zuletzt 1886 in den den Top 20 der deutschen Namen. Es ist eine Kurzform für Elisabeth, was vom hebräischen elischeba herrührt, zu Deutsch soll das so viel heissen wie “Gott geweiht” bzw. “Gott verehrend”. Wir sind beide nicht religiös, aber wie es auf Wienerisch heisst: “Nutzt’s nix, schad’s nix”.

Wir hatten aber andere primäre Gründe für den Namen. Bei der Mutter war es, dass sie es liebt, wenn ich ihr “Für Elise” von Beethoven auf dem Klavier vorspiele. Auf Slowakisch heisst Elise Elischka.

Sekundär liebt Elise’s Mutter Füchse in allen Formen. Der Fuchs heisst auf Slowakisch “Lischka”. Knapp dran zu Elischka. So schliesst sich der Kreis von der angebeteten Elise zur schlauen Füchsin.

Bei mir bedarf es einer längeren Erklärung.

Elise und die Technik

Als Programmierer bin ich immer wieder mit der Frage konfrontiert: warum gibt es so wenig Frauen in meinem Beruf? Ich selbst reagiere allergisch auf die Aussage, dass Mädchen für technische Berufe biologisch nicht geeignet wären. Ich halte da jedenfalls unzählige Eltern dafür verantwortlich, die ihre Mädchen mit rosafarbenen Barbiepuppen ausstatten und damit – vermutlich teilweise unbewußt – althergebrachte Geschlechterbilder kommunizieren.

Ich hatte mir geschworen, dass ich meiner Tochter auch die Welt der Technik zeigen und öffnen werde. Wenn sie dann trotzdem einen sozialen Beruf ergreifen will (im Kontrast zu asozialen technischen Berufen), dann tut sich das aus sich heraus, und nicht, weil das Umfeld sie darauf hin geimpft hat.

Das brachte mich zu ELIZA. Das war eines der ersten Computer-Programme, dass mich fasziniert hat. Es war auch das erste und einzige Programm von dem ich je gehört hatte, das einen eigenen Namen hatte. Es wurde 1966 verfaßt und simuliert einen Dialog zwischen einen Psychotherapeuten und einem Patienten, indem es geschickt die Eingaben des Users abändert und damit antwortet.

Seit 6 Jahren programmiere ich hauptberuflich für Apple-Geräte. Bei den jährlichen WWDC Entwicklerkonferenzen, bei denen ich 4 mal dabei sein konnte, hat mich Frau Eliza Block immer sehr beeindruckt, als sie mit Selbstbewußtsein und technischem Detailwissen Talks für iOS Spezialthemen abhielt. Ich mein, ein besseres Role Model als eine erfolgreiche Programmiererin bei Apple kann ich mir für meine Tochter kaum vorstellen.

Für uns war klar, dass die Schreibweise mit Z für ein deutschsprachiges Kind nicht in Frage kommt. Nicht auszudenken die Hänseleien für die kleine “Eli-tza”. Und Elisa klang mir zu sehr wie eine offensichtliche Sparversion von Elisabeth. Also gewann Elise, denn das schreibt man wie man es spricht.

Bis zum Paradies

Bei der Namenrecherche fiel mir auch berühmte Champs-Élysées in Paris ein. Der Name leitet sich vom lateinischen “Elysii Campi” ab. Elysium ist jener Ort im Jenseits, wo Helden und besonders tapfere Männer nach dem Tod wie im Paradies weiter “leben”.

Also ist Elise auch ein anderer Name für das Paradies. Aber wir hoffen dass in unseren aufgeklärteren Zeiten auch besonders tapfere Frauen nach ihrem Tod in dieses Paradies einkehren dürfen.

Im Jahre 1995 sorgte das Sportauto Lotus Elise für Furore. Geringe Abmessungen, ein kleiner Mittelmotor und der Verzicht auf jeglichen Komfort ergaben in Verbindung mit hochwertiger Leichtbauweise einen Sportwagen mit exzellenten Fahrleistungen zum halben Preis eines Porsche 911. Vereinfach gesagt: fetzig aber nicht protzig.

Das Chassis des Lotus Elise diente Tesla Motors als Grundlage für ihr berühmtes erstes rein elektrisches Sportauto, den Tesla Roadster. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass in Tesla etwas Elise steckt.

Ich wünsche mir, dass meine Tochter in einer schadstoffärmeren Zukunft aufwächst, als wir fossil-geplagten Stadtkinder. Alle ihre bisherigen Autofahrten fanden in meiner rein elektrischen Renault ZOE statt.

Fazit Florence

Es gibt viele gute Gründe für Elise. Zum zweiten Vornamen sage ich nur Zweierlei:

  1. Florence ist ein schöner Ort in Italien. Ich habe dort im Oktober 2015 auf einer Entwickler-Konferenz gesprochen habe und meine Partnerin war mit von der Partie.
  2. Der Name geht auf das lateinische Adjektiv “florens” zurück, das “blühend” heisst.

Unsere Tochter Elise Florence ist also eine reich beschenkte, von Beethoven sogar mit einem Lied bedachte, blühende junge Dame, eine kleine schlaue Füchsin ohne Firlefanz, der die ganze Welt der Technologie offen steht und einen Fixplatz im Paradies hat, da sie von Namens wegen Gott geweiht ist.

Aber kein Druck… Elise soll ich so gut und schnell entwickeln dürfen, wie sie es für richtig hält. Meine Aufgabe wird sein, sie immer inständig zu lieben und immer für sie da zu sein.

Willkommen auf Erden neue Österreicherin! Jetzt weisst Du warum du so heisst wie Du heisst.

This entry was posted in Liebe, Life. Bookmark the permalink.