Ich wohne seit knapp 2 Jahren im Burgenland, in einem frei stehenden Einfamilienhaus. So gesehen hat sich für uns wenig verändert. Weil mit zwei kleinen Kindern sind wir auch vor den Ausgangsbeschränkungen wenig rausgekommen. Gravierendster Unterschied ist vermutlich, dass wir die Großeltern oder Babysitterin aus Bratislava aktuell nicht zur Verfügung haben.
Wir waren hier im Burgenland bislang sehr sparsam mit Corona-Positiven “gesegnet”. Ich führe das hauptsächlich darauf zurück, dass die Leute hier am Land sehr viel mehr Grundabstand voneinander haben. Überall muss man mit dem Auto hinfahren und es gibt wenig Situationen, in denen man viele Leute auf kleinem Raum findet. Klar, es gibt natürlich Maibaumfeiern und Feuerwehrfester, aber unsereins findet man dort kaum.
Heute haben wir 2 ganzen Wochen hinter uns, wo das öffentliche Leben in Österreich weitestgehend “heruntergefahren wurde”. Da hat mich interessiert, wie sich die Zahlen in den diversen Bundesländer entwickelt haben. Ich hatte nämlich immer das Gefühl, es wäre vielleicht etwas unfair, wenn alle Bundesländer gleich beschränkt werden. Ist es da eben ein haushoher Unterschied zwischen Wien (hauptsächlich Wohnungen, viele Leute und öffentlicher Verkehr und Massenevents) und Burgenland (hauptsächlich Einfamilienhäuser, wenige Leute und kein brauchbarer öffentlicher Verkehr, wenig Events).
Ich habe mir vom Standard die Entwicklungen kopiert, dann die tageweise prozentuelle Entwicklung berechnet und dann noch immer über 4 Tage einen gleitenden Durchschnitt gelegt. Das Ergebnis finde ich aufschlussreich.
Man sieht hier die letzten 10 Tage, weil seit 16.3. die Ausgangsbeschränkungen gelten und man erst nach 4 Tagen eine relevante Änderung sehen kann. Burgenland gar hatte noch bis zum Wochenende eine Spitze… wobei das auch an verzögerter Dateneingabe gelegen haben kann. Aber alle Bundesländern zeigen einen schönen Trend, mehr oder weniger geht der gleitende 4-Tages-Durschnitt gegen 15%.
Ein paar Bundesländer tun sich sehr gut, ein paar so mitten drin und ein paar eigentlich überhaupt nicht.
Tirol hatte noch einen kurzzeitigen Anstieg über 25%, hat jetzt aber allen gegenüber die Nase vorne.
Vorarlberg hat stetig solide reduziert. Eben so die Steiermark. Kärnten ist da auch dabei, aber letztes Bundesland der Spitzengruppe.
Wien hat keinen klaren Abwärtstrend, man sieht, dass es dort den Leuten schwer gefallen ist, sich an die Maßnahmen zu halten. Auf der Börse würde man von einer Seitwärtsbewegung sprechen.
Oberösterreich war erst brav, aber die letzten Woche wieder etwas laxer, der Trend geht dort eher wieder bergauf.
Salzburg kämpfte auch in der ersten Woche mit sich, hatte länger Probleme mit dem “Social Distancing”aber in der zweiten Woche ging es doch mehr oder weniger bergab mit den Zahlen. Zwar nur der vorletzte Platz bis dato mit noch über 17% Zuwächsen, aber ein positiver Trend trotzdem.
Das Sorgenkind der Nation ist ohne Zweifel Niederösterreich. Selbst im gleitenden Durschnitt geht die Zuwachsrate dort seit einer Woche nur bergauf.
Und dann, tja, das Burgenland. Wir waren immer gut im Rennen, nur ein Peak vor einer Woche bei über 50%, hat uns die Führung gekostet. Dabei waren wir immer schön selbst-quarantänisiert. Wir haben zwar absolut die wenigsten Positiven, aber aktuell halten wir gemessen an den Reduktionen auf dem vorletzten Platz.
Dann können wir uns die Frage stellen, woher haben wir all die Infizierten?
Die ersten 4 kamen ja bekanntlich aus der Slowakei (mittlerweile wieder genesen), die hatten aber keinen Kontakt mit den Einheimischen. Ingesamt ist die Slowakei ja extrem vorsichtig und auch die slowakische Hälfte von Kittsee praktiziert so Dinge wie das Tragen von Schutzmasken religiös.
Das Burgenland grenzt an zwei andere Bundesländer: Niederösterreich und Steiermark. Was ist der wahrscheinlichere Kandidat? Musterschüler Steiermark oder Schulschwänzer Niederösterreich?
Ich würde mich nicht wundern, wenn demnächst auch Niederösterreich (und damit praktisch auch Wien) demnächst unter Quarantäne gestellt würde. In Tirol hat das ja Wunder gewirkt. Anders werden die kaum auf eine einstellige Zuwachsrate kommen.