Karten Freud und Leid

Gestern war bin in der Mittagspause zur Hofburg gefahren um dort Karten für den Kaiserball zu kaufen. Ich habe mich da so eine Kassa erwartet, aber der Portier schickte mich durch eine Sicherheitsschleuse zu den Büros im ersten Stock, dritte Tür rechts. Dort habe man noch heute und morgen von 9 bis 16 Uhr Gelegenheit Karten im Vorverkauf zu bekommen. 170 für den Ball, 210 mit Tisch, 390 mit Galadiner.

Das mittlere Angebot beeinhaltet einen Platz an einem Vierer-Tisch und eine Gulaschsuppe zu Mitternacht. Ich fragte nach einer vegegarischen Alternative und als diese wie aus der Kanone geschossen kam, merkte ich, dass selbst für mich gesorgt war. So war die Entscheidung eindeutig: zentraler Platz im Wintergarten für die Aussicht, kurzer Weg zur Tanzfläche für den Sport, Pastinaken-Suppe für das leibliche Wohl und eine Leih-Prinzessin für das Selbstbewußtsein. cool

Mittwoch ist auch Turnier-Tag für mich, aber ich war wenig erfolgreich. Mir scheint mein generelles Problem ist meine Ungeduld. Ich beginne langsam ein Gespür für die Hände der anderen Mitspieler zu entwickeln, aber kurz nach der Pause verbrannte ich mich. Ich hatte etwa 20.000 Chips, mehr als genug um noch länger solide spielen zu können, dann passierte das Unglück. Ich hatte 9 und 10 off-suit, im Flop kamen 2 Könige und ein Neuner. Nachdem alle Spieler zu mir checkten, spielte ich 5000 an, es blieb nur der Spieler hinter mir übrig. Es kam eine unbedeutende Karte, ich spielte nochmal 5000 und dann schaute mich mein Mitspieler an und frage mich “Hast Du den König?” Worauf ich versuchte cool zu antworten “Da mußt Du zahlen um den zu sehen.”, vermutlich nicht eindrucksvoll genug, denn er erhöhte auf 10.000 und ich ging zähneknirschend noch mit. Das nennt man einen “crying call” und zeigt dem Gegner Schwäche. Hier hätte ich aber all-in raisen sollen.

Es kam noch eine unwichtige Karte und mein Mitspieler warf seine restlichen 6000 in den Pot, ich bekam aber Muffensausen und obwohl ich mir sicher war, dass er nichts getroffen hatte, warf ich meine Hand weg, während mich die anderen Spieler aufklärten, dass das ein Blödsinn war. War es wirklich, der andere Spieler zeigte As-Zehn, ich hätte mit meinem Neuner-Paar gewonnen und meine Chips verdoppelt. Lehre 1: Don’t go broke with one Pair (Phil Gordon). Lehre 2: Wenn Du bluffst, dann bis zum Ende. Lehre 3: Ich brauche mehr Geduld um auf meine Gelegenheit zu warten, insbesondere, wenn ich genug Chips habe. Lehre 4: Es gibt immer wen, der deinen Bluff noch übertreffen kann. 5: Wenn der größte Teil Deines Stapels im Pot ist, dann macht es keinen Sinn nicht auch den Rest reinzutun. 6: Will ich bluffen sollte ich hinter den anderen Spielern sein (also “in Position”)

Wütend über meine Schwäche stapfte ich aus dem Lokal und fuhr nach Hause. Den Rest des Abends verbrachte ich am Telefon, denn mit diesem Mega-Tilt hätte ich kein sinnvolles Poker mehr spielen können.

Posted in Life | Comments Off on Karten Freud und Leid

Selbstreferenzierendes Endlosschleifenparadoxon

Die vergangenen vier Tage habe ich zumeist auf meinem geliebten neuen Sofa verbracht, gegessen, gepokert, Fern gesehen. Mein Media Center PC hat sich da sehr bewährt, nicht nur konnte ich dank der Aufnahmefunktion den Film, den ich gestern abend begonnen hatte fertigsehen. Ich konnte auch zwischendurch immer wieder ganz nach Wunsch pausieren und mit ein paar Drückern auf den Skip-Knopf meiner Fernbedienung die lästigen Werbungen elegant überspringen.

Wenn man so wie ich täglich in sein öffentliches Tagebuch schreibt, dann können Situationen entstehen bei denen man sich fragt, ob alleine die schriftliche Beobachtung des eigenen Lebens dieses schon gestaltet. Oder, anders gesagt, ob die öffentlich einsehbare Reaktion auf die Umstände der Welt, diese positiv oder negativ beinflussen können.

Als ich als kleiner Junge manchmal etwas haben wollte, was für meine Eltern unmöglich erschien, hat mein Vater gelegentlich erwiedert, ich solle es mir doch aufmalen. Ich kann nicht so gut Malen, dafür kann ich aber umso besser schreiben.

Ich habe eine Dame kennengelernt, die mich “fasziniert”. Diplomatisch und ausreichend neutral ausgedrückt um zwar Hoffnungen zu machen, aber nicht zu viel. Wir haben schon einige Stunden miteinander telefoniert und ich gestehe, dass mir dabei keine Minute lang fad war. Ich werde sie real treffen, sie ist mein Date für einen Ball in Wien am 31.12 für den ich morgen versuche werde, Karten im Vorverkauf zu erwerben.

Ich fühle hier aber ein Paradoxon nahen, denn diese charmante Frau ist gleichzeitig der eifrigste Leser meines Weblogs, den ich je hatte. Meine etwa fünfzig Stammleser mögen wir diese Aussage nachsehen, denn diese Frau gibt sich nicht mit einer Geschichte pro Tag zufrieden. Sie verschlingt meine Artikel, als wären sie der großartigste Abenteuer-Roman … hm, jetzt wo ich darüber nachdenke sind sie das sogar.

Verrückt, da findet mich jemand interessanter als ich mich selbst?!

Ich bin der Autor, sie ist der Leser, aber durch ihr Lesen wird sie zum Thema meines Lebens und Schreibens und liest in dieser Zeile über sich selbst und so weiter und so fort… Das ist die Stelle, an der ich nun erwarten würde, dass es einen lauten Knall gibt und sich das Universum in die Singularität zurückschrumpft aus der es entstanden ist. Und wenn nicht das, dann muß ich zumindest fürchten, dass sie mich hassen wird, dafür, dass jetzt die ganze Welt weiss, dass sie existiert.

Ok, sie bleibt ja anonym. Aber sie weiß natürlich, wer sie ist. Hey Du, Du bist besonders für mich! Da schaust, dass ich mich das traue zu schreiben, gell?

Vielleicht hat mich ja nur der Film, den ich vorhin sah verwirrt oder inspiriert. Der hatte so ein ähnliches Thema. Wir Computer-Fuzzis nennen sowas rekursive Schleifen. Je mehr Du mich liest, umso mehr schreibe ich Dich. Wenn ich mir diesen Nonsens zusammenträume, dann will ich noch möglichst lange schlafen. Und erst aufwachen, wenn Du mich mit einem sanften Küsschen auf die Backe weckst.

Posted in Life | Comments Off on Selbstreferenzierendes Endlosschleifenparadoxon

Film Preview: Stranger than Fiction

Kann das Leben seltsamer spielen, als es sich ein Autor auszudenken vermag? Diese Frage finden wir im Titel des Filmes Stranger than Fiction verpackt. Will Ferrell ist ein Steuerprüfer der gewohnt ist, tagein tagaus einer bestimmten zahlen-gesteuerten Routine nachzugehen, bis eines Tages seine Uhr spinnt. Plötzlich hört er die Stimme einer Frau, die sein Leben erzählt, während er es lebt.

Als diese Stimme, die zu einer Autorin gehört, genial gespielt von Emma Thompson, beiläufig erwähnt, dass er bald sterben wird, setzt dies eine Kettenreaktion in Gange, die den Zuschauer auf eine faszinierende Reise mitnimmt, die den Intellekt gleichermaßen kitzelt, wie die Lachmuskeln. Wir besuchen mehrfach Dustin Hoffman als Literatur-Professor und folgen der ungewöhnlichen Geschichte, wie sie die Form einer romantischen Komödie anzunehmen beginnt, gleichzeitig aber geschickt jeglichen Clichées ausweicht.

Während sich die Geschichte entwickelt, wird der Zuschauer mehr und mehr gefangen genommen vom selben ungläubigen Konflikt, den auch der Haupt-Charakter durchmacht. Kann das alles echt sein? Kann man seinen eigenen Tod verhindern, wenn er weiß wie er stattfinden wird? Es sind weder Geister, noch Schizophrenie noch Ausserirdische, die Erklärung für die Geschichte ist originell und so noch nie da gewesen. Nebst genialer Schauspielerei ist dies ein weiterer Grund warum diesem Film einen besonderen Ehrenplatz in der Filmgeschichte verdient.

Der Film kommt am 9. Februar 2007 in Österreich ins Kino.

Posted in Film Kritiken | Comments Off on Film Preview: Stranger than Fiction

Stille Nacht

Nach einer sportlichen ITG-Session (200 kcal) erledigte ich den obligaten Hamster-Kauf beim Metro, damit ich die vier freien Tage etwas zu essen habe. Bei der Gelegenheit kaufte ich 12 neue Trinkgläser, denn mein Bestand war über die Jahre von auf magere 3 Stück gesunken. Zu wenig Trinkgläser zu Hause zu haben verstößt gegen die Prinzipien von Feng Shui. Ganz wichtig war auch eine neue Schachtel Calgonit Tabs, die waren vor zwei Tagen ausgegangen und vier Tage kein Geschirr waschen zu können wäre eine Katastrophe gewesen.

Beheizbare_schischuh_einlagenBeim Interspar nebenan kaufte ich noch etwas zusätzliches Gemüse und entdeckte eine Eduscho-Ecke mit allerlei nützlich-ausverkauftem Krimskrams. Mich hatte ein Ding bereits fasziniert, als ich es wo anders in einer Auslage gesehen hatte. So griff ich schnell zu und erstand das letzte Paar elektrische Schischuhwärmer.

Zwei Mal musste ich vom Auto rauf in die Wohnung gehen um alle meine Einkäufe in meine Küche zu transferieren. Ich schaffte es gerade rechtzeitig zum Kino-Abend mit meinem lieben Bruder, der mir auch noch ein Geschenk in die Hand drückte.

Am vierundzwanzigsten brauchte ich nicht einmal mein Pyjama ausziehen, als ich mit dem Laptop auf meinem neuen terracotta-farbenen Sofa saß, eine Kuscheldecke über meinen Beinen, und ein 5–Dollar–Poker–Turnier nach dem anderen spielte. Meine wenig erfolgreiche Serie wurde angenehm durch den Anruf einer Freundin gestoppt, mit der ich dann ein paar Stunden über Freiheit, Stille und Abenteuer philosophierte. Ohne es zu ahnen machte diese Dame mir damit auch ein schönes Geschenk.

Dieses Gespräch und das anschließende Sprudel-Bad in meinem Whirlpool entspannten mich herrlich. Sauber und relaxed kehrte ich auf das Sofa zurück und weil es erst 18 Uhr war fing ich NOCH ein Sit-and-Go-Turnier an. Diesmal erlangte ich den dritten Platz (von 30), was mir rund 45 Dollar Preis-Geld einbrachte. Mir scheint, dass ich umso mehr Erfolg beim Spielen habe, umso entspannter ich es tue.

Während des Tages aß ich von den zuvor eingekauften Leckereien: meinen Lieblingssalat, Avocado, Radieschen, eine Riesenportion rote Grütze mit Soja-Joghurt, Gauda, Emmentaler, Pringles und erstmals selbst gemachte Maroni. Ich hatte diese beim Metro entdeckt und wollte mal schauen, ob mir die gelingen.

Maroni-Rezept: Heißluft-Backofen auf 200 Grad vorgeheizt, die Maroni kreuzweise eingeschnitten und zusammen mit einer Tasse Wasser für 15 Minuten auf einem Backblech in den Ofen. Das Wasser hält die Edelkastanien feucht. Dann kurz in ein feuchtes Geschirr-Tuch einschlagen, damit die Schalen abkühlen. Yummy!

Für den Hauptabend hatte ich mir einen besonderen Leckerbissen aufgespart, die weihnachtliche Fantasy-Geschichte “The Hogfather” vom Kult-Autor Terry Pratchett, die als zweiteiliger Fernsehfilm von Sky produziert worden war. Der Hogfather ist quasi der Weihnachtsmann für die Scheibenwelt. Die Bösen wollen ihn aber eliminieren, damit sie den Glauben der Menschen kontrollieren können. Es ist die Phantasie, die uns Menschen von den Affen unterscheidet und der Glauben an solche kleinen Lügen, die uns erst ermöglicht an die großen Lügen wie Gerechtigkeit, Fairness und Gnade zu glauben. All diese Philosophie ist geschickt in einer charmanten Story verpackt, die auch für Scheibenwelt-Neulinge wie mich noch halbwegs übersichtlich bleibt. 3 Stunden voller leichtherziger Fantasy, ideal für den Weihnachtsabend.

Hogfather

Vor dem Schlafengehen öffnete ich noch das Geschenk meines Bruders und tat ganz überrascht, wie er es mir aufgetragen hatte. Er hatte mir ein Puzzle geschenkt. Genauer gesagt eine elegante schwarze Masche zum Selberbinden, also ohne Gummizug für Anfänger. Das Puzzle daran ist, dass ich einzige Zeit knobeln werde, bis ich diese selber binden kann …

Posted in Life | Comments Off on Stille Nacht

Film: Eragon

Eragon ist der Name eines Farm-Jungen, der zufällig ein Drachen-Ei findet und dadurch ausgewählt wird, der erste neue Drachen-Reiter der Rebellen zu sein, die sich gegen einen bösen König zur Wehr setzen.

Theoretisch ein ganz netter Film für Fantasy-Fans, aber trotz der genialen Drachen-Effekte ist der Film als Ganzes eher eine Enttäuschung. Der Film kämpft mit großen Story-Problemen, denn viele Dinge sind plötzlich einfach da. Der süße Babydrache geht kurz fliegen und kommt als ausgewachsenes Modell wieder. Eragon kann plötzlich zaubern. Für gewöhnlich erwartet man sich irgendeine fantastische Erklärung für solche Kontinuitätssprünge, aber die bekommt man hier nicht. Friß oder stirb.

Die Dialoge sind öd, die potentielle Romantik im Keim erstickt und die Chemie zwischen den Darstellern nicht vorhanden. Am besten spielen noch John Malkovich (als böser König) und Jeremy Irons (als weiser Lehrer), alle anderen könnten ohne Veränderung aus einer Soap Opera stammen. Sollte Eragon wider Erwarten kein Flop werden, dann sehen wir sicher eine Fortsetzung, weil der böse König erst am Filmende richtig böse wird.

Es reicht, wenn man sich das für die Kleinen auf DVD ausborgt, den Preis der Kinokarte ist es nicht wert.

Posted in Film Kritiken | Comments Off on Film: Eragon