Soviel Luxus muß sein

Nachdem ich Phil Gordon’s Buch das erste Mal durch hatte verfolgte mich den ganzen Tag ein Gusto auf richtiges Pokern im Casino. Zuerst musste ich aber noch beim Porsche Simmering mein Auto abholen.

Seit ich die 100.000 Kilometer-Marke überschritten hatte, bestand mein Gefährt immer auf “Service Jetzt!” und von gestern auf heute wurde es durchgeführt. Bei der Gelegenheit ließ ich Q eine neue Modifikation installieren. Ein neuer kleiner roter Knopf lässt auf den ersten Blick einen Schleudersitz oder Raketenwerfer vermuten, aber für die hätte ich keine Typisierung bekommen. Stattdessen feiere ich das große Kilometer-Jubiläum mit der Erfüllung eines intimen Wunsches: Standheizung von Eberspächer. “Der Mercedes unter den Standheizungen” merkte der Techniker nebenbei an, als er mir die Funk-Fernbedienung erklärte.

Mit dem roten Knopf kann ich die Standheizung vor Ort ein und ausschalten, die Fernbedienung erlaubt die Steuerung und Timer-Programmierung bis zu einer Entfernung von 1000 Metern. Einen kleinen Nachteil musste ich leider schlucken: kein Biodiesel mehr, das verstopft angeblich den Brenner.

Dermaßen aufgerüstet düste ich zu meinem Masseur in Klosterneuburg, der den Kopf schüttelte, als ich erklärte jetzt viel zu pokern und wegen des Hustens keinen Sport zu machen. Vom Gnotzen an virtuellen und realen Poker-Tischen war die Massage wieder eine höchst willkommene Entspannung, die ich nicht missen möchte. Soviel Luxus muss sein.

Kurz nach 19 Uhr kam ich bei Erdberg vorbei und mir gingen die Poker-Visionen nicht aus dem Kopf und so entschloss ich mich beim Casino vorbei zu schauen. Ein Hold’Em Turnier hatte vor wenigen Minuten begonnen und ich ärgerte mich zunächst, dass sich das nicht ausgegangen war. Erst wollte ich Cash-Game spielen, es gab aber keinen passenden Tisch und so bestellte ich mir ein Abendessen. Meine Augen wurden dann ganz groß, als ich quer durch den Raum sah, wie ein älterer Herr zum Tisch des Turnier-Leiters ging, zahlte und zu einem Turnier-Tisch wanderte!

Es stellte sich heraus, dass man immer in den zwei Runden (ca. 1 Std.) nach Turnier-Beginn auch noch einsteigen kann! Natürlich ergriff ich auch sofort meine Chance, weil ich ja das Turnier-Spiel trainieren will. Ich machte keine schwereren Fehler und hatte mir einen komfortablen Chip-Stapel erwirtschaftet, einige Zeit ziemlich genau im Turnier-Schnitt bei 40.000 Chips. Dabei flirtete ich mit meiner Sitz-Nachbarin bis sie nebenbei ihrem anderen Nachbarn gegenüber erwähnte, dass sie verheiratet wäre. Next!

Gute Blätter schlachtete ich so gut es ging aus, mittlere Blätter bluffte ich durch um die Blind-Einsätze und Antes abzukassieren. Das funktionierte erstaunlich gut. Aus Mangel an Erfahrung realisierte ich aber zu spät, dass ich schon längst einen zu kurzen Stapel hatte.

Man kann sich entspannen, wenn man rund 30 große Blinds hat, das wäre an meinem letzten Tisch 180.000 Chips gewesen, ich hatte aber nur mehr um die 20.000, also 3 Hände bei einem Big Blind von 6000. So ging ich mit einem so la la König-6 all in und wurde durch ein Full House betoniert. Ich schied auf Platz 20 (von 100 Startern) aus und der Turnier-Leiter gratulierte mir sogar. Zufrieden über mein gutes Ergebnis verließ ich das Casino um Mitternacht.

Zu Hause probierte ich noch aus, ob die Fernbedienung für die Standheizung auch von meinem Wohnzimmer bis zu meinem Parkplatz reicht. Mit Verzückung stellte ich fest, dass ich tatsächlich die Heizung von meinem Wohnzimmer-Fenster aus einschalten kann. Nie mehr Eiskratzen, ich freue mich schon auf den Winter, wenn ich immer in ein warmes Auto setzen kann. Auf einmal bekomme ich große Lust zum Skifahren.

Übrigens ist der Vorteil vom Turnierspielen der, dass man davon schön müde wird und für einige Zeit die Nase vom Pokern voll hat. Zumindest bist zum nächsten Tag.

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Film Preview: Little Miss Sunshine

Ist schon sehr lange her, dass wir einen so guten Road-Movie aus Hollywood serviert bekamen, wie wir heute im Sneak Preview mit Little Miss Sunshine. Es geht um eine ziemlich verrückte Familie. Der Vater Greg Kinnear ist Motivationstrainer und hofft verzweifelt einen Bücher-Deal. Mutter ist Hausfrau, etwas überfordert, es gibt immer nur Fastfood-Hühnchen zum Abendessen. Sohn will zur Airforce und will erst wieder sprechen, wenn er es geschafft hat. Der schwule Onkel hat gerade einen Selbstmord-Versuch überlebt. Der Großvater zieht sich Koks-Linien rein und trainiert mit dem kleinen Mädchen im Hause Tanzschritte für den Schönheitswettbewerb für Kinder “Little Miss Sunshine”.

Alle sind durch etwas getrieben oder leicht am Verzweifeln, aber alle beginnen am selben Strang zu ziehen, als es darum geht zum 800 Meilen entfernten Ort zu kommen, wo der Contest stattfindet. Was den Leute auf ihrem Road-Trip passiert ist zwar lustig, aber Humor von der feinen intelligenten Sorte. Mit einer Message: Verlieren tut, wer es nie versucht. In uns allen stecken Sieger. Aber manchmal ist es nicht wichtig zu siegen, sondern genug sich einfach nur lieb zu haben.

Der Film wurde die letzten zwei Monate auf diversen Film-Festivals gezeigt. Vielleicht kommt er im nächsten Monat in Österreich ins Kino.

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Wie James Bond

Man sagt, dass Glück im Spiel habe, wen das Pech in der Liebe verfolgt. So ging es auch James Bond in Casino Royale, der über hundert Millionen Dollar vom Bösewicht erpokert hat, aber dafür die einzige Liebe verlieren musste. Casino Royale war der erste Kino-Film, den ich mir ein zweites Mal im Kino angeschaut habe, so gut hat er mir gefallen.

Ich denke mir schon länger, dass ich am Spieltisch sicherlich ein wahrer Glückspilz sein müsste, so viel Pech wie ich in der Liebe habe. Gleich nach dem Kino bin ich in mein Stamm-Casino gefahren um am dortigen Sonntagsturnier teilzunehmen. Um 25 EUR Einsatz spielte ich auch über eine Stunde, machte dann aber einen wirklich dummen Fehler indem ich fast alle meine Chips verplemperte, als ich meinem Sitz-Nachbarn ein All-In bezahlte, obwohl ich selbst keine passenden Karten dafür in der Hand hielt. Schwerer Fehler. Dummer Fehler. Wenig später flog raus auf ca. Platz 100 von ca. 170 Spielern.

Dann begab ich mich zu den Bargeld-Tischen, weil der Abend noch jung war und dort startete mein Glück. Ich spielte 2 Stunden bis kurz nach 23 Uhr. Dann läutete die Botschafter-Stunde, denn um elf Uhr gehen angeblich die Botschafter immer von den Parties nach Hause, damit sie für den nächsten Tag ausgeruht sind. Ich hatte in dieser Zeit zwei Früchte-Tees, ein Abendessen, eine Nutte und einen Vodka-Martini, geschüttelt und nicht gerührt. Nachdem ich alles bezahlt hatte, hatte ich immer noch 200 EUR Reingewinn in der Tasche und fuhr als Sieger nach Hause.

Ok, den Cocktail und die leichte Dame habe ich jetzt frei erfunden, aber ich neige mein Haupt in Ehrfurcht vor dem männlichen Vorbild Nummer Eins: Mr. Bond, James Bond. Er zeigt uns Männern, wie es geht.

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Bett-Poker

Die ganze Woche seit meiner Rückkehr habe ich einen lästigen Husten mit mir rumgeschleppt, so habe ich Samstag früh beschlossen, dass es am besten sei, den Tag im Bett zu verbringen. Ich erinnerte mich gestern Abend noch an die Buch-Empfehlung des einen netten Spielers aus Los Angeles und so war ich noch Shareaza an um zu sehen, ob dieses Buch vielleicht gratis zu haben sei. Tatsächlich hatte ich Glück und fand das “Little Green Book” als PDF File. Irgendein berühmter Golfer hatte mal ein kleines rotes Buch geschrieben, daher hatte der Autor die Idee für den Titel seines Buches. Der coole Junge heißt Phil Gordon und war nur 6 Jahre berufstätig, bevor er sich mit 27 zur Ruhe setzte, um die Welt zu bereisen. cool 

Nachdem ich vor dem Schlafengehen und in der Früh die ersten 30 Seiten des Buches durch hatte, fühlte ich mich schon viel schlauer und begann bei den Turnieren auf PokerRoom.com mit zuspielen. So verbrachte ich den ganzen Tag mit Pokern und brauchte dennoch nicht das Bett zu verlassen. Ich trank Unmengen an Tee und der selbe Lieferant brachte mir mittags und abends Essen vom wozukochen.at. Dafür gab ich ihm auch ein fürstliches Trinkgeld, obwohl ich das Essen schon mit Kreditkarte bezahlt hatte.

Im Endeffekt waren es wieder ein paar blöde Fehler, durch die ich aus allen Turnieren raus flog, aber ich glaube, ich merke langsam, worauf es ankommt.

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Über den eigenen Schatten springen

Gestern war ich wieder bei meinem Masseur in Klosterneuburg. Damit ich direkt nach der Arbeit hinfahren konnte, hatte ich mein Auto in der Früh in eine nahe Parkgarage gestellt. Die Massage kostete mich erfreuliche 40 EUR, das Parken ärgerliche 32 EUR. Ich muss mir da eine andere Lösung überlegen.

Ich freue mich immer, wenn Leute bemerken, dass sich etwas an mir verändert hat. Nicht nur mein Bruder hatte angemerkt, dass ich durch die kalifornische Sonne etwas Farbe bekommen hatte, bei meinem Masseur freute mich das noch mehr, denn dieser sieht mich ja Woche für Woche splitterfasernackt vor sich liegen.

Ich schimpfe gerade mit mir selbst, weil ich gestern wieder nicht meinem Vorsatz entsprochen habe, früher schlafen zu gehen. Ich bin dann in der Früh immer so grantig und kann mich selbst nicht ausstehen. Meine Ausrede für gestern abend war aber nicht (nur) das Kartenspiel. Ich folgte einem Impuls zum Media Markt, wo ich 5 Minuten vor Kassaschluß noch ein HDMI-Kabel und zwei DVI-HDMI Adapter kaufte. Damit konnte ich ausprobieren, welchen optischen Unterschied man sieht, wenn ich statt einer einfachen Videoleitung das Bild digital von meinem Media Center PC zum Projektor übertrage. Kurz gesagt: viel besser. Das Bild grieselt nicht mehr, sondern steht und ist scharf, die Farben von Battlestar Galactica sind auf einmal viel kräfiger und lebendiger. Ich fühlte mich komischerweise noch mehr in die Story hineingezogen, als ich die aktuellste Folge meiner Lieblingsserie schaute und dabei Kohlsprossen mit Feta und süß-saurer Chili-Sauce aß.

Drei Wehrmutstropfen gibt es aber: 1) Gelegentlich habe ich eine feine Bildstörung mit ein paar weissen Punkten in der Mitte des Bildes 2) ich betreibe den PC zwar auf 1280×720 Punkten, mein LCD-Panel (BENQ PE5120) hat haber nur 852×480 Punkte. Diese ungewöhnliche Auflösung kann meine Grafikkarte nicht, könnte sie es, wäre das Bild noch besser. 3) Das Bild ist jetzt so scharf, dass man durch den digitalen Trapezausgleich ein Treppenmuster in vertikalen Linien sieht.

Aber das Ganze betrachte ich sowieso nur als fröhliches Experimentieren, um die aktuellen Möglichkeiten der Technologie auszuloten, also kann ich wohl zufrieden sein. Viel Effekt für wenig Geld.

Nachdem ich gestern in der Mittagspause auf der Bank etwas erledigen mußte, ging ich beim Schottentor zum McDonalds für ein schnelles Mitagessen. Ich hatte so ein paar Eingebungen, denen ich gerne folgte. McD war die erste. Süß-saure Sauce zu bestellen für meine Kartoffel-Taler war die zweite. Die dritte war, dass ich mit dem Tablett in den oberen Stock ging, fest entschlossen einen Platz zu finden, und formulierte bereits im Kopf die Frage. Ich ortete dann einen freien Platz und ohne die Person wirklich wahrzunehmen fragte ich “darf ich mich zu Ihnen setzen?” “Ja” war alles, was ich hören mußte und schon saß ich. Dann dämmerte mir plötzlich, dass ich mich an den Tisch zu einer unglaublich attraktiven und wie sich herausstellte liebenswerten jungen Damen gesetzt hatte. Jetzt erst begann ich leicht nervös zu werden, früher hätte mich die Nervosität bereits von so einer Frage abgehalten.

Ich begann ein ganz nettes Gespräch, den Einstieg fand ich über die Anmerkung “So ein Zufall, wir haben die selbe Sauce”, denn mein Gegenüber hatte vor sich ein Portion Pommes plus zwei der süß-sauren Saucen. Ich redete mir ein, dass das Schicksal wäre und fragte den Engel dezent aus: junge Polin, seit einem halben Jahr in Österreich, älterer Freund in Toronto, geht ins siebente Gymnasium. Ich fragte nicht nacht dem Alter, damit ich ihre Illusion nicht zerstören würde, ich sei auch im Studentenalter. Ich erkannte ihre Offenheit und Neugier daran, dass sie einige Male nachfragte, obwohl ich nichts mehr sagte. Dabei schaute sie mich mit großen Augen an, in die ich mich hätte verlieben können. Wenn da nicht der Freund wäre …

Aber egal. Als ich ging, ließ ich mir von der Schülerin noch einen Zettel geben, auf dem ich die Adresse meines Weblogs, E-Mail und Telefonnummer notierte. Sie hatte einen gewissen Beschützerinstinkt in mir geweckt den ich mit diesen Worten artikulierte: “Wenn Du mal irgendwas brauchst, dann ruf mich an.” Sie schien sich darüber zu freuen und murmelte etwas in der Art, dass sie dankbar ist, nette Leute zu treffen. Mein Tag war gerettet, ich war erfolgreich über meinen Schatten gesprungen.

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