Schöner Ausblick, ironisch und real

Das Motorrad war am Vormittag von Baden zu Honda Stahl verbracht worden, während ich bei einem Vor-Vorstellungsgespräch zu glänzen versuchte. Das lief sehr erfreulich. “Sie sind bisher der vielversprechendste Kandidat, die anderen 5 haben entweder zu wenig Erfahrung, oder es fehlen geforderte Fähigkeiten.”

Bei Honda Stahl war der Ton dann erschreckend rauh. “Kein Wunder, das ist ein Zweitakt, die halten sowas nicht aus”. heul Am Nachmittag dann wieder erschreckende Neuigkeiten: die Kupplung hängt “auf der letzten Spitze” und beim schieben macht es Geräusche. Um rauszufinden, was das Bike hat, muss irgendwas zerlegt werden, was 3 Stunden Arbeitszeit zu 280 EUR kostet. Solange das niemand zahlt machen die nix. Ach, und wenn es die Kupplung ist, die kostet 680 EUR. Langsam wird mir Honda Stahl etwas unsympatisch. Morgen schaffen wir das Bike zu einem Menschen, der moderatere Tarife hat.

Am Nachmittag packte ich ein Picknick in den Rucksack und dann fuhren wir zum besten Picknick-Platz. Eine Freundin hatte sich dankenswerterweise als Testerin zur Verfügung gestellt, denn Picknicks machen zu zweit viel mehr Spass. Auf der Bellevuewiese (zwischen Bellevuestrasse und Himmelstrasse) genossen wir einen genialen Panoramablick über Wien, während meine Begleitung die Erdbeertorte vertilgte und ich mich an meinen Tomaten-Oliven-Mozarella-Salat und frischen Avocado-Aufstrich hielt. Der Platz hat den Test mit Bravur bestanden, ich werde ihn zukünftig immer wieder gerne mit entspannter weiblicher Gesellschaft heimsuchen.

Bellevuewiese

(Foto hinzugefügt am 21.6.)

GPS-Koordinaten: N 48.259303°, E 16.319364°

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Toy-Run 2006

Als ich vor 2 Wochen mein Motorrad übernahm, sah ich es noch als gutes Omen, dass der diesjährige Toy-Run unmittelbar bevor stand. Ist dieser Ausflug doch das Groß-Ereignis der heimischen Biker-Szene. Dieses Jahr profitierte das Kinderheim Hinterbrühl von einem großen Berg neuer Spielsachen, Kuschel-Tiere und der großen Spendenfreue. Mitzufahren kostete pro Maschine mindestens 10 EUR, aber die meisten Biker gaben gerne mehr.

Toy-Run Start

Neben dem besonderen karitativen Charakter, gilt der Toy-Run auch als Härtetest für Mensch und Material. Kilometerlanges Kolonnen-fahren in der Hitze ist nicht nur körperlich sehr anstrengend, viele Motorräder laufen innerlich sehr Heiß, wenn nicht ein anständiger Fahrtwind für Kühlung sorgt.

Die Strecke führte durch herrliche österreichische Landschaft über das Marchfeld, kreuzte bei Hainburg die Donau, ging am Flugplatz Spitzerberg vorbei über die Weinstrasse und dann wieder in westlicher Richtung nach Hinterbrühl.

Nach 80 Kilometern dachte ich mir zum ersten Mal “hoffentlich ist es nicht mehr weit, langsam bin ich etwas verspannt”. Und kurz vor der Grenze zum Burgenland, in einem verschlafenen Ort, dessen Name an Hintertupfing erinnert, plötzlich Motor aus. Ich versuche den Starter, nichts. Keine Lämpchen leuchten mehr. Ich schiebe an den Straßenrand, sehr plötzlich wieder ein Lämpchen für den Ständer aufleuchten und auch das Lämpchen für Neutral. So betätige ich hoffnungsvoll erneut den Starter, es macht nur Klack. Frust. Na geeeeeh, wiessoooooo.

Der nächste Gedanke der mir kommt ist, dass wir es am Tag zuvor wohl verschrien haben.

Mir bleibt nur, auf das Ende des Konvois zu warten, wo der ÖAMTC fährt, ich winke die gelben Engel zu mir, welche sofort über mein Bike herfallen. 2 Batteriepacks ändern nichts, es ist doch nicht die Batterie. Der Fehler ist nicht zu beheben, irgendwas hat sich verhängt. So wird das kraftlose Kraft-Rad auf einen Anhänger gepackt und zum Stützpunkt in Baden abtransportiert.

ÖAMTC lädt mein Bike auf

Der Transport von Baden nach Wien kostet mich 65 EUR, der ÖAMTC Schutz-Brief (kostet 31 EUR) hätte das bezahlt. Und die Woche davor hatte ich den Erlag-Schein dafür schon wieder in der Post, habe es aber als “brauch ich nicht” beiseite gewischt.

Einer der ÖAMTC Biker nahm mich bis zur nächsten Tankstelle mit, wo zufällig ein alleine fahrender Nachzügler gerade noch Kaffee trank. Als wir uns beide als Oliver vorstellten, war die erste Gemeinsamkeit (“Der Name bürgt für Qualität”) gefunden und so schaffte ich es auf dem Sozius einer 600 ccm Maschine doch noch ins Toy-Run Ziel. Ich war sehr erleichtert und sehr froh, die Frosch-Position, die ich auf dem hohen Rücksitz einnehmen musste, etwas pausieren zu können. Der permanente Liegestütz auf dem Tank ließ meinen Bizeps brennen.

Kurzweiliger Stress erzeugte die Situation, dass ich beim Aufladen des Bikes meinen Wohnungsschlüssel im Tank Rucksack vergessen hatte, der sich im Kofferraum des ÖAMTC Autos befand. Aber als dieses Fahrzeit einige Stunden später dann in Hinterbrühl eintraf hatte ich bereits über die ÖAMTC Zentrale Kontakt hergestellt und konnte aufatmen, als ich meine Tasche samt Schlüssel bekam. Irgendwie scheint mir so was in letzter Zeit öfters zu passierenpeinlich

Mein Motorrad hatten sie in Baden zwischen gelagert, weil mehrere weitere Bikes auch noch liegen geblieben waren. So bin ich wenigstens nicht der einzige Pechvogel. Obendrein gab es noch eine handvoll kleinerer Unfälle, Stürze und Hitze-Schläge, die die Sanitäter beschäftigten. Solange nur Material nicht mitspielt, ist es halb so schlimm. Das lässt sich mit Geld richten, auch wenn das zunächst Frust erzeugt.

Der Gründer des Toy-Run ließ uns zunächst eine Schweigeminute zu Ehren der Biker, die nicht mehr nach Hause kamen, halten. Später lobte ein wichtiger (keine Ahnung, wer das war) Politiker die Motorradfahrer in den Himmel als rücksichtsvoll und umweltbewußt. Das war dann schon etwas sehr kitschig, hingegen waren die Vorführungen der verschiedenen Altersklassen von Waisenkindern ganz nett anzusehen. Dass diverse Leute immer wieder für die Großzügigkeit der Biker dankten bekam ich nur mit einem Ohr mit, während ich mich stundenlang für Essen anstellte.

Gründer des Toy-Run

Wir freuten uns über strahlenden Sonnenschein und strahlende Kinder-Augen. Die Beträge, die durch die Toy-Run Spenden zustande kommen ermöglichen es vielen Kindern ungewöhnliche Erlebnisse zu haben. Von Ausflügen bis hin zu Segel-Törns reicht das Spektrum. Da bekommt man richtig das Gefühl, man wäre ein Vorbild für die Gesellschaft.

Kurz bevor sich die Massen wieder Richtung Wien in Gang setzten, machten die zwei Olivers ihren Abgang und wenig später hüpfte ich beim Gasometer vom Bike meines Retters.

Mein Held!

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Schickt Dir das Leben Erdbeeren mache daraus Obstkuchen

Meine jüngsten Ärgernisse waren dann doch nicht so schlimm. Die Motorrad-Jacke wurde mir von Louis relativ anstandslos gegen eine neue ausgetauscht, die abgebrochene Helm-Visier-Mechanik habe ich um 10,90 EUR ausgetauscht und das Motorrad hat doch kein Problem, außer dass die Kette etwas lockerer ist, als sie sein sollte.

All dies verblasst allerdings gegenüber den Problemen, die in meinem Umfeld in den letzten 2 Wochen akut wurden. Ein Haus ist abgebrannt, weil ein betrunkener Stall-Bursche mit brennender Zigarette eingeschlafen ist, was dieser nicht überlebte. Ein flüchtig bekannter Kollege aus einem Internet-Forum kam mit jungen 24 Jahren unter mysteriösen Umständen ums Leben. Mehrere Mütter liegen mit schweren Problemen in Krankenhäusern, teilweise mit unsicheren Genesungschancen. Ob das etwas mit dem teuflischen Datum 06.06.06 zu tun haben könnte, welches wir unlängst hatten?

Ich war gestern zu einer Shiatsu-Masseurin gegangen und schilderte dieser, dass ich mich so unzentriert und ungeerdet fühle. Ungewöhnlich stark von externer Motivation abhängig. Schon mein Feng-Shui-Berater hatte mir empfohlen mich mehr zu erden. Neben rhythmischer Musik und erdfarbenem Bettzeug, könne ich dies auch durch bewusstes essen erreichen. Kurz vor dem Shiatsu hatte mir eine neue Freundin auch ins Gewissen geredet, als ich mich als “Pudding-Vegetarier” geoutet hatte, also als nicht wirklich sonderlich ernährungsbewusster Nicht-Fleischesser. Diese junge Dame ist so eine Art hobbymäßige Pauline Boküse, ich konnte das noch nicht testen, aber was ich so höre ist sie eine exzellente Köchin. Aber die dritte Person, die mir täglich frisch gekochtes Essen empfahl war die Shiatsu-Frau. Sie nannte Bohnen, Voll-Korn und grünes Gemüse als optimale Nahrungsmittel für mich. So feierte ich die Wiederentdeckung von Baked Beans (weisse Bohnen in Tomatensauce) und aß diese gestern mit Brokkoli und heute mit Blattspinat.

Untertags hatte ich auf dem Nachhauseweg vom Vorbesitzer meines Motorrades zufällig ein Erdbeerfeld entdeckt und mein Instinkt sagte mir: “Yummi!” Mit dem Bike konnte ich keine Erdbeeren transportieren, so kam ich nochmal mit dem Auto wieder und kaufte mir eine Steige (2,5 kg) für mich selbst und eine weitere zum Verschenken.

Weil die Leute vom Erdbeerfeld mir auch ein Päckchen Tortengelee dazu schenkten, war ich inspiriert mein handwerkliches Geschick in einem Erdbeer-Vanille-Kuchen zu investieren. Tortenboden fertig gekauft, Soja-Vanille-Pudding drauf, Erdbeeren ausgelegt und Tortengelee darauf. 15 Minuten war mein Premieren-Kuchen fertig. Vielleicht erdete mich die Produktion, aber zur Sicherheit aß ich abends ein Viertel zusammen mit einer Kugel Eis.

Oliver mit Erdbeer-Vanille-Kuchen

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Ärgernisse

Trotz des brillianten Wetters gab es für mich heute abends viel zum Ärgern:

  • Bei unabsichtlichem Asphalt-Kontakt meines Helmes ist ein Plastikteil abgebrochen.
  • Eine Freundin entdeckte ein Motten-Loch in meinem geliebten Kaschmir-Sweather
  • Im Spandex-Handteil meiner Motorrad-Jacke geht eine Naht auf
  • Offenbar schleift bei meinem Motorrad die Kupplung ein wenig, Gänge hüpfen neuerdings hart hinein und beim Anstarten stirbt der Motor trotz gezogenem Kupplungshebel wieder ab

Nichts was man nicht durch Einsatz von Zeit oder Geld beheben könnte, aber ich hasse solche Unannehmlichkeiten, insbesondere wenn sie alle an einem Tag zusammenkommen. Arrrgh!

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Glücksprinzipien und Hilfe

Es wurde die Frage gestellt, ob ein Glücksprinzip wie im gleichnahmigen Film funktionieren kann. In diesem Film schlägt ein Schuljunge vor, Gefallen nicht an den Urheber zurückzuzahlen, sondern als Gegenleistung 3 weiteren neuen Personen etwas Gutes zu tun.

Wäre das nicht der Weg zum Paradies auf Erden?

Grundsätzlich ist meine Erfahrung, dass Menschen per se weder gut noch schlecht sind. Tatsächlich treffen sie nur ihre Entscheidungen immer so, wie sie es nach ihren eigenen Werten momentan für richtig erachten.

Ein wohltätiges System wird nur funktionieren, solange soviel Überfluss da ist, dass es nichts ausmacht, wenn ein gewisser Prozentsatz der Nutzniesser das System schahmlos ausnützt. DENN in unseren Genen stecken 2 Hauptziele: Überleben und Gene Weitergeben. Auch diese sind im Prinzip wertneutral, weil es für die Erde als Ganzes egal ist, ob ein Individuum überlebt und wie.

Nehmen wir mal an, es stimmt die Annahme, dass es keinen wahren Altruismus gibt, weil man deswegen selbstlos ist, weil es einem ein gutes Gefühl gibt. NLP sagt, der Mensch tut alles aus 2 Gründen: 1) um ein gutes Gefühl zu bekommen und 2) ein negatives Gefühl zu vermeiden.

Wenn ich gerne anderen Menschen Freude schenke, weil mir das einen Kick gibt, dann kann ich das ja tun. Wieso nicht? Solange ich meine eigene Existenz oder mein Glück nicht gefährde.

Hier ist es sogar in der kapitalistischen Welt von Vorteil, denn zu Geben stärkt in einem selbst das Gefühl man habe genug und könne daher davon hergeben. Aus einem Gefühl von Überfluss zu agieren ist immer kraftvoller, als aus einem Gefühl von Mangel. Daher spenden auch die meisten wohlhabenden Personen 10% ihres Einkommens, bei Bill Gates sind das monatlich 1 Mio Dollar, die er für gute Zwecke spendet.

Im Prinzip ist aber egal, warum jemand etwas macht. Es zählt nur, ob er 1) selbst dadurch glücklicher wird und 2) ob er durch seine Entscheidungen nicht das Glück anderer Mensch über Gebühr reduziert.

Das beste Glücksprinzip ist wohl eines, welches das Individuum und seine Bedürfnisse als kleinste Einheit sieht. Denn wenn es dem Individuum gut geht, dann wird seine Positivität ansteckend sein. Also sollte sich das Individuum erst um sich selbst kümmern und aus einem starken Kern heraus dann nach aussehen gehen. Nicht aus Mangel sondern aus Überfluß.

Ein Beispiel ist der Handel mit Aktien. Immer wenn jemand Aktien kauft, dann verkauft gleichzeitig jemand anderer diese Aktien. Der Käufer hofft auf ein Wachstum, der Verkäufer befürchtet ein Nachlassen des Kurses. Das Geschäft für sich ist also wertneutral, vorausgesetzt es wird das Spiel nicht manipuliert.

So stehen in jeder menschlichen Interaktion stehen gegensätzliche Interessen gegenüber. Im Idealfall sind die Interessen zu vereinbaren und ein Win-Win (1+1 = 3) zu schaffen. Kreative Köpfe schaffen dies fast immer, normale Menschen sind mit Kompromissen zufrieden (1+1 = 1,5)

Tatsächlich ist ein Aktienhandel ein Win-Win, weil Käufer und Verkäufer dadurch ihre Marktmeinung abbilden können. Derjenige, der nicht recht hat, kann aber deswegen nicht dem anderen die Schuld geben, wenn seine Aktien an Wert verlieren.

Die höchste Kunst des Helfens ist, es tun zu können, ohne Gegenleistung zu erwarten. Dankbarkeit funktioniert nur sehr eingeschränkt als menschliche Motivation. Die Abhängigkeit von Gegenleistungen signalisiert wieder, dass man eigentlich keinen Überfluss hat, den man teilen könnte. 

Genauso trügerisch sind Wohltaten an anderen Menschen, die auf den ersten Blick lieb gemeint sind, aber im Endeffekt einen negativen Effekt haben. Keinesfalls sollte man sich selbst in Schwierigkeiten bringen, wenn man jemand anderen zu retten versucht. Das ist ein Grundprinzip in der Ersten Hilfe: Selbstschutz vor Fremdschutz.

Natürlich ist Wohltätigkeit auch eine gute Ablenkung von den eigenen Problemen. Wenn jemand größere Probleme hat als man selbst, dann erscheinen die eigenen Probleme weniger tragisch.

Und dann gab es noch die Weisheit “Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott”. Aber aus einer ähnlichen Quelle: “Bittet und euch wird gegeben. Klopfet an und euch wird aufgetan”.

Also sind sich die religiösen Leute auch nicht einig, ob man sich jetzt selbst helfen oder um Hilfe bitten soll. Vermutlich wird man aber sowieso das machen, wobei man sich wohler fühlt.

Ich werde also weiter dort helfen, wo ich das Gefühl habe, dass es allen Beteiligten einen langfristigen Nutzen bringt, oder wo ich mich an angenehmer menschlicher Nähe erfreuen kann. Wenn ich eine aber eine Bitte um Hilfe ausschlage, dann kann man sicher sein, dass ich dafür gute Gründe habe. Wie alle Menschen habe auch ich Herausforderungen, aufgrund derer ich manchmal selbst auch Hilfe brauche.

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