Oliver Drobnik

Endlich steht der Frühlingsbeginn vor der Türe. Heute um 19:26 ist die Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche, die den astronomischen Frühlingsbeginn markiert. Ab morgen sind die Tage wieder länger als die Nächte. Selten sehen sich die Österreicher derart in einer Sache vereint, wie in der Meinung, dass wir uns diesen Frühling wirklich verdient haben. Gäbe es eine Partei zur zum Austritt aus Herbst und Winter, hätte sie mit Sicherheit die absolute Mehrheit.

Am letzten Sonntag dieses Winters wurden uns Schifahrern bestmögliche Bedingungen geschenkt. Warme Sonne ludt ein, ihr das Gesicht zuzuwenden, der Schnee am Stuhleck griffig leicht ansulzend und nachmittags kaum mehr Wartezeiten an den Liften. Ich musste Ersatz für meine verlorene Haube schaffen und kaufte mir ein sportliches Stirnband, das mir die Ohren warm hielt. Nett war auch die Bekanntschaft einer russischen Diplomaten-Tochter gemacht zu haben, angeblich ist der Semmering die Lieblings-Destination des Botschaftspersonals.

Ich habe mich leider gestern auch ärgern müssen. Ich habe meine optische Brille verloren, irgendwo beim Lift-fahren oder auf der Piste. Sie blieb das auch bis zu meiner Heimreise. Erst hatte ich ein mulmiges Gefühl, ohne Brille autofahren zu müssen, aber das ging dann trotz 2 Dioptrien eigentlich problemlos. Anfangs redete ich mir selbst noch gut zu “Oliver, Du bist ja in Instrumenten-Flug ausgebildet. Du siehst mehr als genug.” und entspannte mich dann recht schnell.

Bei verlorenen Gegenständen überlege ich zumeist, was mir das sagen soll. Entweder soll ich eine Veränderung herbeiführen, oder den Gegenstand durch einen besseren ersetzen. Im Falle einer verlustigen Brille war mein erster Gedanke der, mir wieder Kontaktlinsen zu bestellen. Zweiter Gedanke war wieder der, meine Sehschärfe per Laser korrigieren zu lassen. Die Idee nie wieder Sehbehelfe zu brauchen fasziniert mich gewaltig. Leider bin ich leicht hypochondrisch veranlagt und fürchte um mein Augenlicht. Aber ich werde da auf jeden Fall mehr Informationen einholen. Kennst Du wen, der Erfahrungen mit dem Lasern hat? 

Schließend möchte ich noch bitten Kommentare zu neuem Outfit zu hinterlassen.

Ich fahre zu Mittag auf’s Stuhleck für 3 Stunden carven. Genug Schnee und Sonnenschein warten auf uns. Wer kommt mit?

Wir Techniker haben oft kein sinnvolles Stil-Verständnis. Dies liegt zumeist daran, dass in den Computer-Kämmerchen, in denen wir uns für gewöhnlich verkriechen, egal ist, was wir tragen, solange gewisse Mindest-Standards für Wärme und Anstand erfüllt werden. Techniker sind unfähig Erscheinung über Funktion zu stellen. Das ist auch besser so, denn wäre es anders, würden Atomkraftwerke gebaut werden, die nur so aussehen, als würden sie die Strahlung drinnen halten. Außerdem fällt uns Technikern schwer, uns solange zu verstellen, bis das Objekt der Begierde uns so liebt, wie wir sind. Es liebt uns oder nicht. 0 oder 1. Alles andere ist “fuzzy”.

Da meine Freunde mir aber erfolgreich einreden konnten, dass die Funktion meiner neuen Garderobe ist, meine gewinnende Persönlichkeit zu unterstreichen, habe ich nachgegeben. Es ist gut, Freunde von außerhalb der Branche zu haben, die einen geduldig beim Beute-Zug im Mode-Geschäft begleiten und helfen eine kesse Garderobe zusammenstellen. Wie zum Beispiel:

• Rosa Hemd, soviel modischer Mut muss sein: Zara Man
• Blauer Pullover für ein wohliges Gefühl: Zara Man
• Dunkelblaue hüfthohe Jeans mit Knackarsch-Faktor: Diesel
• Schwarze Schuhe für einen schlanken Fuß: Bally
• Gürtel in passendem Schwarz: Olymp
• Passende Uhr für den Abenteurer: Rolex Explorer II
• Fetziger Haarschnitt und Bartwuchs auf 1 mm getrimmt: Friseur ums Eck

Somit ergibt sich ein gefälliges Ensemble das zur Annahme verleitet, ich hätte Geschmack.

Bild: Der Salon-Löwe setzt zum Sprung an, bereit seine Beute zu erlegen.

Meine Buttermilch-Krawatte fand ein Happy End. Sie ist zwar noch etwas steif, aber man sieht ihr nicht mehr an, dass sie einmal in Buttermilch getränkt war.

Bei meinem letzten Personal Training wollten wir einen Leistungstest machen, aber das habe ich unabsichtlich boykottiert, indem ich meine Sport-Schuhe vergaß. So lief ich in roten Bade-Schlapfen in der Kraft-Kammer herum und wir machten den Kraft-Teil. Den Ausdauerteil verschoben wir auf nächsten Dienstag früh. Eh besser so, denn Ausdauer-Leistungen sollen am Vormittag besser sein.

Ein vorläufiges Ergebnis haben wir auch schon. Eigentlich bin ich für meine Altersklasse überall exzellent, einzig beim Bauchmuskel-Test habe ich die Anforderungen nicht erfüllen können. Somit heißt es für mich: weiterhin das zukünftige Six-Pack trainieren. Zum Auslockern ging ich wieder schwimmen mit 10 Kraul, 10 Brust, 10 Kraul, 10 Brust, Erschöpfung. Es ist immer wieder erstaunlich, was noch geht, obwohl man eigentlich von der Kraft-Kammer geschafft ist. In der Dampf-Kammer hat man dann wirklich das Gefühl es hat was gebracht.

Beim anschließenden Sushi-Ritual traf ich zufällig einen Schul-Kollegen aus meiner Gymnasialzeit. Damals schon war er immer cool und behandelte mich herablassend. Jetzt ist mir klar warum, denn er ist Anwalt geworden. Jetzt behandelt er alle Menschen cool und herablassend und kassiert dafür bis zu 300 EUR die Stunde. Nicht mein Ding, aber solche Menschen muss es auch geben, denn irgendwer muss sich die Finger schmutzig machen.

Gestern Vormittag besuchte mich ein Dokumentations-Team, um meine Wohnung zu fotografieren. Es war aber nicht das von “Schöner Wohnen”, sondern von einer Bauherren-Versicherung. Das hässliche flache Gebäude neben unserem Wohnhaus wird nämlich demoliert und dabei können sich theoretisch Verwerfungen ergeben, die dazu führen, dass Türen klemmen, Parkett-Fugen die Größe ändern, Risse entstehen und ähnliches. So kann die Versicherung sehen, was für Schäden vor dem Bau schon da waren, denn für diese kann sie nicht zur Kasse gebeten werden. Na ich hoffe der Neubau geht ohne Probleme für unser Haus über die Bühne, in jedem Fall wird das neue Büro und Geschäftsgebäude direkt neben der U3 Zippererstrasse das Grätzel hier enorm beleben.

Letzten Samstag war ich mit Direktor und Direktorin zum Gewand-Einkaufen und habe mein Monats-Budget für Essen verprasst. Jetzt muss ich zwar hungern, aber dafür schau ich gut aus. Nein, ganz so schlimm ist es nicht, aber wenn man ein paar eng geschnittene Diesel-Jeans und italienische Hemden kauft, dann sind schnell einige hundert Euro weg. Ich bekam meine Hosen vom Kürzen zurück und freue mich schon auf die erste Gelegenheit meinen neuen Look zu präsentieren, denn erstmalig soll es mit der neuen Kleidung möglich sein, dass Frauen auf meinen knackigen Arsch aufmerksam werden. Bisher hatte ich diesen unter Schlabber-Look verborgen.

Abends traf der “Pickwicks Stammtisch” zusammen. Diese Runde war ursprünglich daraus entstanden, dass 4 Leute sich einig waren, ihren tristen Jobs entfliehen zu wollen um vielleicht irgendwann wirtschaftliche Freiheit genießen zu können. Durch meinen Freund Mark stieß ich jetzt auch zu dieser Gruppe und bin begeistert. Jeder der bisherigen Mitglieder ist für sich einzigartig und in seinem Bereich unglaublich versiert. Wir haben dann beschlossen, einen Verein zu gründen, der das Ziel hat zu erkunden, wie mit legalen Mitteln in Österreich finanzielle Unabhängigkeit erlangt werden kann und diese dann zu fördern. Denn erstens rechnen wir damit, dass es noch mehr Leute gibt, die schon früher als mit dem gesetzlichen Pensionsalter ihr Hamster-Radl verlassen möchten, andererseits gibt uns ein Verein eine juristische Person in die Hand, die unabhängig von der Mitglieder-Struktur ist. 

1. Setze deine Brille ab. Dadurch bist Du weniger kritisch mit den Frauen, die natürliche Unschärfe des Gesehenen wirkt als automatischer Weich-Zeichner und Du traust dich auch hässliche Frauen anzusprechen. Gleichzeitig wirst Du verwegener auf die Frauen wirken. Du kommst dann nicht mehr in Versuchung quer durch den Raum Frauen anzulechzen, denn so weit siehst Du gar nicht. (siehe Punkt 7)
2. Alkohol. Auch durch die Konsumation von ausreichenden Mengen alkoholischer Getränke verlierst Du alle Hemmungen, bist weniger kritisch und mutierst zum ultimativen Entertainer. Etwa so wie Frank Sinatra, wenn er “My Way” mit einem Whisky Glas in der Hand singt. Sorge aber gleichzeitig für ausreichend Alkoholisierung Deiner unmittelbaren Umgebung, so dass man Dich mindestens genauso lustig findet, wie Du Dich selbst.
3. Trage eine Rolex. Behaupte eine Millionärin hätte sie Dir aus Dankbarkeit für erwiesene sexuelle Dienste geschenkt. Zieht dies nicht, haben teure Uhren den gleichen Effekt wie rote Autos mit Pferden drauf, Designer-Klamotten und ein Bündel Geldscheine: Deine Genitalien wirken wesentlich größer und Du brauchst keinen Socken mehr in deiner Unterhose verstecken. Nur aufgepasst: die Effekte dieser Status-Symbole sind kumulativ und ab 1 Meter Manneskraft wirkst Du unglaubwürdig, das ist der so genannte “Mann-O-Meter”.
4. Keine Beziehungen! Eine Beziehung zu haben heißt, nur einmal pro Monat zur dürfen und das auch nur, wenn man brav war. Sage “ich will derzeit keine Beziehung” und jeder wird glauben Du hast täglich Sex mit ständig wechselnden Partnern. Diesen Erfahrungsvorsprung wird kein anderer Mann je aufholen können. Frauen wollen nicht nur sehr erfahrene Männer sondern insbesondere solche, die sie nicht haben können. Dich kann niemand haben, also will Dich jede Frau verführen. Jetzt brauchst Du nur noch eine “jede Frau” finden (siehe Punkt 5).
5. Flirte alles an, was atmet. Im Verkauf hast Du gelernt, dass jedes frostige Nein dich einem begeisterten Ja näher bringt. Es ist nur eine Frage von einigen wenigen hundert Frauen, bis Du eine findest, der Du ohne Gewand besser gefällst als angezogen. Jedes Nein stärkt deine Nehmer-Qualitäten (ein Begriff aus dem Boxen, der aussagt, wie oft man “in die Goschen” bekommen kann ohne KO zu gehen).
6. “Es gibt keine frigiden Frauen, nur schlechte Liebhaber” bemerkst Du beiläufig, denn diese Weisheit hast Du im Buch “Wie man eine Frau befriedigt” (Naura Hayden) gelesen. Und offenbar musst Du einer von den seltenen guten Liebhabern sein, denn sonst würdest Du nicht über dieses Wissen verfügen. Überrasche mit dem Wissen um den Kuss der Trobriand Inseln (gegenseitiges Abbeißen der Wimpern) und dass Dein Lieblingskuss der Hollywood-Kuss ist (beide aus “Die Kunst des Küssens”). Wie der geht? Das kannst du gerne vorführen. Oder vielleicht etwas Kama Sutra oder Tantra? Im Prinzip ist es auch nur Sex, aber ihn mit indischen Worten zu bezeichnen steigert die Orgasmushäufigkeit bei den Sexualpartnerinnen enorm.
7. Sei ein Fischer von Frauen. Die beste Methode Frauen zu treffen ist, etwas besseres zu tun zu haben, als Frauen zu treffen. Sitze also geduldig am Ufer, denn ansonsten wühlst du das Wasser auf und vertreibst die Prachtexemplare. Verwende gute Köder, ziehe die Frauen zu Dir, sobald Du sie am Haken hast. Dann hilft es eine Keule zur Hand zu haben um einen eventuellen letzten Wiederstand zu beseitigen. Du läufst keiner Dame hinterher. Das würde dich nur außer Atem bringen. Ein Gentlemen beeilt sich nicht, er sei denn er ist auf der Flucht.
8. Habe keine Zeit. Wer ein Date mit dir will, der muss es Dir rechtzeitig mitteilen, weil dein Wochenende spätestens am Mittwoch verplant ist. Du weißt schon, diese ganzen privaten “Festln” in den Nobel-Bezirken der Stadt. Ja, es ist schon anstrengend so gefragt zu sein, da sehnt man sich richtig nach einfachem unkompliziertem Sex. Da Du keine Beziehung hast (Punkt 4), kann auch niemand über deine Zeit bestimmen. Die wenige Zeit, die Du dann doch erübrigen kannst, wird umso wertvoller erscheinen. Es geht sich dann halt nur ein Quickie aus.
9. Steigere deine Libido. Frauen können Libido riechen als wäre sie ein himmlisch duftendes Parfum. Steigere also deine Libido so viel wie möglich. Es hilft viel Sport zu treiben (außer Radrennen) und männliche Hobbies zu haben wie Fallschirmspringen, aktiver Motorsport oder Kampf-Sportarten. Generell wird alles, das Dir Erfolgs-Erlebnisse verschafft,  auch Dein sexuelles Verlangen steigern. Ab einer gewisse Menge dieses Verlangens entwickelst du Zauberkräfte. Dann ist alles, was es braucht ein halb-kreisförmige Handbewegung und die Worte “es ist ok wenn ich dich errege”.
10. Alles eine Frage der Statistik. Du bist ein Mann und kannst daher mit der Tabellenkalkulation Excel umgehen. Mache eine Liste von allen Frauen, mit denen Du bisher intim warst. Dabei ist es egal ob ihr Sex hattet oder nur darüber geredet habt. Berechne den Durchschnitt und Du stellst fest, dass Du problemlos auf mindestens eine “sexuelle Begegnung” pro Monat kommst, was schon mehr ist als Leute in fixen Beziehungen (siehe Punkt 4). Stelle erstaunt fest, dass sich die Zahl seit dem letzten Jahr verdoppelt hat. Wenn der Trend so weitergeht, wirst Du in 5 Jahren wirklich täglich Sex haben.