Film Preview: Falling for Grace

Wir durften – angeblich als erste Europäer – in der Sneak Preview den Film “Falling for Grace” sehen, mit dem sich die US-Chinesin Fay Ann Lee einen Herzenswunsch erfüllte. Von ihr stammt das Buch, sie spielte die Hauptrolle und machte auch die Regie. Der Film hat in Europa auch noch keinen Verleih, weshalb wir gebeten wurden, nach der Vorstellung auf einer eigens eingerichteten Website einen Fragebogen auszufüllen. Frau Lee schien mir eine mutige Frau zu sein, weshalb ich mir den Film mit besonderer Neugierde zu Gemüte führte. Der Titel ist übrigens ein Wortspiel zwischen der üblichen Redewendung “to fall from grace” (in Ungnade fallen) und “to fall for Grace” (sich in Grace verlieben). Beides sind Themen, die im Film vorkommen.

Fay Ann Lee spielt Grace Tang, die Zeit ihres Lebens zur Society gehören wollte. Als sie mit der Besitzerin von Shanghai Tang, einem New Yorker Kleidungsgeschäft verwechselt wird, lernt sie einen feschen Anwalt kennen, mit dem sogleich eine Romanze aufkeimt. Etwas verkompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass Grace ihre chinesische Familie unterstützt und gleichzeitig jener Anwalt darauf aus ist eine Billig-Fabrik der Kleiderfirma zu schliessen, in der ihre Mutter arbeitet. Es ergibt sich einfach keine Gelegenheit mit der Wahrheit herauszurücken…

“Falling for Grace” erinnert insofern an Komödien wie “My Big Fat Greek Wedding”, weil sie einen humorvollen Einblick in die Lebensweise eine fremden Kultur mit ihren Eigenheiten bietet. Aber das ist schon alles an Gemeinsamkeiten, denn diese Komödie ist in vielerlei Hinsicht besonders. Mir ist keine andere romantische Komödie bekannt, in der eine chinesische Amerikanerin die Hauptdarstellerin mimte. Im Gegensatz wirkt Grace nicht so poliert und steril wie wir es sonst meist aus Amerika serviert bekommen, die Handlung eskaliert nicht allzu sehr, sondern plätschert leicht verspielt vor sich hin. Gerade den reiferen Zusehern wird vermutlich gefallen, dass der Film dadurch eine lebendige lebensnahe Qualität bekommt. Der Film ist vielschichtig, entspannt und humorvoll zugleich.

Gestört hat mich die teilweise schlechte Bildqualität. Optisch kann der Film zwar mit teuren Produktionen leicht mithalten, aber zeitweise muss man meinen, dass der Kameramann besoffen sein musste. Da gibt es stellenweise Szenen, in denen zwei Menschen in Nahaufnahme miteinander sprechen, aber die Wand im Hintergrund scharf ist. Dann war noch der fesche Hauptdarsteller übermäßig geschminkt, was einem in der New Yorker Society wohl begegnen kann, aber dieser Charakter ist einfach nicht dieser metrosexuelle Typ.

Zusammenfassen zücke ich meinen Hut vor Fay Ann Lee, die mit ihrem Werk nicht nur ihren eigenen Wunschtraum erfüllt hat, sondern uns eine ungewöhnliche Unterhaltung liefert, die für Indepent-Filme eine außergewöhnlich hohe Qualität aufweist. Ich empfehle ich diesen Film uneingeschränkt als intelligenten Date-Movie bzw. Film für Zwei.

Posted in Film Kritiken | Comments Off on Film Preview: Falling for Grace

Video Disk Recorder

Was nehmen, wenn nicht stehlen?

Ich habe gestern meinen unseren Linux Media PC neu eingerichtet, insbesondere, weil ich das selbst können möchte um nicht auf externe Genies angewiesen zu sein. “Können” heißt bei mir auch: “souverän und in unter einer Stunde”, damit wir rechtzeitig einen entspannten Abend haben können.

Zur Erinnerung an die Hardware: ich habe einen Shuttle Barebone mit Athlon XP CPU, eine “full-featured” Technotrend DVB-S Karte mit SCART-Anschluss und Fernbedienung, eine passiv gekühlte alte NVIDIA Grafikkarte und natürlich ein DVD-Laufwerk.

Unter Linux gibt es eine Vielzahl an Hobby-Projekten für den TV-Empfang, die alle unterschiedliche Zielsetzungen haben. Die beiden größten sind VDR (Video Disk Recorder) und MythTV. VDR ist sehr leichtgewichtig und primär gedacht TV-Karten mit eingebautem MPEG-Decoder-Chip zu verwenden. MythTV zielt eher auf die Verwaltung der digitalen Medien ab und bietet eine schöne grafische Oberfläche. VDR fühlt sich in der Bedienung sehr wie eine herkömmliche Settop-Box an und obendrein hatte ich schon erste Erfahrungen damit gesammelt, weshalb ich mich auch dieses mal für VDR entschied.

Und jetzt nochmal mit Gefühl …

Einmal schon hatte ich neugierig am bestehenden System herumgebastelt und damit einen Sonntag vergeudet, weil ich erst etwas kaputt gebessert hatte und danach Stunden brauchte um wieder einen funktionierenden Zustand herzustellen. Meine Lehre daraus war, Experimente an funktionierenden Systemen zu unterlassen und stattdessen eine neue Festplatte zu verwenden.

Ich hatte mir die größte IDE-Festplatte gekauft, die ich finden konnte. Das waren 500 GB für 100 EUR, genug Platz für etwa 200 Stunden aufgezeichnete Fernsehsendungen in SAT-Qualität. Der erste Schritt war, die andere Platte durch diese zu ersetzen.

Es gibt nicht nur ein Linux, sondern eine Vielzahl an Dialekten, die in noch einer größeren Anzahl an verschiedenen Distributionen zu haben sind. Für Linux-Anfänger mit Media-Center-Ambitionen ist es am einfachsten die Variante C’T VDR 6.1herunterzuladen und zu brennen. Das gleichnamige Computermagazin hat hier tolle Arbeit geleistet, nicht nur bekommt man ein windschnittiges Linux, auch sind auf der Installations-CD alle nötigen Treiber, Pakete und VDR selbst enthalten. Der Installationsvorgang ist schnell und intelligent, der User muss nur so einfache Frage wie gewünschter Computername oder Administrator-Passwort beantworten.

Während der Installation empfiehlt es sich den PC an ein Netzwerk anzustecken, damit der Installer auf eventuell aktualisierte Pakete zugreifen kann. Tatsächlich änderte sich der Versionsnummer während der Einrichtung von 6.1.2 auf 6.1.3, die aktive Entwicklungs-Community hat offenbar schon wieder Fehler ausgebessert. Für den laufenden Betrieb ist kein Netz nötig, weil die Programminformation direkt aus dem Strom der Fernsehdaten genomen wird, es sei denn man will im Betrieb auf seine Box zugreifen.

Die Kanalinformation ist in der Datei channels.conf enthalten und bietet eine gute anfängliche Kanalliste. Ich brauchte nur das Gerät nach der Software-Installation nur an die SAT-Antenne anstecken und starten, schon hatte ich ein Fernsehbild über SCART. Um die Kanalliste zu vervollständigen führte ich mit einem weiteren Plugin eine Kanalsuche aus. Richtige Profis hätte hier vermutlich dvbscan verwendet. Man kann die Reihenfolge der Kanäle zwar händisch in der Kanalliste ändern, aber ich nahm dann doch einen Editor zu Hilfe um die interessanten Kanäle nach vorne zu reihen.

Was noch nicht ging, war die Fernbedienung. Bei den meisten TV-Karten wird ein Infrarot-Empfänger samt Fernbedinung mitgeliefert. Das Kabel des Empfängers steckt man auf der TV-Karte mit einem Klinkenstecker an und das Infrarot-Auge befestigt man an einer Stelle an der der Infrarot-Strahl der Fernbedienung ihn erreicht. Um diese Geräte verwenden zu können installiert man das VDR Plugin “remote”, welches man in den erweiterten Optionen des Installers auswählen kann.

Das Remote Plugin verwendet remote.config um die Zuordnung von Tasten zu Befehlen zu speichern. Wenn man diese Datei löscht und dann VDR startet, dann meldet sich das Plugin zum Anlernen der Fernbedienung. Wichtig ist hier, dass VDR nicht läuft, wenn man die Datei löscht, denn wenn man VDR schließt, schreibt das Plugin die aktuelle Konfiguration in besagte Datei.

Zur Verschönerung der Oberfläche nützte ich noch das Plugin text2skin und die Skin Elchi, die im Informationsbalken nette kleine Sender-Logos einblenden kann. In der Vielzahl der verfügbaren Plugins muss man durch Ausprobieren jene heraussuchen, die einem am besten gefallen. So gibt es zum Beispiel mehr als 4 verschiedene Arten, wie man die elektronische Programmzeitschrift (EPG – electronic program guide) angezeigt bekommen kann.

NVIDIA hat die besten Grafikkarten für Linux Media-PCs

Hier ist man im Prinzip fertig, es sei denn man hat keinen MPEG-Decoder auf seiner TV-Karte. Ohne diesen muss die CPU den komprimierten Fernsehdatenstrom auf anzeigbare Bilder umrechnen, was für moderne Prozessoren auch keine Hexerei mehr ist. Ein weiterer guter Grund für diese Methode ist auch, wenn man das TV-Bild auf HDTV hochrechnen lassen möchte um es beispielsweise digital über VGA oder DVI bzw. HDMI an seinen Flachbildfernseher zu schicken.

Die Verwaltung der Darstellung übernimmt dann statt der TV-Karte der XServer:

apt-get install xserver-xorg

Man benötigt eine Grafikkarte, die in der Lage ist, das Fernsehbild schnell genug darzustellen. Unter Linux gibt es für mich nur NVIDIA, die das Linux-Volk mit performanten und leicht zu installierenden Treibern verwöhnen. AMD ATI probiert das zwar auch, aber es ist vergleichsweise wesentlich komplizierter den proprietären Treiber von ATI zum Laufen zu bekommen.

Man hat zwar die Möglichkeit den open source Treiber für nVidia zu verwenden (“nv” in xorg.conf), aber der optimierte Treiber von nVidia ist schnell heruntergeladen und kompiliert. Die nötigen Voraussetzungen holt man sich so:

apt-get install binutils build-essential linux-headers-`uname -r` pkg-config xserver-xorg-dev

Dann braucht man nur noch das von NVIDIA heruntergeladene Paket ausführen und schon baut es einem ein Kernel-Modul und den Treiber. Am Ende fragt einen das Programm auch noch, ob die xorg.conf angepasst werden soll. Das kann man mit einem freudigen “Ja!” beantworten und dann den PC neu starten, damit das neue Kernel-Modul zur Boot-Zeit geladen werden kann.

Digitale Ausgabe für DVB-S lässt zu wünschen übrig

Die nötigen Komponenten für Ausgabe auf VGA sind schnell installiert:

apt-get install xorg xineliboutput-sxfe

Hat man das VDR Plugin xineliboutput laufen, dann braucht es nur folgenden Befehl um die Ausgabe auf VGA umzuleiten:

xinit -e vdr-sxfe -f xvdr:tcp://localhost --fullscreen

Ich habe das kurz ausprobiert und tatsächlich sah ich das Fernsehbild über VGA. Es war aber grauslich viel schlechter als das analoge Bild über SCART. Die Ausgabe war voller optischer Artefakte und hatte Zeilensprünge. Der Grund für den dramatischen Unterschied ist, dass unser toller neuer TFT-Fe
rnseher innerlich viel Aufwand betreibt um das analoge Signal von Zeilensprung auf ganze Bilder zu bringen und obendrein die Auflösung auf die des Panels mit 1366*768 zu vergrößern.

Da lernt man erst die Technologie zu schätzen, die in seinem Fernseher steckt. Aktuell ist meine Erkenntnis, dass sich digitale Bildübertragung (VGA, DVI, HDMI) nur dann auszahlt, wenn die Bildquelle eine HDTV-Auflösung liefert.

Fortsetzung folgt zur nächsten Bastelstunde.

Posted in Tech/Toys | Comments Off on Video Disk Recorder

Arbeit fördert Krebs

Als ich nach einer Rufbereitschaftsnacht mit wenig Schlaf in die Firma kam, las ein netter Kollege die neueste Erkenntnis der Wissenschaft laut vor: “Nachtarbeit erhöht möglicherweise das Krebsrisiko“. Gibt es nichts wirklich neues, dass die diversen Wissenschaftler jetzt immer mit solchen aufgewärmten alten Binsenweisheiten an die Öffentlichkeit gehen?

Das weiß doch schon jeder, dass sich das Immunsystem im Schlaf regeneriert. Schlafmangel oder schlechte Schlafqualität (z.B. durch Schichtarbeit) führen bekanntlich zu einer geschwächten Immunabwehr, wodurch man sich leichter einen Schupfen einfangen kann. Unsere Zellen teilen sich fortwährend und dabei haben sie eine Art Schwanzerl, genannt Telomere, das bei jeder Zellteilung kürzer wird. Ist es weg, dann stirbt die Zelle. Dieses eingebaute Ablaufdatum verhindert dass Zellen zu alt werden, weil durch das ständige Kopieren des Erbmaterials die Wahrscheinlichkeit einer negativen Mutation zunimmt. Durch Umwelteinflüsse kann diese Kontrollfunktion ausgeschalten werden, dann ist eine Krebszelle entstanden.

Es ist nicht zu vermeiden, dass permanent einzelne Krebszellen entstehen. Dafür hat das menschliche Immunsystem Fresszellen entwickelt, die die Krebszellen rechtzeitig aufzufressen versuchen, bevor ein Schaden entstehen kann. Ein geschwächtes Immunsystem produziert nun eben wesentlich weniger Freßzellen und daher ist es logisch, dass ihm ob kurz oder lang eine Krebszelle durch die Lappen geht.

Großstädter sind dem höchsten Krebs-Risiko ausgesetzt, denn einerseits ist dort die Umweltverschmutzung am größten und anderseits sind die individuellen Immunsystem ständig aktiv, weil man durch den Kontakt mit großen Menschenmassen ständig einer Vielzahl an Krankheitserregern ausgesetzt ist. Zwar läßt sich das Immunsystem in einem gewissen Rahm stärken oder abhärten, aber jüngste Statistiken zeigen, dass der Krebs in der Großstadt gewinnt.

Hier sei wieder auf die alten bekannten “freien Radikale” verwiesen. Gemeint ist nicht eine jugendliche Schlägertruppe, sondern Sauerstoffverbindungen, den ein Molekül fehlt und sie dieses daher liebend gerne aus einem DNA-Strang klauen wollen. Diese gemeinen Radikale entstehen zwar auch im Rahmen des Stoffwechsels, aber Abgase und Zigarettenrauch liefern die wirksamsten Krebsgase.

Glücklicherweise kann man dem Körper da ein wenig helfen. Das System, das freie Radikale entschärft freut sich besonders über die Vitamine A, C und E, wenn man die vorsorglich über die Nahrung zu sich nimmt. Apropos Ernährung …

Das Land in dem die meisten Menschen an Krebs sterben ist übrigens Japan! Man möchte meinen, dass das nicht sein kann, weil die doch so gesund leben, all der Fisch und die Algen… Tun sie auch und dadurch leben sie auch viel länger als der Durchschnitt. Aber das Krebsrisiko wächst mit dem Alter und ist es für jeden Menschen wahrscheinlich dass er im Endeffekt Krebs bekommt, wenn er nur alt genug wird.

Ich für meinen Teil fühle wieder einen Schub an Hypochondrie in mir aufsteigen und sitze daher jetzt im Zug aufs Land, damit ich dort mit guter Luft, gesundem Bio-Gemüse und lieber Fürsorge der Partnerin den versäumten Schlaf der letzten Nacht nachholen kann. Man kann nicht genug vorsichtig sein, jedenfalls gibt es auf dem Land weitaus weniger Radikale.

Posted in Life | Comments Off on Arbeit fördert Krebs

GusiTube als Einschlafhilfe

Wer hat nicht das Problem, dass er manchmal abends herumwälzt und vor Sorge um seine Pension nicht einschlafen kann? Der Fernseher ist auch keine Hilfe, hunderte Kanäle voller Nichts zum Anschauen. Doch halt! Bundeskanzler Gusenbauer kommt zu Hilfe!

GusiTube

Gusi stellt sich nun regelmäßig vor einen Teleprompter und liest uns sanfte Videobotschafen zum Einschlafen vor. Diese finden sich online unter den Videobotschaften des Bundeskanzleramts. Wer dann immer noch nicht schlafen kann, weil sich statt Müdigkeit nun Grant regt, der sei empfohlen: mache doch einfach die Augen zu, denn vermutlich macht Dich nur Gusis Gefuchtel mit den Händen so nervös.

Herr Gusenbauer kann leider nicht singen, denn sonst hätte er, wie früher nach Programmschluss üblich, die Nationalhymne als Wiegenlied angestimmt. Aber seine Statements stehen dem “Land der Berge. Land der Ströhöme” in Lobhudelei in Nichts nach, seine Spin-Doctors haben ihm aus ihrem Phrasen-Synthesizer die besten wohlklingenden Sätze in den Mund gelegt. Die Message ist jedenfalls leicht zu verstehen: Österreich ist super. Wenn es super bleiben soll, dann wählt mich auch bei der nächsten Nationalratswahl, denn ich bin modern, fesch, kann gut reden und bin jetzt auf GusiTube!

Man wird ja träumen dürfen. *schnarch*

Link: Videobotschaften des Bundeskanzleramts

Posted in Multimedia | Comments Off on GusiTube als Einschlafhilfe

Sozialversicherungskrise? Meine Ideen.

Es verschlägt die Wiener U-Bahn-Zeitung am frühen Morgen schon bis nach West-Österreich, wenn die ersten Wiener zu ihren Arbeitsplätzen an der Westbahnstrecke fahren. So bekomme ich dieses wertvolle Stimmungsbarometer immer morgens in Haag in die Hand, wenn ich nach Wien reinpendle. Hauptthema heute ist das Rekord-Defizit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK).

Gab es 1997 noch einen Bilanz-Überschuss von über 60 Millionen Euro, folgte 1998 der Absturz auf ein Minus von mehr als 40 Millionen. Ich frage mich, was da passiert ist. Seither ist der Begriff “kranke Kasse” in aller Munde, diesjährig zusätzlich angefacht durch die letzten Zahlen, die einen Fehlbetrag von mehr als 100 Millionen bescheinigen. Ich war bisher nicht beunruhigt, nahm ich doch an, dass die rote Stadt Wien sicher für die Differenz aufkommen würde. Umso erschreckender ist für mich als fleissiger Abgabenzahler die Aussage des Rechnungshofs, dass die WGKK eigentlich reif für einen Konkurs sei. Auf einmal ist die Wiener SPÖ gar nicht mehr so stolz auf ihre Vormachtstellung im ach so sozialen Wien.

In den letzten 14 Monaten (Dez 2006 – Nov 2007) habe ich von meinem Bruttogehalt 10.000 EUR in das “rote Loch” WGKK eingezahlt, mein Dienstgeber mußte noch zusätzlich rund 12.000 EUR drauflegen. Von dem Geld gingen …

12.700 EUR für Pensionisten
4.200 EUR für kranke Leute
3.300 EUR für Arbeitslose
600 EUR für die Wohnbauförderung
500 EUR an die Stadt Wien
300 EUR für die Arbeiterkammer

Ich habe damit 2 Pensionisten gefüttert, die durchnittliche Pension in Österreich beträgt rund 500 EUR. Das AMS konnte von meinem Beitrag 4 Monate an Arbeitslosengeld zahlen, das durchschnittliche Arbeitslosengeld für Männer beträgt rund 770 EUR.

Konsumiert habe ich hingegen gerade mal ein paar Hundert Euro an Sozialleistungen, weil ich ein paar Mal beim Arzt war. Jedes Mal, wenn ich einen Gehaltszettel in die Hand nehme, dann steigt in mir die Wut auf dieses lächerliche System auf. Wenn man sich bewusst macht, dass einem von jedem Gehalt 15% an Gemeinnutzen abgezogen werden, dann vergeht einem beinahe die Lust auf das Arbeiten selbst.

Versicherung ist immer dann ein schlechtes Geschäft, wenn man sie nicht braucht. Ihr Prinzip ist ja, dass ich für für einen beliebigen Schadensfall ausrechnen kann, wie wahrscheinlich dieser ist. Als Versicherung versuche ich dieses Kosten-Risiko auf möglichst viele Kunden zu verteilen. Daher suche ich mir Personen, die so einen Vertrag bei mir abschliessen. Der Clou ist, dass eine Krankenkasse sich nicht um Kunden bemühen muss, denn erstens ist man als Österreicher verpflichtet sich sozial zu versichern. Zweitens haben die Kassen allesamt Monopolstellung. Drittens erhebt niemand Anspruch auf Kontrolle über seine Sozialabgaben, da diese eh vor der Auszahlung vom Arbeitgeber bereits abgeführt werden, man fand sich damit ab, dass das Geld einfach weg ist.

Aufgrund ihrer privilegierten Stellung braucht sich das Geld für die Krankenkassen nicht ausgehen, auf dem freien Markt wäre die WGKK vermutlich wirklich schon bankrott gegangen.

Der versicherungsmathematische Imperativ ist, dass ein potentiell “teurerer Versicherungskunde” auch höhere Prämien zahlen sollte, wie z.B. beim Bonus/Malus-System der Autoversicherung. So könnte man für jeden Versicherungsnehmer statistisch berechnen, wie wahrscheinlich er in diesem Jahr in Pension gehen, arbeitslos oder krank werden wird. Und wenn so ein “Schadensfall” eintritt, dann kann man ziemlich genau schätzen, was dieser die Kasse kosten wird. Dieses Risiko könnte man über mehrere Kategorien hinweg aufteilen: nach Alter, nach Branche, nach Gesundheit. Daraus würden sich ständig dynamisch angepaßte Versicherungsprämien ergeben. Es wäre dann besser, wenn diese nicht mehr vom Arbeitgeber abgeführt, sondern dynamisch vom Bankkonto abgezogen würden. Weil die Versicherung weiß, wann das Geld auf’s Konto kommt, könnte sie den Einzug mit gleichem Valuta durchführen, so dass der Versicherungsnehmer die Prämien nicht “versehentlich” ausgeben kann.

Wäre das nicht unfair für manche Bevölkerungsgruppen? Nun, mit dem Alter und der Lebensgebarung werden Krankheit und Pension wahrscheinlicher. Somit würden die Prämien für die Menschen die aufgrund langer Beschäftigungszeiten wesentlich besser verdienen auch teurer. Junge Leute, die noch Geld brauchen um Familien zu ernähren, würden auch mehr Geld in die Hand bekommen. Hier hätten wir die Lösung für das Dilemma, dass junge Lehrer in Österreich zu wenig verdienen.

Würden junge Familien auf diese Weise entlastet, kämen sie vielleicht eher auf den Gedanken sich Kinder anzuschaffen, was wieder ein Bonus für das marode Pensionssystem wäre. Ich möchte in diesem Zusammenhang dem Staat Österreich ein Geschäft vorschlagen. Wenn mir die Zahlungen an die Pensionskasse erlassen werden, dann verspreche hiermit, mit den zusätzlichen 1000 EUR monatlich sofort mit der Produktion von Nachwuchs zu beginnen. Ich werde die zusätzlichen 3 Österreicher in rund 20 Jahren fertig ausgebildet und mit hoher Zahlungsmoral ausgestattet liefern.

Die Kassen sind sowieso computerisiert und es wäre ein leichtes diese Zahlungsverwaltung elektronisch und automatisch durchzuführen. Den Arbeitgebern wäre das sicher auch recht, weil sie dadurch wesentlich weniger Aufwand bei der Bezahlung ihrer Arbeitnehmer hätten. Das könnte viele zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, weil es für die Unternehmer keinen Unterschied mehr zwischen Vollzeit, Teilzeit, Freier Dienstnehmer oder Selbständigen geben würde. Diese Unterscheidung würde die Kasse dynamisch treffen und sich quasi mit den Arbeitenden basierend auf ihren Beschäftigungsdaten direkt ausmachen.

Privatisierung für die Krankenkassen ist natürlich auch keine Lösung, denn eine wirtschaftlich denkende Versicherung wird immer versuchen, sich um möglichst viele Leistungen “zu schrauben” um vom Gewinn dann fette Dividenden an die Besitzer zu zahlen. Das hat uns das amerikanische Experiment gut dokumentiert vorgemacht. Aber ich glaube, dass die Bevölkerung zu begreifen beginnt, dass der sozialistische Solidar-Gedanke “gleiche Gebühren für alle unabhängig von den Leistungen” einfach nicht mehr funktionieren kann.

Am tollsten ins Knie schießt sich die Krankenkassen aber sicherlich durch die Höchstbeitragsgrundlage von 52500 EUR. Gerade in Wien sitzen neben den meisten Pensionisten nämlich auch die am besten verdienenden Politiker, Geschäftsführer und Beamten. Mein Jahreseinkommen beträgt 45.000 EUR, ich bin damit nur 7000 EUR vom der maximalen Beitragsgrundlage entfernt, obwohl ich nur leicht überdurchschnittlich verdiene. All die Krösi mit dem zehnfachen Einkommen von mir haben dennoch kaum mehr an Sozialleistungen zu tätigen. Die Einkommenssteuer ist da wesentlich fairer, denn hier gibt es diese verzerrende Obergrenze nicht. Danke, dass ist ur fair! Sehr sozial!

Posted in Life | Comments Off on Sozialversicherungskrise? Meine Ideen.