Film Preview: Fred Claus

Für sich ist die Idee des kommenden Weihnachtsfilms Fred Claus recht interessant. Im Intro sehen wir die Geschwister Fred und Nick Claus, wie sie in einem Märchenwald aufwachsen. Fred wollte immer nur der beste große Bruder sein, aber Nick will immer anderen Leuten Gutes tun und bemerkt nicht, dass er dadurch seinen Bruder immer weiter von sich wegtreibt. Nick wird so heilig, dass er zu Santa Claus wird, Fred so böse, dass er als Schuldeneintreiber in der großen Stadt arbeitet. Als Fred in einer prekären Situation seinen Bruder um Hilfe bitten muß, überredet Nick ihn ihm am Nordpol zu helfen.

Spätestens ab entgleist der Film, der recht süß mit einem Erzähler beginnt, zur Gänze und wandelt sich von einem süßen Familienfilm mit Moral zu einer kitschigen schlechten Komödie, die der amerikanischen Vorstellung von Santa Claus huldigt. Unmengen an Elfen wurden per Computergrafik eingeschrumpft. Eine große Weihnachtsstadt am Nordpol ist der Stützpunkt für Santa, von wo aus der ungustig fette alte Mann zu seiner Mission am Weihnachtsabend aufbricht. Keine kreativen Ideen bringend ist das einzige Spannungsmoment Vince Vaughn als Fred Claus, der für etwas Unordnung sorgt, obwohl er es gut meint. Kevin Spacey als Effizienz-Experte spielt zwar sehr gut, aber sein Charakter als Bösewicht, der Santa wegrationalisieren will, bringt dem Film kaum etwas.

So plätschert das ganze so vor sich hin und am Ende ist es wie bei McDonalds. Man hat zwar was gegessen, ist aber in Kürze wieder hungrig nach etwas “Echtem”. Die Läuterung von Vaughn und Spacey und ihre Wiedervereinigung mit Santa ist zwar nett gemeint, ist aber nur eine schwache Handlungsmotivation. Es fehlen Witz, Handlung, Charaktere und Ideen. Diesen Film kann man sich getrost sparen, es sei denn, man will wissen, wie sich das amerikanische Jugendvolk Weihnachten vorstellt.

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Österreich gegen Kyoto, 0 zu 1

Ich tat mein Möglichstes, aber ich habe Kyoto trotzdem nicht geschafft.

Während die meisten anderen Staaten, die das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben, ihre eigene Vorgabe der Treibhausgas-Beschränkung locker erfüllen, hat Österreich mal wieder nur mitgeredet, aber nicht gehandelt.

Laut des letzten Fortschrittsberichts des Umweltbundesamts 2005 gab es 2005 einen Mehrausstoß von 18 Prozent Treibhausgasen, obwohl Österreich sich zu einem Minus von 13 Prozent verpflichtet hatte. Um ein Drittel zu viel, das könnte jetzt die Zahlung einer Strafe zur Folge haben.

Kann mir einer sagen, warum wir nicht einmal unsere eigenen Vorhaben erfüllen können?

Die bedauerliche Antwort auf diese Frage ist: der typische Österreicher greift zwar im Billa zu “Ja, Natürlich” Bio-Produkten, denn man schaut ja auf sich. Aber wenn es um Umweltverschmutzung und Energie-Ökologie geht, dann sieht er nur ein großes Fragezeichen.

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Warum Spanien?

Espana Logo von MiroMehrere sogenannte “Motivforschungsinstitute” versuchen zu ergründen, warum Menschen so handeln wie sie handeln. Unsereins kommt häufig in Kontakt mit ihnen, wenn man beispielsweise gebeten wird, einen Fragebogen auszufüllen oder einen entsprechenden Telefonanruf bekommt. Mit Fragebögen bekommt man als Motivforscher in kurzer Zeit viel Material, aus dem man sich dann eine passende Statistik fälschen kann. Aber die Befragten ärgern sich zumeist, weil einerseits geht man mit seiner Meinung in einer Masse unter, andererseits bekommt man dafür kein Schmerzensgeld.

Wesentlich erfreulicher ist die Teilnahme an einer Gruppendiskussion. Hierbei laden Motivforscher Personen aus der Zielgruppe ein, ihre Meinung zu bestimmten Themen offen zu diskutieren. Ich war gestern bei so einer Veranstaltung mit insgesamt 4 Männern, 4 Frauen, einer Diskussionsleiterin und einem Helfer, der eifrig am Laptop mitschrieb während eine dezente Videokamera uns filmte. Ich war zuvor telefonisch gefiltert worden, damit ich in die Zielgruppe passe, allerdings wurde uns erst nach etwa einem Drittel der zweistündigen Diskussion erklärt, was diese Zielgruppe sei.

Anfangs erzählten wir alle frei heraus über die letzten Urlaube, die wir so unternommen hatten, beschrieben die Planung eines besonderen Urlaubes genauer und dann mußten wir zu einem Stapel Fotos assoziieren, welche davon wir am ehesten mit dem Begriff “Abenteuer” verbinden würden. Dann erklärte uns die Moderatorin, dass wir zur Gruppe der Individualtouristen gehören würden und dass es insbesondere um Spanien ging. Hierbei stellte sich heraus, dass kaum einer von uns etwas mit dem Land der Stierkämpfer anzufangen weiß. Wir waren uns einig: wir fahren nur nach Spanien, wenn wir alle anderen Reiseziele auf unserer Wunschliste erledigt haben. Spanien ist für Individualisten out, Stichwort: Ballermann.

Uns wurden 4 “Packages” vorgelegt, die wir bewerten un in eine Rangfolge bringen sollten. Dabei spitzten die Forscher besonders die Ohren, wenn wir erklärten, welche einzelnen Elemente uns am meisten ansprachen. Fahrt mit einem Fischerboot. Ein Apartment in den Bergen von Madrid mieten. Katalanischer Kochkurs. Das waren meine Favoriten. Sport in Naturschutzgebieten. Dies war der konkreteste Programmpunkt und gleichzeitig jener bei dem die Diskussionsteilnehmer die verschiedensten Meinungen vertraten. Eine Person mit psychologischem Geschick findet in unseren Äusserungen ein Riesenmenge an wertvollen Indizien, die ein herkömmlicher Fragebogen wahrscheinlich ignoriert hätte.

Zum Abschluss zeigte die Leiterin uns noch das bekannte Spanien-Logo von Miró, bestehend aus einem Sonnen-Symbol mit kindlicher Schrift Espana darunter. Hier waren wir uns wieder einig: das ist zu ausgelutscht und braucht dringend Erneuerung. Pünktlich zwei Stunden nach Beginn wurde uns für die Teilnahme gedankt, die Aufwandsentschädigung von 25 Euro hatten wir schon vor Beginn eingesackt. Die Unterhaltung war im Verlauf immer angeregter geworden und so verflog die Zeit wie im Flug.

Das Spannende an diesen Gruppendiskussionen ist neben des Taschengeldes für mich, zu überlegen, um welchen Auftraggeber oder welches Produkt es gehen könnte. Bei meiner ersten Diskussion ging es darum, ob wir mehr für einen Orangensaft zahlen würden, der nicht aus Konzentrat hergestellt und daher im Kühlregal zu finden sein würde. Wenig später war Cappy Premium tatsächlich eingeführt worden. Ich vermute im aktuellen Fall, dass entweder Spanien selbst wissen möchte, wie sie bestimmte Schichten von finanzkräftigen Touristen ansprechen können, oder dass ein exklusiver Veranstalter plant Spanien als Destination für Individualtouristen abseits des Ballermann-Trubels zu reüssieren.

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Mein Morgen

Durch die graue Suppe, vorbei an kahlen Bäumen und schneebedeckten Hügeln braust der Zug, der mich aus Deinen Armen zu einem Arbeitsplatz in der großen Stadt entführt. Der Wecker ist mein größter Feind.

Das Aufstehen um halb 7 ist schmerzhaft, mit jedem neuen Klingeln will ich den Wecker erneut an die Wand werfen. Das Warten auf den Ablauf der Schlummerzeit ist wie die chinesische Wasserfolter. Ich halte nicht mehr als 3 Tropfen aus, denn reiße ich mich aus dem Bett.

Mein Kreuzweg führt mich in die Küche, wo ich mir einen Herbalife Shake genehmige. Vielleicht helfen Vitamine und etwas Eiweiß. Schlimmer als Zimmertemperatur ist, sich in ein Auto mit 3 Grad Innentemperatur setzen zu müssen. Heldenhaft aktiviere ich die Standheizung unserer goldenen Kutsche mit der Fernbedienung.

Wenn mir dann das Wasser der Dusche über das Genick rinnt, drehe ich es von warm auf heiß, so heiß wie ich es ertragen kann. Das Prickeln auf der Rückseite meines Halses wärmt mein Blut auf und weckt meine Lust auf den Tag. Dann muss ich breit grinsen, weil Du mir auf die Glaswand ein großes Herz mit “O+B” gemalt hast, das erst im Dampf sichtbar wird.

Ich fische mir ein Handtuch, rubble mich so trocken wie möglich bevor ich mich traue, die Schleusentür zur Wohnung zu öffnen. Ich beisse die Zähne zusammen und trete aus der Dusche. Ein zweites Mal muss ich noch rubbeln, weil die dampfige Dusche zwar wohlig warm ist, aber nicht erlaubt, ganz trocken zu werden.

Das ÖBB Ticket habe ich schon am Vorabend ausgedruckt, gleichermaßen als Vorausahnung für den kommenden Trennungsschmerz. Ich küsse Dich noch so intensiv wie möglich, bevor ich aus dem Auto steige. Denn jetzt beginnt meine Sissi-Fuß-Routine erneut, wenn ich meine Daunenkugel die Stufen zum Bahnsteig hinaufrolle.

Umsteigen auf Teilzeit, Karenz, Grippe oder andere tödliche Krankheiten. Sterben ist mir egal, solange es in Deinen Armen passiert. Ich bin zuversichtlich, meine Prinzessin. Irgendwas wird sich da ergeben, damit ich nicht wochen-täglich an die Front muss.

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Film: Beowulf

Nachdem der bekannte Regisseur Robert Zemekis sich mit Tom Hanks an seinem ersten computeranimerten Film (The Polar Express) gewagt hatte, sah er sich wohl bereit für auswendigere Produktionen in dieser Machart. Sein aktuelles Werk erzählt die angelsächsichen Heldendichtung Beowulf, nach der ein junger Held mit 14 Kumpanen auf der Suche nach ehrvollen Abenteuern einem König gegen das Monster Grendel beisteht.

Die Sprecher der Charaktere haben ihre Gesichter zur Verfügung gestellt, häufig entsteht der Effekt, dass man eine Ähnlichkeit sieht, aber sich doch denkt, dass sie nicht gleich aussehen. Fast so, als würde man Gesichter sehen und man könne sich nicht an deren Namen erinnern, obwohl man sicher ist, sie zu kennen. Anthony Hopkins inspirierte einen fetten König, Angelina Jolie als Mutter von Grendel, das sind schon die bekanntesten Leute. Alle Gesichter sind detailreich und sehr gut gelungen, oft schaute ich in langsamen Szenen fasziniert auf irgendeine Spiegelung oder auf den Bart eines der Menschen. Überall gibt es etwas zu sehen, selbst der Körper von Beowulf, der sich auffällig häufig nackig zeigen möchte, könnte aus einer Calvin Klein Werbung stammen. Dies sorgte manchmal für ausgiebiges Schmunzeln im Kinosaal.

Optisch gefiel mir Beowulf besser als der Film “300”, weil er den Standard in Bezug auf Fotorealismus weiter in die Höhe treibt. 300 war absichtlich einem Comic Strip nachempfunden, Beowulf hingegen nützt ungewöhnliche Kamerafahrten und Spezialeffekte um zu zeigen, was für ungewöhnliche Einstellungen dank der Animation im Computer möglich sind. Will man eine Moral in Beowulf entdecken, dann wohl jene, dass Männer gerne ihre Heldentaten übertreiben und der Verlockung der Macht erliegen. Auch wenn sie gleichzeitig das Potential haben, ihre Fehler auch wieder gut zu machen.

Die Geschichte kommt mit überraschend wenig Hektik aus, Action-Fans langweilen sich stellenweise sogar. Aber die originalen Stimmen der Sprecher sind ein Genuß zu hören, wenn es ruhiger zu geht. Wenn es dann wieder Schlag auf Schlag geht, ist man mitgerissen und vergißt, dass der Film aus dem Computer stammt. Wer sich für Fantasy-Action erwärmen kann, der ist mit Beowulf gut beraten, man bekommt einiges geboten.

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