Männlicher Klimawandel

Ich sitze CO²-schonend im Zug nach Wien und schmunzle über einen Artikel in der U-Bahn-Zeitung. Eine Wissenschaftlerin will herausgefunden haben, dass wir Männer die Hauptverursacher der Klimaerwärmung sind. Beweisen kann sie es zwar nicht, aber es ist logisch: die Männer haben die Macht, also auch dafür, nichts gegen das CO² zu tun.

Fleischkonsum gleich Schlachtvieh gleich Celluloseverdauung gleich Blähung gleich Methanproduktion. Penisverlängernde Sportwagen gleich Herumcruisen in PS-Boliden zum Zwecke der Beeindruckung des schönen Geschlechts gleich Abgase. Obendrein verdienen Männer mehr. Mehr Geld ist gleich mehr Verschwendung von Energie. Logisch, nicht biologisch.

Weiters begründet sie ihre provokante These damit, dass Frauen mehr Obst und Gemüse essen, effizentere Autos fahren und generell nicht nur besser riechen, sondern auch gescheiter sind. Wenn ein Mann das behauptet, dann ist er notgeil. Behauptet es eine Frau, ist die eine Emanze.

Ich habe meinen ökologischen Fußabdruck mithilfe des Online-Fußabdruck-Rechners von Umweltminister Josef Pröll selbst berechnet. Dabei stellte ich fest, dass mein eigener Abdruck bei Wohnen und Ernährung um 60% kleiner ist als der österreichische Durchschnitt, bei Mobilität um 16% kleiner und beim Konsum um ca. 6%. Ich weiß nicht, wo die Frau Forscherin aus Bremen wissenschaftliches Arbeiten gelernt hat. Aber soweit ich mich erinnern kann, reicht ein einziges Gegenbeispiel aus um eine Theorie zu Fall zu bringen.

Ich für meinen Teil denke mir, dass es dem Klima schnurzpiepegal ist, ob der Klimawandel ein männliches Nomen ist. Die Wissenschafter und vor allem die -innen sollten ihre Forschungsgelder besser in die Lösung unserer Energiekrise investieren statt den Finger warnend zu erheben oder gar auf bestimmte Menschengruppen zu zeigen. Kein Mann mag eine klugscheissende Frau, vor allem keine, die nichts von seinem dicken Auto hält.

Das männliche Ego ist nicht zu verteufeln, oft ist es der männliche Geltungsdrang, der den Fortschritt überhaupt erst in Gang setzt. Noch sind schnelle Benzin-Autos Standard, weil es bisher keine Alternative gab. Aber was wäre, wenn elektrisch betriebene Sportautos beginnen hipp zu werden?

Das perfekte Auto für die ökologisch verträgliche Midlife Crisis wird seit diesem Jahr gebaut: der Tesla Roadster. Für 100.000 Dollar bekommt man einen 100% elektrischen Sportwagen, der doppelt so viel Drehmoment auf den Rädern bietet wie ein Hochleistungsbenzinmotor. Dank 256 PS kommt man von Null auf Hundert in 4 Sekunden und 400 Kilometer weit mit einer Aufladung.

tesla

Den Klimakollaps werden wir nur alle gemeinsam verhindern können, in dem jeder, der kann, seinen kleinen Beitrag leistet. Lokal hergestellte Lebensmittel, statt LWK-transportiere Retorten-Tomaten aus einem Glashaus auf der anderen Seite von Europa. Eindämmung von Energieverschwendung durch bessere Isolation von Häusern. Wärmeerzeugung aus dem ökologischen Kreislauf, z.B. aus Holz statt Erdöl. Jeder, wo und wie er kann.

Reißerische Aussagen wie “Schuld ist der Mann!” sind nicht nur wenig hilfreich sondern auch gefährlich, weil sie vom wirklich wichtigen ablenken: dass wir alle gegen den Klimawandel aktiv werden.

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Bärischer Wintereinbruch

Wenn der Winter kommt, dann verkriechen sich die Bären, soweit wir sie in Europa noch nicht ausgerottet haben, in ihre Höhlen. Passend zum metereologischen Wintereinbruch, den wir seit gestern erleben haben sich die Aktienmärkte verhalten. Sie haben sich wie ein Bär verkrochen und man bezeichnet daher ihr Verhalten mit “bärisch”. Das Gegenteil, also steigende Kurse, bezeichnen Börsianer mit “bullisch”. Wenn man den ATX Chart betrachtet, dann sieht man allerdings, dass trotz allen Schneefalls und apokalyptischer Einschätzung der Wiener Aktienmarkt langfristig doch sehr gesund am wachsen ist.

ATX November 2007

Seit 2004 wächst der Aktienmarkt in Österreich mit kraft-strotzenden 40% pro Jahr! Bei 4400 Punkten liegt aktuell der untere Rand unseres Trendkanals, zementiert wie die Privilegien der Politiker. Schlechte Finanzberichte, schlechte Laune aus Übersee und diverse Krisen in der kalten Jahreszeit können da logischerweise bewirken, dass wir auf den unteren Rand unseres Trends ankommen. Mir sind wohlhabende Individuen bekannt, die ihre Aktien-Engagements mittlerweile völlig aufgelöst haben und stattdessen ihre Kapital-Heil in Anleihen und Immobilien suchen.

Jetzt ist die Frage, wie es weitergeht, denn die vorherrschende Verkaufspanik könnte den ATX unter die Widerstandslinie drücken, was charttechnisch noch 5-10% weiteren Verfall ermöglichen würde. Coole Investoren lassen sich nicht von der Panik-Stimmung beeindrucken. Machen wir es wie der Bär: schlafen bis zum Frühling, dann wird die Börse sicher wieder aufwachen und herumtollen wie ein junger Bulle. Anders gesagt: “Nehmen Sie zwei Aspirin und rufen Sie mich im Frühjahr wieder an.”

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Film: Atonement

Vom preisgekrönten Regisseur von “Pride&Prejudice” kommt Atonement, nach dem gleichnamigen Roman von Ian McEwan. Die 13-jährige Briony Tallis beschuldigt den Liebhaber ihrer Schwester eines Verbrechens, das diese nicht begangen hat. Dieser kommt zunächst ins Gefägnis, geht dann aber zur Armee um im zweiten Weltkrieg seine Ehre wiederzugewinnen.

Atonement ist sehr ruhig und stressfrei und für die mäßige Substanz auch recht gut gespielt. Die Atmosphäre ist extrem kühl, aber speziell die Szenen der ersten Hälfte, welche auf einem Landsitz spielt, sind optisch anspruchsvoll. Mir gefielen ein paar unübliche Wendungen, in denen man zuerst die Sicht der Briony sieht und dann die gleiche Szene nochmals aus der Nähe.

Dieser Film wird uns als Liebesdrama verkauft, aber meiner Meinung nach gibt es weder genug Liebe noch genug Drama um diese Bezeichnung zu verdienen. Der Sündenfall der Briony prägt die erste Hälfte des Filmes, der Versuch der Wiedergutmachung und der Krieg kennzeichnen die zweite Hälfte. Aber irgendwie fehlt es an Spannung, oder Prickeln oder irgendetwas, das einen interessieren könnte.

Auch wollen die zwei Hälften des Films nicht recht zusammenpassen. Aber vielleicht bin ich überkritisch, weil ich mir mehr Inhalt erwarte oder zumindest große Emotionen, mit denen ich als Mann etwas anfangen kann. Damen könnte er gefallen, wenn sie historische Tragödien mögen.

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Gabi geht es jetzt besser

Am kommenden Freitag begraben wir die verstorbene Frau meines Cousins Gerhard, die Mutter von Carina und Bernhard,

Gabi Fischer

Leberkrebs. Leidenszeit. So würde ich nicht sterben wollen. Wir alle hoffen auf die Wissenschaft, dass sie uns bald von der Geißel der wahnsinnig gewordenen Zellen befreit. Gabi hat das leider nicht mehr erleben können.

In der Verwandtschaft gehen die Emotionen hoch. Ich verstehe dass es bitter ist, gleichsam eine Schwester zu verlieren. Noch bitterer ist wohl, so dramatisch vor Augen geführt zu bekommen, dass der eigene Lebenswandel wahrscheinlich ebenso krasse Konsequenzen haben wird. Das ist Dauer-Stress, aus Gewohnheit in das Unbewusstsein verdrängt. Der Druck steigt kontinuierlich an, bis schließlich die kleinste Kleinigkeit reicht, dass das Häferl übergeht.

Die Städter igeln sich in ihren Wohnungshöhlen ein und hoffen möglichst vor allen geliebten Menschen anderen ins Gras zu beissen, damit sie deren Tode nicht miterleben müssen. Unausgegorene Emotionen werden metaphorisch kalorisch verschlungen und an Körperfülle angelagert. Daher kommt der Ausdruck “in sich hineinfressen”. Negative Emotionen machen dick. Und krank.

Lange dachte man, dass es wichtig ist, seine kleine heile Welt zu verteidigen, hinter jeder Ecke der Stadt lauert ein Bösewicht, der den eigenen Werten an den Kragen will. Aber jetzt kommt einem vielleicht die Idee, es wäre besser gewesen gelegentlich über seinen Schatten zu springen um, wenn nicht regelmäßig etwas Freundliches, zumindest Lebewohl zu sagen. Letzte Chance, vorbei.

Doch wer bin ich, dass ich kritisiere. Keine Pietät, der Drobnik. Aber ist eh egal, das ist ein öffentliches Blog, das liest sowieso keiner. Als ich vor 17 Jahren Vegetarier wurde, wollte ich noch die Menschen um mich retten. Blöd nur, dass niemand gerettet werden will. Sich etwas sagen zu lassen würde ja bedeuten, man hatte einen Fehler gemacht. Fehler sind böse! Nein, wir machen keine Fehler, wir entscheiden ständig so, wie wir es als richtig erachten. Dafür darf uns doch keiner einen Vorwurf machen.

Ich habe Gabi nicht häufig gesehen, aber immer wenn ich sie sah, dann strahlte sie. Trotz aller geistigen Verstädterung der Verwandtschaft war sie stets gut gelaunt und fröhlich, zumindest in meiner seltenen Gegenwart. Ich kann nicht der Grund gewesen sein, so witzig oder liebenswert bin ich nicht. So will ich sie aber in Erinnerung behalten. Ich denke an ihren Namen und sehe ihr lachendes Gesicht vor meinem geistigen Auge.

Gabi macht es sich auf einer Wolke bequem und mit ihrem guten Herz muss sie jetzt wohl denken “bitte liebe Leute, net streiten!” Ihre Message wäre jetzt vermutlich, dass wir auf uns schauen sollen und nicht den lieben Tag lag mit grantigen Gedanken an die bösen Verwandten zu verschwenden.

Ein bisschen trauern, ja, das gehört sich. Aber dann muss man sich klar werden, dass dies der Lauf der Dinge ist. Alles hat einen Grund. Die Frage ist nicht “warum passiert das mir?”, sondern “was bewirkt dieses Ereignis bei mir?” Das Leben geht weiter. Wenn Gabi uns berühren konnte, dann war ihr Leben nicht umsonst.

Wir bitten von Blumen-Spenden abzusehen und den Hinterbliebenen statt der Geldbörse die Herzen liebevoll zu öffnen.

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T-Mobile Österreich schweigt zum iPhone

Ich kontaktierte T-Mobile Österreich mit der Bitte um Informationen über die (angeblich) bevorstehende Einführung des Apple iPhone. Als lapidare Antwort kam postwendend “Gerüchte kommentieren wir nicht”. Ich bohrte weiter und bekam einen Screenshot der deutschen iPhone Tarifseite zugesandt.

 iPhone Tarife Deutschland 

Diese bestätigt alle Befürchtungen, die Interessenten bezüglich des neuen Kultgerätes hegen:

  • SIM-Lock
  • Vertragsbindung auf 2 Jahre
  • teurer Preis, ungeachtet des günstigen Dollar-Niveaus
  • trotzdem keine preisliche Stützung, wie bei anderen Telefonen üblich

Apple und T-Mobile sprechen ganz klar eine Käuferschicht an, die auf Luxus wert legt. Auf eBay sind aktuell aufgesperrte iPhones um 500 EUR zu bekommen, im Vergleich dazu kommt das iPhone bei T-Mobile auf einen wahren Preis vom Dreifachen (399 + 24 * 49 = 1575 EUR). So kann man messerscharf schlußfolgern, dass die beteiligten Firmen vorhaben, sich damit eine goldene Nase zu verdienen.

Zumindest in Deutschland. Österreich ist da heikler, wir sind gewohnt uns regelmäßig neue Telefone um Null Euro zu holen. Unsere Mobilfunk-Tarife liegen obendrein weit unter dem deutschen Niveau, gleichzeitig haben die Österreicher verhältnismäßig mehr Telefone pro Person als die Deutschen. Und die Konkurrenz schläft nicht, schon sind ähnliche Geräte mit vergleichbarem Touchscreen in der Entwicklung. Wenn’s genauso gemütlich ist, aber weniger kostet, dann wird wohl die Konkurrenz das Rennen machen. iPhones bleiben mittelfristig ein Luxus-Artikel für die oberen Zehntausend und solche so ausschauen wollen, als würden sie dazugehören, Fachbegriff: Adabei.

Bleibt noch zu klären, weshalb T-Mobile Österreich schweigt. Ist ihnen die ungünstige Ausgangslage im eigenen Land bekannt und wollen sie daher erst einmal schauen, wie das iPhone im großen Nachbaarstaat läuft? Bekommen sie von der Konzern-Mutter nicht genügend Kontingent an Geräten, damit sich eine teuere Werbekampagne vor Weihnachten rentiert? Wahrscheinlich ist die Antwort wie so oft: der kleine Alpenstaat ist im internationalen Gefüge viel zu unwichtig.

Update 28.3.08: Mittlerweile ist das iPhone seit einer Woche verfügbar, meine Analyse.

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