Selektive Aggression

Am Montag habe ich wieder freiwillig für eine Woche Rufbereitschaft gemeldet, ich muss die Verluste beim Pokerspiel wieder einarbeiten. So schaue ich dann aus, wenn ich in der Früh schlaftrunken in die Küche wanke um mir ein koffeinhaltiges Getränk einzuverleiben.

Verschlafen

Beim Pokern habe ich jetzt gesehen, was das Konzept selektive Aggression bedeutet. Oftmals ist man zu schüchtern seine Hand mit ausreichendem Einsatz zu vertreten, dass die anderen Mitspieler die stärkste Hand glauben. Ich habe gestern wieder Turnier gespielt und dabei kam die folgende Situation auf.

Das Spiel war Texas Hold’em No Limit mit unlimitierten Rebuys bis zur Pause, was das Spiel wesentlich volatiler macht, weil die meisten Leute mit guten Karten eher sehen wollen. Ich hatte ein mittleres Paar auf der Hand und setzte nur das sechsfache Big Blind. Alle Spieler legten ihre Karten weg, nur der aggressive Spiele neben mir ging mit. Ich hatte zwei Neuer, er Dame und As. Ich führte zwar, aber mit dem Flop bekam er eine zweite Dame und ich war somit geschlagen. Wäre ich vor dem Flop all-in gegangen, sagte er, dann wäre er ausgestiegen. Man muß gute Karten mit Nachdruck vertreten.

Nach dem Turnier war ich der sechste angemeldete Spieler für 1/2 Hold’em und somit machten sie einen entsprechenden Tisch auf. Ich war erster dort und setzte mich zunächst gegenüber vom Dealer hin. Dann kam der russische Profispieler, nahme einen Reservierungsknopf und reservierte einen Platz links von mir. Ich erinnerte mich an den Ratschlag von Phil Gordon, die guten Spieler mit großen Chipstapeln rechts von sich zu halten. Das hat den Hintergrund, dass ich so immer weiß, was der Profi vor mir macht. Als der Russe zurückkam zog er kurz ein Gesicht, weil ich mich zwischen ihn und den Croupier gesetzt hatte. Er war gezwungen sich zu meiner Rechten niederzulassen. Dies zählt auch als selektive Aggression, weil ich so mein Environment zu meinem Vorteil beeinflußt habe und nicht einfach über mich hinweg habe entscheiden lassen.

Die Entscheidung war goldrichtig. Bei einer der ersten Hände bei denen ich mit ihm im Pot war, gewann mein As gegen seinen Bluff und ich nahm ihm so hundert Euro ab. Er hatte nicht mit meiner Aggression gerechnet und das Tilt stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er aus seiner Geldbörse einen neuen Hunderter fischte. Gute Hände spielte ich aggressiv, schlechte warf ich meistens weg, so sammelte noch ein paar Pots ein. Ich schaute dann irgendwann auf meinen Stapel, fand dass meine 100 EUR auf 261 EUR gewachsen waren und dachte mir. “Hm, es ist halb Elf, da ist ein extra Euro für den Mann an der Garderobe und es ist noch früh genug für eine Battlestar Galactica Folge. Diesmal gehe ich als Gewinner!”

Und so geschah es. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt.

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