Die letzten Tage fühle ich mich schon die ganze Zeit wie gerädert. Zunächst sah ich den Grund dafür in den stundenlangen kostenlosen Telefonaten mit meiner Prinzessin und dem daraus resultierenden Schlafdefizit.
Gestern fühlte ich mich als ob ich eine Grippe ausbrüten würde und heute brachte mich die U-Bahn-Zeitung (“Wetter macht krank!”) auf die Idee, dass meine biologische Uhr durch die übermäßig milden Temperaturen total verwirrt ist. Kopfweh, schmerzende Glieder, schlechtes Schlafen sind die resultierenden Symptome.
Eine besondere Freunde machen wir auch die Leute auf der benachbarten Baustelle. Nachdem der Abbruch des alten Gebäudes letztes Jahr fertig war und der Rohbau sich seinem Ende näherte, genoss ich für einige Wochen die erneut eingekehrte Ruhe. Doch damit ist es vorerst wieder vorbei. Pflichtgetreu greifen die Bauarbeiter wieder kurz nach 6 Uhr zu ihrem lautesten Werkzeug und rauben mir die wichtigsten zwei Stunden meines täglichen Schönheitsschlafs. Ich frage mich, was es jetzt noch zu stemmen gibt. Haben die in ihrer panischen Eile was falsch gebaut?
Der falsche Frühling schlägt seine Blüten auf der ganzen Welt. Die deutsche Auswanderin Aurian in den USA berichtet von mehr als 24 Grad zu viel. Schon im Dezember hatte das NASA Earth Observatory im östlichen Europa Temperaturen gemessen, die rund 10 Grad über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Die jüngsten östlichen EU-Mitglieder sind laut dieser Grafik die neue Traum-Destination für europäische Kälte-Flüchtlinge.
In Wien wurden in den über 230 Jahren, seit es Aufzeichnungen gibt, noch nie so warme Temperaturen im Januar gemessen. Der Pollenflug hat begonnen, die Gelsen erwachen und das Balzen in der Tier- und Menschenwelt dürfte auch gerade stark zunehmen. Letzteres deckt sich eindeutig mit meinen jüngsten Liebeserfahrungen aber selbst in der Politik sehen wir den Beweis:
Zwei ungleiche Partner (ÖVP und SPÖ) haben sich zu einer “Vernunftehe” in Form einer neuen Bundesregierung zusammen-geflirtet und gerade heute ging es zur Vereidigung. Das Wetter war so angenehm, dass die demonstrierenden Studenten nicht frieren mussten. Stein des Anstoßes sind immer noch die Studiengebühren, allerdings mit einer neuen Facette. Auf Betreiben der SPÖ gibt es als Alternative zum schlichten Bezahlen von 363 EUR nun auch kostenlose Kredite oder 60 Stunden Sozial-Arbeit. Als angehender gut verdienender Akademiker soll man alten Menschen helfen?! Igitt! Würdelos!! *Eier-werf*
Die Koalitionsvereinbarung enthält zwar nur mehr ein lauwarmes Echo der großen Ansagen aus der Zeit vor der Wahl, aber dennoch sehe ich da einige sehr vernünftige Impulse. Offenbar können alle Beteiligten damit leben, jedenfalls besser als mit dem verrückten Wetter.
Experten empfehlen bei solchen Wetter-Eskapaden autogenes Training und Kneippen,. Gemeint ist kaltes Wasser, NICHT Alkohol. Vielleicht gehe ich auch mal wieder in die Sauna. Mein vernünftiger Impuls für heute Abend wird wieder sein, frühzeitig ins Bett zu gehen. Vielleicht schaffe ich es diesmal, erfrischt und schön aufzuwachen, bevor der Lärm von Neuem beginnt.