Vitasek Niavarani – Schöne Bescherung

Meine zweite Theater-Kritik für Klein&Kunst.

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Michael Niavarani und Werner Sobotka haben sich an die schwierige Aufgabe gewagt, eine schwarze britische Komödie für das österreichische Publikum zu adaptieren. “Schöne Bescherung” von Anthony Neilson wurde 2002 mit großem Erfolg in London uraufgeführt und bietet Niavarani zusammen mit Komiker-Kollegen Andreas Vitasek zwei Paraderollen, in denen sie wunderbar glänzen und ihren Humor voll ausspielen können.

Es beginnt schon beim Klingeln, denn die beiden etwas dümmlichen Polizisten wollen ja nichts falsch machen und die Herzen des alten Ehepaars möglichst schonen, wenn sie ihnen die Nachricht vom Tode ihrer einzigen Tochter überbringen. Doch schon auf der Strasse machen sie die unangenehme Bekanntschaft mit einer militanten Frau (Eva Maria Marold), welche in der Nachbarschaft wegen eines umgehenden Exhibitionisten patrouilliert.

Den ersten Schock verkraftet die Mutter (eine geniale Dolores Schmidinger) indem sie 45 Jahre regressiert und den beiden verblüfften Polizisten imaginären Tee serviert. Auch der Vater (Kurt Sobotka) nimmt die tragische Nachricht überraschend gelassen: “Sie roch ein bisschen räudig”. So fragt man sich, was da noch kommen kann, aber dann stellt sich heraus, dass das Ehepaar denkt, ihr Hund wäre gestorben.

Daraus ergeben sich einige köstliche Szenen, die im Auftritt eines Geistlichen (Siegfried Walther) ihren Höhepunkt im ersten Akt finden, als der Priester versehentlich K.O. geht und im Wandschrank vor dem Ehepaar versteckt wird. Ein Bellen ertönt: “Miffiiiiii!”. Die erste Stunde und der erste Akt vergehen im Fluge, denn nicht nur ist der Dialog kurzweilig straff gestaltet, auch alle Akteure spielen hervorragend.

Vitasek hat von den beiden wohl die anstrengendere Rolle, weil er die meiste Zeit ein absichtlich besonders dümmliches Gesicht aufgesetzt hat, während Niavarani so dreinschaut, wie sonst auch, er ist ja auch der gescheitere Polizist. Es drängt sich der Gedanke auf, dass sich die beiden Komödianten ihre Inspiration bei Stan Laurel und Oliver Hardy geholt haben und dieser Verdacht erhärtet sich mit fortschreitendem Stück, insbesondere aufgrund des immer körperlicher werdenden Humors.

Der zweite Akt beginnt mit dem unangenehmen Bellen eines Hundes der angeblich tot ist und entgleitet schnell, für meinen Geschmack ein wenig zu sehr, in den Slapstick. Die Verwicklungen werden immer wilder, die Zusammenhänge immer verrückter. Manch ein Zuschauer klinkt sich vielleicht im zweiten Teil aus, weil der Humor vom britischen ins amerikanische abgleitet.

Leider hat der Stück einen Tiefpunkt mit dem erneuten Auftritt der militanten Mutter, deren übermäßig ernstes Schauspiel mehr schlecht als recht zur leichtherzigen Art aller anderen Beteiligten passt. Ja, sie soll eine Person darstellen, vor der die gestanden Polizisten Angst haben können, aber sie übertreibt das etwas. So ist man fast froh, wenn sie die Bühne wieder verlässt, damit man mit dem Lachen weitermachen kann. Wenig später endet das Stück in relativem Wohlgefallen, allerdings nicht ohne obligatem schwarzhumorigem Schlußgag.

Es war für mich höchst erfrischend, die beliebten Kabarettisten Vitasek und Niavarani einmal gemeinsam als Schauspieler auf einer Theaterbühne zu sehen. Sobotka und Schmidinger bieten den genialen Kontrast für die beiden und man kann Adaption und Umsetzung auf jeden Fall als gelungen bezeichnen.

Olvier Drobnik für Klein&Kunst Onlein

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