Buchpräsentation der Schienentröster

Mein dritter Auftrag für Klein&Kunst war zur Abwechslung mal eine Buchpräsentation.

Schienentröster 021

Das Kabarett-Duo Haller und Lenz (Die Schienentröster) hat für die neue Reihe an satirischen Ratgebern des Ueberreuter-Verlags ein Buch beigesteuert, das Eltern Ratschläge an die Hand gibt, wie sie die Leidenszeit zwischen Geburt und Auszug des Kindes möglichst kurz halten können. “Wie erziehe ich mein Kind richtig … um es möglichst schnell wieder los zu werden”

Bei ihrer Buchpräsentation verkleideten sie sich als verschrobene Lehrer und verpackten ihre Buchvorstellung als amüsant kurzweiliges Kabarett-Stück mit humoristischen musikalischen Zwischeneinlagen, bei dem sie einige Passagen aus ihrem Buch zum Besten gaben.

Nachdem zahlreiche Exemplare vom schmunzelnden Publikum erworben und für diese mit Widmungen versehen worden waren, führte Klein&Kunst-Redakteur Oliver Drobnik folgendes Interview:

Was bewegt einen zu so einem Buch? Habt ihr selber Kinder, die ihr loswerden wollt und schreibt aus eigener Erfahrung oder seid ihr die Kinder, die man hätte loswerden wollen?
Lenz: Ganz einfach: Beides. Der Harry hat jetzt gerade einen 9 Monate alten Jungen …
Haller: Der kann jetzt schon laufen! Das ist sehr unüblich, dass ein Kind mit neun Monaten schon laufen kann. Meiner kann das! Es ist also kein Ding der Unmöglichkeit.

Also bereits mit der Muttermilch …
Lenz: Ja so ist es, der hat das Buch schon mit der Muttermilch in sich aufgesaugt.

Haller, Du warst eher der, der die Schwangerschaft beschrieben hat?
Haller: Weil ich mich da eben auskenn’ damit.
Lenz: Er wollt’s einfach loswerden.
Haller: Die Schwangerschaft?
Lenz: Ja, die Schwangerschaft auch, eine sehr unerfreuliche Phase.

Lenz, wie schaut es bei dir aus mit Kindern aus?
Lenz: Noch keine. Ich bin ein Einzelkind gewesen, habe schon eine Schwester, aber die ist relativ früh ausgezogen. Bei mir haben sie dann alle Fehler gemacht, die sie bei ihr nicht gemacht haben. Ja, ich bin bis 25 zu Hause gewesen… und habe es auch nicht ok gefunden, mir tut es im Nachhinein leid. Entschuldigung, Mamma.

Man hat bei der Präsentation gesehen, dass das Ganze eigentlich ein Kabarett-Stück ist. Habt ihr zuviel Material gehabt?
Lenz: Eigentlich nicht geplant, wir wollten keine normale Lesung machen, sondern ein wenig mehr Performance, deswegen ist es so in die Richtung gegangen. Es war von vornherein ein Buch.
Haller: Wir wollten wirklich einen Erziehungsratgeber schreiben, einen witzigen.
Lenz: Es ist einfach nur ein Projekt, dass wir gemacht haben, mal mit verkleiden und wer anderer sein. Hauptsächlich sind wir schon als Schienentröster auf der Bühne und als solches machen wir Nummernkabarett.
Haller: Auf der Bühne spielen wir schon auch unterschiedliche Rollen, aber das immer nur so mit Mimik, Gestik, Rumgetue.

Wie kommt ihr eigentlich auf den Namen “Schienentröster”?
Haller: Das kommt aus Innsbruck. Da gibt es Straßenbahn-Schienen, die ich entlanggegangen bin, als wir einen Namen gesucht haben. Da ist direkt neben den Schienen ist ein etwas heruntergekommener Mann gestanden und hat auf diese Schienen heruntergestarrt und sonst gar nichts. Und irgendwie ist links und rechts neben ihm das Leben vorbeigegangen und er hat nur heruntergestarrt, irgendwie war da was zwischen den Schienen. Da habe ich mir gedacht “Ja, der tröstet die”.

Wer von euch hat die Idee zu dem Buch gehabt?
Lenz: Eigentlich der Harry. Gefragt worden sind wir schon vom Ueberreuter Verlag, wegen Ludwig Müller mit seinem Ratgeber “Tang Fung durch den Alltag mit Pseudo-Chinesischer Heilkunst” oder wie auch immer er das nennt. Wir haben dann gedacht, was können wir gut schreiben?
Haller: Wo wir uns auskennen ist Erziehung, weil wir wirklich ausgebildete Hauptschullehrer sind und das alles miterlebt haben, die Hauptschullehrerausbildung, den Unterricht. Deswegen ist auch die Schule drinnen, als eigenes Kapitel. Wir haben vor allem genau die Sachen genommen, die eh jeder wiedererkennt. Eben unsere eigene Pubertät bzw. die Pubertät, die wir an Schülern festgestellt haben. Das sind eigentlich immer die gleichen Dinge.

Ist die Lehrerausbildung oder PÄDAK eine gute Ausbildung für das Elterndasein?
Lenz: Wenn man sich Lehrerkinder anschaut, eigentlich nicht! Weil Lehrerkinder sind ja verrufen, dass sie extrem schlecht erzogen worden sind. Laisser-faire oder so in die Richtung, anti-autoritär. Die Eltern kommen halt erst dann darauf, wenn das Kind schon so alt ist, während Lehrer das früher mitkriegen.

Das Buch präsentiert aber schon einen eher anti-autoritären Erziehungsstil. Wenn Du gut ernährt und selbstbewusst bist, dann ziehst Du früher aus.
Haller: Wobei, es sind ein paar radikalere Methoden… normalerweise wendet ja niemand so was wirklich an, hoffen wir. Nicht dass dann die Klage kommt “Ich hab das nach euerem Buch so gemacht!”
Lenz: Es ist hauptsächlich für diese Momente, wo sich die Eltern gerade denken “ich könnte den jetzt wirklich abkrageln”. Wenn sie ja in diesem Moment zum Buch greifen, statt zur Rute, dann ist das vielleicht die richtige Möglichkeit mit etwas Humor abzulenken.

Die Idee ist also in ein eventuell schwierigeres Elterndasein ein leichtherziges Lachen einzuleiten?
Haller: Genau!
Lenz: Ein bisschen mit Wiedererkennungseffekt, so wie die Dame da vorhin gehabt hat als sie ausrief “Ja, genau so ist es!”

Wollt ihr daraus jetzt ein Kabarett machen, weil es so gut angekommen ist?
Lenz: Das ist schwierig zu sagen, eigentlich hätten wir es nicht vor. Wir würden es schon eigenständig dabei belassen, wobei es bei Lesungen schon wieder so präsentiert wird. Wir werden jetzt nicht direkt daraus ein Programm schreiben. Wir wollen im Schienentröster-Stil bleiben und unser neues Programm dann auch in diesem Stil weiterführen.

Ist da schon was in Arbeit?
Lenz: Wir haben jetzt einige große Projekte gehabt, ein Theatergroßkabarettprojekt in Innsbruck, das jetzt dann am 20.3. im Spektakel in Wien Premiere hat, “Sitzfleisch oder Operation Frühlingsblümchen”. Im Sommer machen wir dann den Watzmann in Schwarz. Wir sind jetzt mal so eingedeckt, dass wir erst für nächstes Jahr an ein neues Programm denken, außer es ergibt sich wieder so etwas wie ein Buch. Vielleicht Teil 2 “Mein Kind will wieder einziehen” oder “Ich bin der Pflegefall, wo sind meine Kinder”
Haller: Ein Buch für Kinder “Wie bleibe ich möglichst lange zu Hause.”
Lenz: Das Gegenstück zu dem. Wo man Gegenstrategien zu den Strategien da drin hat. Wir werden sehen.

Danke für dieses Gespräch!

This entry was posted in Kunst/Kultur. Bookmark the permalink.