In der Früh rief mich meine Freundin an um mir mitzuteilen, dass ich am Wochenende “fällig” sei. Ich atmete dann auf, als mir klar wurde, dass dies nur einem besonders starken Vermissen entsprungen war und nicht etwa der gerechten Strafe für alle Vergehen gegen die Frauen, derer ich mich bisher schuldig gemacht hatte.
Eben diese Ungerechtigkeiten an Frauen sind Inhalt des heutigen internationalen Frauentages, der in 16 Ländern (z.B. Russland, Bulgarien, Serbien) heute sogar arbeitsfrei ist. In Mitteleuropa hingegen hat dieser der Tag eher den Charakter eines Niesers, zu dem höflicherweise jemand “Gesundheit!” ausruft nur um dann mit der Arbeit fortzufahren.
Seit Beginn des zwanzigsten Jahrhundert wird international der 8. März genutzt um dem Frauen mehr Gleichberechtigung, Rechte und Lohn zu verschaffen. Weil sozialistische Organisationen maßgeblich an der Etablierung dieses Tages beteiligt waren, wurde er während der Herrschaft der Nazis wieder abgeschafft und stattdessen der Muttertag eingeführt, der eher dem nationalsozialistischen Frauen-Ideal entsprach. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde dieser Tag wieder eingeführt und 1975 von der UNO offiziell anerkannt. Seither geht es an diesem Tag primär um die Gleichheit der Menschenrechte unabhängig vom Geschlecht.
Der letzte Einkommensbericht des Rechnungshofes zeigte wieder einmal auf, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Ein Mann macht durchschnittlich 26.630 EUR im Jahr, eine Frau hingegen nur 15.877 EUR. Hierfür ist einerseits die Tatsache verantwortlich, dass 89 Prozent der Teilzeitbeschäftigten weiblich sind, andererseits lassen sich Frauen durch das Kinderbetreuungsgeld zu längeren Auszeiten verlocken.
Nimmt man die Teilzeitarbeit aus der Statistik heraus, dann ist der Unterschied in der Privat-Wirtschaft am größten (32%) und im öffentlichen Dienst am kleinsten (10%). Am besten haben es Beamtinnen, sie verdienen nur 3% weniger als ihre männlichen Kollegen. Neben diesen Unterschieden innerhalb der gleichen Branchen resultiert ein weiterer Vorteil der Männer daraus, daß sie eher zu lukrativeren Berufen tendieren. Ein Versicherungsmakler verdient um die 35.974 EUR, während eine Kellnerin nur rund 9.065 EUR nach Hause bringt.
Man sagt ja, dass eine Statistik alles aussagen kann, wenn man sie lange genug foltert. Aber diese Zahlen kann man so lange wälzen wie man will, dennoch kommt immer raus, das Frauen die Ärmeren sind. Außer vielleicht ich finde einen teilzeitarbeitenden karrenzierten Kellner, den ich mit einer kinderlosen Vollzeit-Managerin vergleiche. Aber so ein Vergleich ist so unfair wie die Einkommensverhältnisse generell.
Meine eigene Theorie zu dem Thema ist ja, dass solange es einen freien Job-Markt gibt, Männer immer im Vorteil sein werden, weil sie die nötige Brutalität bei den Lohn-Verhandlungen an den Tag legen. Männer werden umso brutaler, je weniger sie sich geliebt fühlen. Dies ist ein Teufelskreis, denn Liebe und Macht stehen bei Männern im Kopf sehr eng beisammen. Je mehr Macht ich habe, umso attraktiver bin ich für Frauen. Wenn ich mich als Mann nicht genug geliebt fühle, dann brauche ich also mehr Macht. Wie bekomme ich diese? Indem ich mehr verdiene… wirtschaftliche Macht.
Somit gibt es für das Problem der geschlechtsspezifischen Ungerechtigkeiten nur zwei Lösungen:
- mehr Sozialismus
- mehr Liebe für Männer
Manch eine Emanze wird hier ausrufen “Pah! Männer sind ja die Bösen!” und auf die sozialistischen Barrikaden steigen, wie sie es seit den 1960er Jahren zu tun gewohnt ist. Aber wenn wir schon von Drachen reden, dann bitte ich, nicht die vielen feuerspuckenden Ungetüme zu vergessen, die Ritter einzig deswegen getötet haben, nur um dann die hübsche Prinzessin pudern zu dürfen.
In diesem Sinne: Make Love Not War.