Wolfgang Kubasta – Matscho rechnet ab

Mein vierter Auftrag für Klein&Kunst war eine Mischung aus Lesung und Kabarett.

 Matscho rechnet ab

Als regelmäßiger Fahrgast der Wiener U-Bahn hatte ich schon unzählige Male das VOR-Magazin zur Hand genommen, einzig mit dem Ziel, die von Wolfgang Kubasta gestaltete Matscho-Seite zu lesen. Ich bin daher gleich freudig gesprungen, als sich die Möglichkeit für mich ergab den Autor einmal live zu erleben.

Passender als mit dem Lied “Matscho Man” hätte Kubasta nicht auf die Bühne kommen können, denn sein Programm beginnt mit einem Lobgesang auf das “letzte Reservat unverfälschter Männlichkeit”, dem öffentlichen Pissoir, dem einzigen männlichen Lebensbereich in das die Frauen noch nicht vorgedrungen sind und es vermutlich, biologisch bedingt, auch nie tun werden. Wir sahen eine Seite von Matscho, die wir so in seiner regelmäßigen Kolumne wohl nie sehen werden, ein bisserl deftiger und umso interessanter.

Seine treuen Leser waren wohl die am besten versorgten Zuschauer, denn für den Rest seiner “Abrechnung” reihte Kubasta ein gutes Dutzend eigenständiger Geschichten aneinander, die er eloquent vorlas. Sein elegant-witziger Stil des Vortrages gab den Erzählungen noch eine zusätzliche Würze, die Geschichten reichten vom Verführer Franz bis zum Versager Emil, von Frau Matscho bis zu Matscho Junior, von einer Ameisenplage bis zum Kampf-Fernsehen beim “Grand Brie der volksdümmlichen Musik”.

Auflockerung verschafften kurze Exkurse in andere Bereiche von Kubastas schriftstellerischem Schaffen. So erzitterte unser Zwerchfell besonders heftig, als er beispielsweise eines seiner kurzen Rekord-Gedichte zum Besten gab, welches Lyrik, Romantik, Logik und Tragik in nur vier Sätzen in sich vereinigt:

“Zwei Mägdelein im Mondenschein …” (ist lyrisch)
“… lustwandelten im Garten,…” (ist romantisch)
“… die eine wurde gleich vernascht …” (ist logisch)
“… die and’re musste warten.” (ist tragisch)

Manch einer hätte sich wohl ein Kabarett erwartet, bekam aber eine Lesung serviert. Wohl ist diese wesentlich amüsanter als die Sonntagspredigt ausgefallen, aber dennoch waren für mich die allerschönsten Momente, als man ein schelmisches Aufblitzen in den Augen oder ein spontanes Lächeln von Wolfgang Kubasta sehen konnte. Denn da sah man den Menschen hinter der Kult-Figur Matscho durchschimmern, so wie man ihn nur live erleben kann.

This entry was posted in Kunst/Kultur. Bookmark the permalink.