Im 18. Jahrhundert hatten Komponisten oft Personenen, die ihre Werke in schöner Notenschrift niederschrieben oder die Partituren für mehrere Stimmen kopierten. In Copying Beethoven begleitet eine erfundene Anna Holtz den Komponisten in seinem letzten Lebensjahr, während sie diese Funktion für den nahezu Tauben Künstler übernimmt.
Der Film enthält zwar einige Dinge, die sie bei näherer Recherche als Erfindung oder Dramatisierung herausstellen, aber es ist die Seele des Filmes, gekoppelt mit einem genialen Ed Harris als Beethoven, die daraus eine geniale Komposition werden lassen. Harris spielt Beethoven so glaubwürdig und menschlich, so daß man den Künstler selbst kaum wiedererkennt. Man kann gut das Genie hinter all seinen Fehlern erahnen.
Anna Holtz ist frei erfunden, zu Beethovens Zeit gab es keine weiblichen Notenkopierer. Aber man darf das nicht zu eng sehen, denn die Chemie, die die Geschichte dadurch zusätzlich gewinnt, fügt dem Ganzen noch einiges an Würze hinzu. Ob die Erfindung einer handlungstragenden weiblichen Figur gleichzeitig ein sozial-politisches Statement sein soll, lassen wir einmal dahingestellt. Wichtig ist, dass die Geschichte für den Betrachter funktioniert, sie berührt uns und bleibt glaubwürdig.
Die Kulissen, ebenso wie anderen Akteure tun ihr bestes um den passenden Rahmen für die wunderbare Performance von Harris zu liefern. Wenn es etwas zu bekritteln gibt, dann nur, dass die Kamera teilweise zu verspielt und experimentell herumwackelt. Das hätte nicht sein müssen. Ansonsten erwartet Freunde klassischer Musik ein Leckerbissen, aber auch Agnostiker dieser Musikrichtung könnten werden Gefallen an diesem guten Stück Film finden.
In Deutschland kam der Film letzte Woche ins Kino, wann er nach Österreich kommt ist noch nicht bekannt.