Irmgard Knef – Die letzte Mohikanerin

Mein siebenter Auftrag für Klein&Kunst.

Die letzte Mohikanerin

Ulrich Michael Heissig spielte am 30. Jänner 2008 im Rahmen des Satirefestivals im Theater Forum Schwechat “Die letzte Mohikanerin” und damit eine Form von musikalischem Satire-Kabarett, die für sich ein Unikat ist. Klein&Kunst Redakteur Oliver Drobnik ließ sich von der sympathischen Kunstfigur Irmgard Knef gerne zum Lachen und Staunen verführen.

Genauer gesagt ist das vorhin erwähnte Unikat, jene von Heissig frei erfundene Zwillingsschwester der weltbekannten Hildegard Knef, in deren wallende Kleider er auch behende schlüpft und eine Vielzahl von satirischen Chansons zum Besten gibt. Von Anfang an bis zur zweiten Zugabe verläßt Heissig die Rolle nicht. Ich belauschte mehrere Menschentrauben im Publikum, wie sie sich über die Originaltreue begeisterten.

Ich selbst kannte die Knef nicht und so ging leider ein gewisser Prozentsatz des Humors bei mir ins Leere. Die Manierismen aber und die Darstellung waren über jeden Zweifel erhaben und bei den Seitenhieben auf aktuelle Politik war ich wieder im Bilde.

Das Komplexe an der Rolle ist nicht nur als Mann eine alte Dame zu spielen, sondern auch eine in Wien verliebte Berlinerin darzustellen, mit all den damit verbundenen verbalen Verstrickungen. Der Humor erschöpfte sich nicht nur in der vorgegebenen Selbstironie über das Altern, die Idee der Regenbogenparade im Altersheim ist herrlich skurril. Ein relativ deftiges Lied zwischendrin war in kunstvoll blumiger Sprache geschickt verpackt, so dass man ohne schlechtes Gewissen mitschmunzeln darf.

Nach der – altersbedingten? – Pause erscheint die Irmgard erneut und sogar der für Damen obligate Gewandwechsel war vollzogen worden. Das frische rote Gewand ist aber weiterhin großmütterlich wallend. “Der Lack ist ab, aber das Leben geht weiter” findet nochmals den fröhlich altersdepressiven Bogen, der unerwartet in einer Episode über Hunde und deren Besitzer mündet.

Ulrich Michael Heissig spielt nicht nur die mißachtete Zwillingsschwester Irmgard, spätestens am Ende des zweiten Teils ist man von ihrer Realität felsenfest überzeugt. Nach zwei “definitiv letzten” Zugaben ist dann endgültig Schluss, damit der “geschenkte Bühnengaul nicht zu Tode geritten wird.” Selten so gelacht.

Für uns junge Minderheit im Auditorium ist dieses Satire-Stück erfrischend anders als die zeitgemäße TV-Comedy. Wer unter den älteren Semestern Hildegard Knef kannte, der freut sich, dass sie gleichsam als Irmgard wieder unter den Lebenden weilt. Erstaunlich fit für 82 Jahre.

Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein

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