Niko Formanek's Schmähstadl

Mein achter Auftrag für Klein&Kunst.

Am Aschermittwoch (6. Februar 2008) trafen sich Deutschland und Österreich auf dem grünen Schlachtfeld um die alten Feindseligkeiten freundschaftlich auszutragen. Wer es hingegen – wie Klein&Kunst Redakteur Oliver Drobnik – lieber lustig haben wollte, der ging ins Spektakel und schaute sich eine weitere Ausgabe des mittlerweile bereits legendären Schmäh-Stadls an.

Seit Dezember präsentiert Niko Formanek dort monatlich diese unübliche Kabarett-Variante. Angelehnt an den aus dem TV hinlänglich bekannten Quatsch Comedy Club, bekommen wir für den Preis einer Eintrittskarte 4 Kabarettisten plus Niko Formanek selbst als ebenso humoristischen Moderator, der durch die Sendung … pardon Vorstellung führt.

An das deutsche Vorbild erinnert eine Video-Einführung und eine laute Jingle “Schmähstadl! Schmähstadl!”. Man fühlt sich erlaucht, in diesem intimen Rahmen dabei sein zu können, beinahe will man sich umdrehen und schauen, wo die Kameras stehen. Der Vorteil dieser Variante ist ohne Zweifel, dass sich eine Vielfalt von künstlerischen Geschmacksrichtungen in einem bunten Bouquet vereinigen, die, einer Pizza Quattro Stazione gleich, für jeden Zuschauer etwas bieten. Apropos Pizza, der erste Künstler war der Italo-Deutsche Roberto Capitoni.

Roberto Capitoni (Italien-Schwaben-Allgäu)

Wenn er erklärt, dass er halb Deutscher und halb Italiener sei, ist der erste Witz, dass er betont, dass die Hälfte seiner bella figura unterhalb der Gürtellinie eindeutig die italienische sei. Ist der große Unterschied zwischen den beiden Nationen ja sicher die divergierende Affinität zu Sex. Der kleine Mann mit einem südländischen Ganzkörpereinsatz zeigt uns die Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern, fortwährend untermahlt mit urkomischen Grimassen und Stimmenimitation des Paten.

Krankmeldung (Berlin)

An zweiter Stelle hätten wir gerne Martina Brandl gesehen, aber krankheitsbedingt wurde diese durch den Bruder von Niko Formanek vertreten, welcher eigentlich Musiker ist und mit seiner “Buddy Holly reloaded” Gruppe nächste Woche in Wien auftritt. Aber die Formanek’s scheinen das Witze-Gen in der Familie zu haben und deshalb zögerte Marko Formanek nicht, als sein Bruder ihn verzweifelt bat einzuspringen.

Marko Formanek (Exil-Wiener)

Nur mit einer Gitarre ausgestattet gab Marko erst ein Lied von Buddy Holly zum Besten, erzählte uns dann aber diverse Schwänke aus seinem Leben, die hauptsächlich aus den kulturellen Unterschieden zwischen Wien und Hamburg entsprangen. Auch der zweite Song war nicht lustig, sondern englisch, war aber dennoch ausreichend mitreissend, dass die Zuschauer neben mir zum Mitwippen angeregt wurden. Neben etwas Werbung für seine Musikgruppe kam der große Lacher dann in Form des dritten Musikstücks, welches uns mit schwarzem Humor ordentlich für den Ausfall entschädigte.
Dann war die erste Stunde auch schon vorbei, genau bei der Hälfte gab es eine halbe Stunde Pause. Die “schweren Geschütze” fuhr Niko Formanek dann im Anschluss auf.

Lutz von Rosenberg Lipinski (Hamburg)

Der Norddeutsche Profi-Kabarettist ist manchen Leuten sicherlich aus dem Fernsehen bekannt, Niko hatte ihn selbst bei seiner ersten Amateurnacht in Deutschland kennengelernt. Lutz begann seinen Part auch wieder damit eine kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Österreich zu schlagen und uns humoristisch die Unterschiede zu erklären. Er wechselte aber flugs zum wesentlich internationaleren Thema “Männer versus Frauen” und nahm eine elegante Kurve über seine eigenen Erfahrungen mit dem Thema hin zum Fußball. Passend zum Anlass schloss er mit den Parallelen vom Rasensport und Religion. Lipinski hat einen recht landesneutralen Humor, der dadurch dem österreiischen Publikum sehr gut mundete.

Ludwig Wolfgang Müller (Gmunden)

Zum Schluss kam dann der wahre Stargast, ein Österreicher, der jüngst den renomierten Kabarett-Preis “Salzburger Stier 2008” gewonnen hatte. Ludwig Wolfgang Müller verkörpert hier den Mann vom Land, der mit unglaublicher Ruhe die dicksten Wuchteln bringt, nicht umsonst heißt sein neues Programm “Total Brachial”. Er streifte das Thema Wellness und wanderte dann queerbeet durch mehr Themen als ich mich erinnern kann. Ich weiß nur noch, dass ich herzlich gelacht habe.

Fazit

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Niko Formanek es wunderbar geschafft hat, dem grellen Scheinwerferlicht des Quatsch Comedy Clubs noch eine für Österreicher extrem wichtige Komponente hinzuzufügen: die Gemütlichkeit. Der intime Rahmen in Verbindung mit den variantenreichen Kurzprogrammen mehrere Künstler schafft eine lockere Atmosphäre in der das Zwerchfell wunderbar frei schwingen kann. Zum Glück ist der Schmähstadl ein fixes Programm, welches einmal zu Tode gespielt ist, sondern schickt sich an, eine beliebte allmonatliche Institution mit ständig wechselnden Künstlern zu werden.
Jedenfalls kann ich herzlich empfehlen einmal den “besten Comedy Club Österreichs” zu besuchen, statt den Fernseher aufzudrehen um dort deutsches Comedy-Programm oder fliegende Lederbälle zu betrachten. Es ist mit Sicherheit besser, dass man sich 2 Stunden über ein lustiges und abwechslungsreiches Programm im Schmähstadl freut, als dass man 90 Minuten vor Augen geführt bekommt, wie schlecht es wirklich um den österreichischen Fußball steht. Ab jetzt jeden ersten Mittwoch im Monat.

Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein

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