An diesem Wochenende konnte ich endlich mal wieder ein paar luftfahrttechnische Dinge erledigen, die ich schon länger auf meiner To-Do-Liste vor mir herschiebe.
Fallschirmspringen
Am Freitag nahm ich meinen Fallschirm mit in die Arbeit, damit ich ihn nach der Arbeit auf dem Weg zum Bahnhof bei Eli’s Fallschirmshop zur Inspektion abgeben könnte. Nur stellte sich dann heraus, dass die liebe Eli schon vor einem Jahr umgezogen war. So fand ich ihr Geschäft nicht mehr am Gürtel – und damit auf meinem Weg – sondern genau in der entgegengesetzten Richtung. Ihr Kompagnon Claus hatte das Pendeln im Wiener Stauverkehr satt gehabt und der Eli als Alternative einen Platz in seinem Optiker-Geschäft im 22. Bezirk angeboten. Was Eli begeistert angenommen hatte.
Dass es Eli gut tat aus dem Wiener Großstattsumpf am Gürtel in den viel grüneren Norden zu übersiedeln, das merkte ich schon am Telefon und noch mehr, als ich dann in Stadlau in ihrem Geschäft stand. Mann, die war so zuckersüß gut gelaunt, wie ich es aber überhaupt nicht von ihr kannte. Sie ist doch nicht so ein ständig grantiger Charakter, wie sie es in ihrem alten Geschäft immer gewesen war.
Ich gab also mein Gear ab, zuvor löste ich aber noch mal eben die Reserve aus, da die neben der gewünschten Inspektion auch neu gepackt werden muss. Ich erfuhr, dass das Reglement in Österreich gelockert wurde, man muss den Reserve-Schirm jetzt nur mehr ein Mal im Jahr neu packen lassen. Den Haupt-Schirm kann man ja selbst packen, auf größeren Events findet sich aber meist jemand Qualifizierter, der einem diesen Job gerne im Tausch gegen 5 Euro abnimmt. Genau so ein größeres Event peile ich am letzten Wochenende des Monats an. Da ist der Pink Parachute Club traditionell auf einer abrasierten Wiese im Waldviertel, bei Kirchberg am Walde.
Die 2 Wochen Zeit, die Eli nun für Inspektion und Reserve-Repack benötigt, gehen sich da genau aus. Bei meinen nächsten Trips auf’s Land muss ich nur noch mein Zelt und meine Camping-Sachen mitnehmen. Für mich gehört das zelten schon irgendwie zum Fallschirmspringen dazu. Der Vorteil sind auch die Bequemlichkeit direkt vor Ort zu sein und dass es nichts kostet bei so einem Fallschirm-Event ein Zelt aufzuschlagen. Die Profis haben zumeist einen Wohnwagen mit und die älteren Semester mieten sich vor Ort in einer Pension ein. Aber nicht ich! Ich lebe sonst so gemütlich, da kann ich eine Nacht im Jahr auch im Zelt schlafen, oder?
Motorfliegen
Mein letzter Flug mit einem motorisierten Flugzeug lag schon über ein Jahr zurück, der nächste Verlängerungstermin für meinen Pilotenschein liegt im August. Jetzt habe ich nach den neuen Regeln der JAR (Joint Aviation Regulations, das vereinheitlichte europäische Luftfahrtrecht) drei Möglichkeiten, was ich tun kann:
- Ich tue nichts, dann ruht meine Berechtigung ab August
- Ich mache einen Überprüfungsflug mit einem “Examiner”
- Ich fliege 10 Stunden in den 12 Monaten vor dem Ablaufdatum
Rein zufällig, als hätte ich es beim Universum bestellt, wohnt meine Lebensgefährtin 10 Minuten vom Flugplatz Seitenstetten entfernt. Nach mehreren Besuchen und einer Vielzahl von Gesprächen mit den Betreibern fasste ich den Entschluß, dem dortigen Stamm-Verein beizutreten. Das kostet mit 150 Euro im Jahr und 2080 Euro Kaution. Die Kauten entspricht dem Selbstbehalt der Kasko-Versicherungen der Flugzeuge des Vereins. Sollte ich ein Flugzeug zu Schrott fliegen, dann ist die Kaution weg, ansonsten bekomme ich sie zurück, sobald ich aus dem Verein wieder ausscheide.
Nicht nur liegt Seitenstetten extrem günstig für mich, irgendwie sehe ich es auch als Beweis, dass Bestellungen beim Unversum wirklich funktionieren. Ich habe immer gesagt, dass ich entweder eine Familie habe bevor ich 40 bin, oder ein Flugzeug. Im Sommer werde ich 34 und jetzt habe ich – mehr oder weniger – BEIDES.
Den Wunsch nach dem eigenen Flugzeug hatte ich, weil ich mir nur so vorstellen konnte, dass ich dann genügen Freiraum bei der Verwendung habe. Doch hat mir das Schicksal statt den nötigen etwa 100.000 Euro für eine gebrauchte Cessna eine passende Haltergemeinschaft in Form des Seitenstettner Vereins geschickt.
- 4 Flugzeuge mit jeweils 4 Sitzen
- ab 120 Euro die Stunde, das habe ich früher für zweisitzige Maschinen gezahlt (Spitzerberg, Wiener Neustadt)
- Und es ist auch kein Problem, wenn ich mal 2 Wochen mit einem Flieger auf Urlaub fliegen will
- der einzige theoretische Haken ist, dass ich als Mitglied 20 Stunden im Jahr für den Verein arbeiten muss und 3 mal im Jahr Einsatzleiter am Flugplatz machen muss.
Besser geht’s nicht.
Am Sonntag in der Früh ließ ich mich dann von einem erfahrenen Check-Piloten auf die PA28 des Vereins einweisen, weil diesen Typ kannte ich schon von meiner Fliegerei in Florida vor 3 Jahren. Der hatte eigentlich nichts zu meckern, schon meine dritte Landung war so sanft, wie ich es von mir gewohnt bin. Ich war ganz überrascht, als er irgendwo zwischen Flugplatz und Donau plötzlich meinte “probier mal, wie sich das Flugzeug so für dich anfühlt, wenn Du eine Steilkurve fliegst.” Auch schien es ihm kaum etwas auszumachen, dass ich mit dem Halten der Höhe leichte Probleme hatte. Was sind schon plus minus 200 Fuß … In dem Maße in dem ich mich entspannte, funktionierte aber auch dies immer besser. Am Ende fand ich mir Weistrach am Boden und drehte eine Ehrenrunde über unserem Haus.
Am Boden überraschte mich der Checker noch ein zweites Mal, als er vorschlug ich sollte doch noch einige Runden solo drehen. Na da brauchte er mich nicht lange bitten, ich stieg sofort wieder auf, schnurstracks in Richtung Weistrach, diesmal mit gezückter Foto-Kamera. Leider sollte später ein defektes Karten-Lesegerät die Beweise vernichten. Glücklicherweise ist auf die Technik eines Flugzeuges mehr Verlass als auf manches elektronisches Ding.
Jedenfalls kann ich jetzt jederzeit auf den Platz fahren und mit der PA28 fliegen gehen. Wer mag mit mir eine Runde fliegen gehen? Anyone up for a ride?