Ich habe mir gerade eine Wahlkarte für die kommende Nationalratswahl bestellt, weil ich am Tag der Wahl bei meinem Schatz sein werde. Die Bestellung einer Wahlkarte geht mittlerweile bequem über das Internet, indem man einfach ein entsprechendes Formular ausfüllt. Zur Identifikation benötigt man entweder seine Bürgerkarte (Lesegerät erforderlich) oder ein Personaldokument, wobei ich nicht verstehe, warum nur Reisepass und Personalausweis gehen, nicht aber Führerschein. Bei dieser Variante benötigt man die Ausweisnummer und ausstellende Behörde, die tatsächliche Idenditätskontrolle passiert im Wahllokal, denn dort muss man den gleichen Ausweis herzeigen.
Eine zweite Alternative für das Wählen nicht an der Meldeadresse wäre die Briefwahl, hierfür benötigt man auch einfach nur eine Wahlkarte, die man dann aber statt in eine Urne in einem Kuvert samt Stimmzettel in einen Postkasten wirft.
Wer sich überhaupt nicht mehr rühren kann um den weiten Weg zum Postkasten oder zum Wahllokal zu bewältigen, der hat noch die Option von der “besonderen Wahlbehörde” besucht zu werden. Das gleiche Recht gilt auch für Gefängnisinsassen, die weniger als ein Jahr rechtskräftig sitzen und daher aus den räumlichen Bedingungen heraus immobil sind.
Eine Besonderheit bei dieser Wahl ist auch, dass nunmehr jeder Österreicher wählen kann, der vor oder am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet hat. Dies bedeutet etwa 200.000 zusätzliche Wähler, gemessen an den 6.107.686 Wahlberechtigten von 2006 sind das 3 Prozent, also durchaus genug um der einen oder anderen Partei noch über ein schwierige Hürde zu helfen. Die einzige Partei, die gezielt auch um diese Gruppe rittert ist aktuell die FPÖ, die deswegen auch Comics und Rap-Songs fabriziert, in der Hoffnung, damit bei den jungen Neuwählern zu punkten.
Dieses frische Wählerblut brauchen tatsächlich aber alle Parteien wie einen Bissen Brot, denn nicht nur der FPÖ droht wie allen anderen Parteien ein blaues Auge. Die SPÖ probiert die Gunst der Jungen mit einer LED-Taschenlampe für sich zu gewinnen, sonst nichts Konkretes, aber man “werde ihre Anliegen ernst nehmen”.
Die ÖVP, seit jeher praktischer orientiert, fordert hingegen Kürzung der Höchstprovision von Immobilienmaklern auf zwei bis null Monatsmieten für Start-Wohnungen, Senkung der Führerscheinkosten auf 1000 Euro, mehr Verpflegungsgeld für Zivildiener und eine Lehrlingsentschädigung von mindestens 500 Euro. In diesem Segment erlaubt man sich auch einen salopperen Titel für das Paket: “Substanz statt Pflanz”.
In jedem Fall erscheint mir diese Wahl wieder besonders spannend, viele neue unbedarfte Wähler, besonders viele neue Parteien und interessante Themen rund ums liebe Geld dürften für den entsprechenden Sprengstoff sorgen, der den Große-Koalition-Monolith endgültig in seine Einzelteile zerlegt.
Am 28. September wählen gehen!