Film: Harry Potter and the Half-Blood Prince

Für die heutige Vorstellung von Harry Potter 6 hatten wir uns viel erwartet. Das Wiener Apollo Kino wirbt aktuell damit, dass sie den großen Sall auf IMAX-Standard gebracht haben, digitale Projektion, “ausgewählte Szenen in 3D” und ausnahmsweise eine frühe Vorstellung in Originalfassung.

Ich erinnere mich noch an das erste Wiener IMAX-Kino, welches leider in Konkurs gegangen war. Lange mussten wir ohne IMAX auskommen, bis das Apollo in die Presche sprang. Nun, die Leinwand wurde bis zum Anschlag vergrößert, das Surround-Sound-System runderneuert und digitale Projektion spricht für sich. Wir sahen klar das Maximum, das sich herausholen läßt. Bild und Ton konnten technisch jedenfalls überzeugen.

Für die “ausgewählten Szenen”, welche die ersten 12 Minuten sind, bekommt man eine 3D-Überbrille, die man dann absetzt, wenn nach Ende des 3D-Teils ein rotes Symbol aufscheint. Selbst meinem 3D-skeptischen Bruder hat das sehr gefallen.

Doch nun zum Film selbst. Ojee. Computertechnisch 1A, aber bitte wo ist der Appeal von Harry Potter hingekommen? Mir scheint ebenso wie die Akteure und Charaktere ist dieser auch irgendwo in einer popertären Wandlung begriffen. Galt es bei früheren Teilen noch als schick, von Film zu Film, dunkler und düsterer zu werden, wirkt die Dunkelkeit in der aktuellen Ausgabe relativ banal.

Die Requisiten und Kulissen sind unheimlich detailreich, aber die Geschicht ist ein müder Abklatsch des Buches, welches von allen 7 Bänden auch das dickste war. Ich erfuhr zu meinem Unverständnis dann auch, dass das siebente Buch in zwei Teilen 2010 und 2011 ins Kino kommt. So eine Teilung wäre wahrscheinlich schon für den vorliegenden Part zu empfehlen gewesen.

Das Spannende an Harry Potter war ja immer, mitzuerleben, wie das Haupt-Dreiergespann mehr und mehr an Zauberei erlernt und gemeinsam Rätsel löst. Dies fehlte mir hier komplett. Dieser Harry Potter ist schlicht eine Überleitung vom letzten Auftauchen von Voldemort hin zum letzten Buch. Eine Überleitung von 153 Minuten wohlgemerkt.

Und wie füllt man solche eine Filmlänge, wenn es kaum wirkliche Abenteuer gibt. Mit ein paar angedeuteten Liebeleien, welche sich unter den Zauberschülern ergeben. Harry Potter als Date-Movie? Grausam. Nein, es kommt zwar sein erster Kuss vor, aber von handfester Romantik keine Spur, auch auf diesem Feld eine blanke Enttäuschung. Und das Ende ist auch nicht besser. Der Angriff der bösen Zauberer ist nur angedeutet, Dumbledore wird sinnlos gemeuchelt und das pseudo-ruhige Ende ist einzig ein Trailer für die nächsten Film.

Einige lustige Stellen und sehr viele optisch imposante Szenen retten Harry Potter davon, ein totaler Reinfall zu sein. So ist es nur ein mittlerer Reinfall, den das Franchise aber wahrscheinlich problemlos verkraften wird.

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