Gleich auf zwei hintereinanderfolgenden Seiten des der deutschen Übersetzung von “Was würde Google tun?” hat die Übersetzerin Heike Holtsch den Fehler begangen sich zur Verwendung eines Neu-Deutschen Ausdruckes hinreissen zu lassen. Dabei handelt es sich um Lehnworte aus dem Englischen, die eingedeutscht wurden schlicht um “hipp” zu klingen. Für das Verständnis des Lesers ist diese Sprachvergewaltigung aber keineswegs dienlich:
“Offensichtlich ja, aber da Informationenen derart schnell und einfach kommodifiziert werden können, ist die Frage nach der Kernkompetzenz komplex” (Seite 209, gebundene Ausgabe 2009)
“Lediglich kommodifizierter Content wird Ihnen weder Links noch Google-Elixier verschaffen” (Seite 210, gebundene Ausgabe 2009)
“Kommunikation könnte bewirken, dass Airlines dekommodifiziert werden.” (Seite 308, gebundene Ausgabe 2009)
Der in Latein geschulte Mensch von Welt wird sich sofort zusammenreimen, dass es sich hier um ein zusammengesetztes Wort aus Kommode und facio (lat. “zu etwas machen”). Aber wie kann man aus Informationen eine Kommode machen? Soll man sie in die Schubladen der Kommode stecken? In welcher Sortierung? Oder ist der angesprochene Kontent in Wirklichkeit ein Bauplan für eine Kommode, der weder Links noch Google-Elixier bringt? Dann wird hundert Seiten später eine Fluglinie deko-modifiziert. Da liegt es auf der Hand, an eine Generalüberholung der Dekoration zu denken. Autsch!
Der zugrundeliegende Ausdruck heisst “Commodity” und bezeichnet alle Produkte und Dienstleistungen, welche wir praktisch immer ident bekommen, egal wo wir sie einkaufen. Wasser und Strom zwei Beispiele für solche Produkte, die kein Mascherl haben. Wikipedia führt auch noch Öl, Papier oder Milch an. Ein neues Produkt, dass man nur bei einer bestimmten Quelle bekommen kann ist das genaue Gegenteil solcher Allerweltsgüter. Aber wenn dieses Produkt nach einigerzeit generisch wird und von vielen verschiedenen Herstellen in vergleichbarer Qualität angeboten wird dann verdient es die Bezeichnung “Commodity”. Salopp wird das auch oft mit “Rohstoff” übersetzt.
Im Zusammenhang mit diesem Buch möchte der Autor sagen, dass Informationen und Inhalte im Internet en masse zur Verfügung stehen. Es spielt hierbei kaum eine Rolle auf welcher Website ich eine Nachricht lese, weil sowieso alle Blogs voneinander abschreiben. Und deswegen wäre kaum ein Internet-User bereit für diese Nachrichten extra zu bezahlen.
Das Verb, welches diesen Vorgang (vom speziellem zu einem allgemein verfügbaren Handelsgut) beschreibt, lautet “commoditize”. Ersetzen wir das c mit einem k und “tize” mit “tisieren” haben wir uns schon ein wunderbares neues deutsches Wort gebastelt. Klingt gut, versteht aber keiner.
Meine Vorschläge:
“Offensichtlich ja, aber da Informationenen derart schnell und einfach allgemein verfügbar werden können, ist die Frage nach der Kernkompetzenz komplex”
“Lediglich Allerweltsinhalte zu offerieren wird Ihnen weder Links noch Google-Elixier verschaffen”
Ich hoffe jedenfalls, dass diese Analysen in meiner Kategorie “Englisch/Deutsch/Autsch” nicht als Allerweltsinhalte gesehen werden, sondern mir Ruhm und Ehre einbringen. 😉