Um 7:32 klingelt das Telefon. Es ist die Klavier-Spedition, die das Haus meiner Ex-Frau nicht findet. Ihnen konnte geholfen werden. Kurze Zeit später war das Instrument abtransportiert.
Eingepackt in Plastik, auf die Seite gelegt und die Füsse abmontiert, der Rest war Schiebung. Das Ende einer Ära.
Wer sich ab nun für das Klavier interessiert wird es nicht mehr so billig bekommen wie ich es – aus Verzweiflung – angeboten habe. Es wird im Schauraum der Firma Weinberger ausgestellt und kann dort probe-gespielt werden.
Das Klavier war das vorletzte wertvolle Ding von mir in Weistrach. Das letzte wird mein Motorrad mit dem ich morgen nach Wien fahren werde. Dort ist es schon angemeldet und wird dann auch dort stationiert bleiben. Damit wird Weistrach in meinem Feeling weiter degradiert.
Ich nenne es ja jetzt schon “Bergwerk”, wenn ich unter der Woche dorthin fahre. Einerseits ist unser Büro im Haus meines Ex-Schwagers unter der Erde, andererseits begebe ich mich dort um zu arbeiten.
Noch bis zur Fertigstellung des letzten Kapitels meines Buches wird es so weiterlaufen, dann folgt mein endgültiger Abgang. Ich werde dann vermutlich anstelle dessen gelegentlich nach Linz fahren, aber auch viel seltener, da meine Beziehung zu Wien einfach die viel stärkere ist.
Letzte Ausfahrt
Ich nützte den letzten Abend vor der Fahrt nach Wien zu einer Wiederholung des Sunset Picknicks bei der Aussichtswarte von gestern. Der Himmel war wolkenlos und so versprach ich mir noch viel tollere Szenen. Gleichzeitig experimentierte ich mit einem anderen iPhone-Headset und einem getönten Visier um die Handhabung geübt zu haben.
Es stellte sich heraus, dass die aktuellen Earphones nachwievor das optimale Motorrad-Headset sind. In-Ear Knöpfe waren ein “no go”, weil sie zu sehr herausstanden und deshalb vom Helm zu sehr ins Ohr gedrückt wurden. Sobald ich es mir leisten kann möchte ich mir aber einen neuen Helm kaufen, der ein Bluetooth Headset bereits eingebaut hat. Was vermutlich mit den Earphones nicht geht, ist bei hoher Geschwindigkeit zu telefonieren. Ich habe es nicht getestet, aber ich vermute dass der Fahrtwind am beim Hals baumelnden Mikro zu viel Rauschen verursachen würde.
Beim getönten Visier (blau verspiegelt) stellt ich fest wie viel mehr Spass das Motorradfahren macht, wenn man klare Sicht hat. Mein klares Visier ist nämlich schon arg zerkratzt. Ich musste dieses aber dennoch mitnehmen, weil ich wußte dass ich nach Sonnenuntergang zurück ins Quartier fahren würde.
Ich erreichte die Aussichtswarte eine gute Stunde vor dem tatsächlichen Sonnenuntergang. So fuhr ich noch ein Stück weiter weil die Tank-Anzeige zeitweise aufleuchtete. Ich fand aber auf die Schnelle keine Tankstelle und so kehrte ich zum Turm zurück um das Schauspiel ja nicht zu versäumen.
Der Kilometerstand betrug 4997 km und ich dachte mir noch “blöd, um 3 zu wenig für’s Feiern”. Am 23.4. war der 7. Jahrestag meines Motorrads, da sieht man wie wenig ich damit gefahren bin. Das erste grosse Service, welches ich für die Anmeldung hatte machen lassen, wäre laut Wartungsbuch erst bei 10.000 km fällig gewesen. Das wird sich jetzt sicherlich ändern. In Wien habe ich zwar eine Jahreskarte für die Öffis, aber für Ausflüge ins Umland werde ich sicherlich mein Bike hernehmen.
Frauen-Sonnenuntergangs-Kommunikations-Hypothese
Ich hatte am Tag zuvor die Theorie formuliert, dass Frauen zur Zeit des Sonnenunterganges ein grosses Verlangen nach mir beschleicht. Diese Hypothese galt es zu testen. Sie stellte sich als unhaltbar heraus… zum größten Teil. Zwanzig Minuten vor dem Untergang erhielt ich Nachricht von Dame #3, ansonsten Funkstille. Und prompt hatte ich mich bei dieser in ein Fettnäpfchen gesetzt. Aber dass sie mir so bereitwillig verzieh rettete meinen Abend.
Der Himmel über mir war zwar klar, aber am Horizont hatte war ein dichter Dunst aufgestiegen. Dadurch bekam ich nicht das bombastische Schauspiel wie ich es erwartet hatte, sondern nur eine magere lachsfarbene Wolke nachdem die Sonne im Dunst versunken war. Kann es sein, dass Sonnenuntergänge nur mit entsprechender Wolken-Drapierung “gut kommen”?
Ich wartete noch etwas zu, während ich zwei Riegel verspeiste und mitgebrachten grünen Eistee aus der Flasche nuckelte. Aber als ich dann konstatierte, dass der Höhepunkt vorüber war, packte ich zusammen, schwang mich auf mein Roß und ritt heim.
Erste Lehre: ich sollte etwas behutsamer sein mit Wertungen anderen Leuten gegenüber. Das vermeidet Fettnäpfchen. Andererseits: “man kann der Richtigen nichts Falsches sagen…”
Zweite Lehre: sei zufrieden mit dem was “locker passiert. Manchmal will die Natur nicht mehr zaubern für uns. Und machmal agieren Frauen weniger voraussagbar als wir Männer uns das wünschen. Aber es müssen ja nicht 3 Frauen gleichzeitig sein, die mit mir kommunizieren wollen.
Ich bin ja genügsam: ich bin auch mit einer Netten zufrieden. Qualität statt Quantität. Genauso wie mit einer einzelnen rosa Wolke, die sich besonders für mich bemühte mir zu gefallen. Ja, Wölkchen, warst ja eh hübsch.