Am letzten Wochenende wurde die Sanierung meines Portals mehr oder weniger fertiggestellt. Das schränkte mich doch ein wenig in meiner Handlungsfreiheit ein, da ich einerseits zu Hause bleiben musste während der Maler werkte und andererseits ich über Nacht gar die Türe offen lassen musste, damit der Rahmen trocknen konnte.
Es hat dann doch doppelt so viel gekostet als ursprünglich veranschlagt. Offenbar waren mein Extrawünsche teuer: die weinrote Farbe kostete Extra, das Fenstergitter bekam einen zusätzlichen Rostschutz und obendrein habe ich innen und aussen unterschiedliche Farben.
Aber ich wollte dann doch nicht über’s Geld streiten. Mit einem schönen freundlichen und einladenden Eingangstor wird mir sicherlich – dank gutem Feng Shui – ein Vielfaches des ausgegebenen Geldes wieder zufliessen.
Ich freue mich schon so sehr darauf, wenn ich wieder alle Dinge in meinem Vorzimmer an den angestammten Platz räumen und auch den gelben Vorhang wieder aufhängen kann. So eine Sanierung an der wichtigsten Chi-Ader meines Lebens macht einen schon ziemlich “wurlig”.
Aus dem Rahmen fallen
Doch zunächst gibt es noch weitere Ausgaben. Ich hatte auf meiner To Do Liste das Vorhaben das letzte Gemälde meiner Mutter rahmen zu lassen. Das Bild stand in einem hässlichen Billigsdorfer-Rahmen auf meinem Dachboden, ignoriert und unerledigt. In der Zeit vor ihrer Lungen-Embolie war meine Mutter schwerst depressiv und alkoholkrank. Daher rührt auch meine persönliche Abneigung gegen Alkoholkonsum.
Nun hatte das Bild einerseits einen Rahmen der nicht wirklich zu dem Bild passte, andererseits war das Glas matt, was die Farben unnötig dämpfte. Vor meinen Auszug nach Weistrach vor etwa 6 Jahren hatte ich es im “Ziel-Quadranten” meines Wohnzimmers hängen gehabt. Dort, wo jetzt meine Infrarot-Kabine steht. Ich merke ein leichtes ängstliches Gefühl in mir aufsteigen, wenn ich mit alkoholisierten Menschen konfrontiert bin und immer auch, wenn mich etwas an meine Mutter erinnert.
So jetzt auch ein aktuelles Werbeplakat der Wiener Linien auf denen eine junge Frau mit rundem Gesicht und blonder Mähne den Betrachter anschaut. Sie schaut aus, in etwa wie meine Mutter als junge Dame ausgesehen haben muss. Ich wertete das als Zeichen und fasste den Entschluss die Erinnerungen nicht mehr zu scheuen, sondern zu akzeptieren.
In der Psychologie gibt des den Ausdruck Framing der besagt, dass man etwas mit verschiedenen Bezugsrahmen anders sehen kann. So kann man negative Erlebnisse zu Lernerfahrungen umwandeln, indem man sie als solche “einrahmt”. Gleiches machte ich symbolisch mit dem Bild. Ich brachte es zu den Rahmenprofis von Pass’Partout. Mit einer Mischung aus Fühlen und Beratung fanden wir den perfekten Rahmen. Das Glas wird jetzt nicht mehr matt sein, “das glänzt zwar aber dafür leuchten die Farben viel mehr”.
Im neuen Rahmen wird dieses Bild einen Ehrenplatz bekommen, am besten im Wissens- oder Verwandten-Quadranten. Die Erfahrungen sind Teil meines Charakters und es ist in jedem Fall besser dazu zu stehen. Ich habe erkannt dass meine Unfähigkeit meiner Mutter damals zu helfen mir etwas nachhängt, weil ich mich stark von traurig wirkenden Frauen angezogen fühle. Dieses Bild kann mich jetzt daran erinnern, dass es damals wie heute nicht meine Lebensaufgabe sein kann, ständig irgendwelche Menschen zu retten.
Das Rahmen-Erneuerungs-Projekt schlägt mit 438 Euro zu Buche. Aber genauso wie beim Portal schluckte ich meinen Protest herunter. Psychotherapie zur Aufarbeitung der Mutter-Beziehung hätte vermutlich noch viel mehr gekostet.
Wasser-Sport
Ich habe grossen Spass daran mit meinem Fahrrad von meiner Wohnung in Simmering zur Prater Hauptallee zu fahren. Darauf links abgebogen erreiche ich im Nu das Wiener Riesenrad. Dort schlängle ich mich zwischen Touristen und Besuchern des dortigen Vergnügungsparks hindurch, beobachte Menschen und erfreue mich der blinken Lichter. Wieder zurück auf der Hauptalle sind es 4 km bis zum Lusthaus, dass das Ende der Strasse markiert. Von dort wieder zurück nach Simmering. Das ist alles eben, sicher für mich als Radfahrer und es gibt auch viel zum gucken.
Die zweite Sportart, die ich mir zur Förderung von Gesundheit und Attraktivität kultiviere ist das Schwimmen. Als ich vor meiner Selbständigkeit bei einer Firma im ersten Bezirk angestellt war, besuchte ich dort fast jeden Abend den dortigen Holmes Place und schwamm meine Runden auf der Bahn in deren Keller. Das war eines der Dinge, die ich am meisten vermisste als ich auf’s Land zog.
Hätte ich mehr Geld, würde ich wahrscheinlich wieder Mitglied bei Holmes Place werden. Allerdings kostet dort die Monatsmitgliedschaft beinahe halb so viel wie eine Jahreskarte für die Wiener Bäder. Auf diesen Sachverhalt hatte mich mein Freund Christian aufmerksam gemacht, der selbst regelmäßig Schwimmtraining betreibt. Und so “hauen wir uns auf ein Packl” und fahren gemeinsam schwimmen.
Beim jüngsten Training, am 26. Mai, nahm ich meine Go Pro mit. Zu schwimmen liefert zwar keine so coolen Aufnahmen wie z.B. das Wellenreiten, aber ich wollte einfach mal ausprobieren was für Aufnahmen da so möglich sind. Die Go Pro hat ja ein wasserdichtes Gehäuse für den Einsatz im nassen Element. Nachdem ich mein übliches Pensum an Längen absolviert hatte, wurde Kameramann Christian aktiv.
Meine Schwimmtechnik ist sicher nicht perfekt, insbesondere beim Kraulen ermüde ich noch viel zu schnell. Aber das Ziel der regelmäßigen Wiederholung ist ja, besser und ausdauernder zu werden. Obendrein wäre es auch cool, wenn sich meine Physiologie der von Profi-Schwimmern etwas annähern könnte: der Look als drahtiges Cornetto würde mir sicher gut stehen.
Wir suchen übrigens noch Mitglieder für unseren Schwimm-Club. 🙂
Heisse Phase
Beruflich habe ich diese Woche “crunch time” bei meinem Buch. Ich schreibe seit November an einem Fachbuch über Strichcodes für iPhone-Entwickler. Dabei bin ich mittlerweile ein Monat hinter meinem Plan und deswegen setzte ich mir das Ziel vor Ende des Monats das siebente und letzte Kapitel abzuliefern.
Natürlich gehen fertige Kapitel dann noch einige Male zwischen meinem Development Editor Sean und mir hin und her. Die vorgeschlagenen Verbesserungen sind allerdings in einem Bruchteil der Zeit einzuarbeiten, als die ursprüngliche Niederschrift benötigt. Als ich meinem Geschäftsführer, der gleichzeitig als mein Vater fungiert, am Telefon erwähnte dass ich am Montag schwimmen gehen würde, kam die herrlich präzise Antwort an mein schlechtes Gewissen: “Schwimmen ist aber nicht Arbeiten”. Ja, wo er recht hat…
Zu meinem Entsetzen erfuhr ich am Sonntag, dass der kommende Donnerstag ein Feiertag ist. Viele Angestellte nehmen sich nun auch den Freitag als “Fenster-Tag” frei. Dies betrachte ich mit einem gewissen Neid. Aber die Erfüllung der Ziele, die man sich selbst gesteckt hat, ist natürlich wichtiger als zwei freie Tage. Hinzu kommt, dass ich – wenn alles klappt – Ende Juni sowieso einen Segelurlaub mache. Da kann ich die versäumte Erholung allemal wieder wett machen.