Auf Single-Börsen wie z.B. love.at finden sich immer wieder attraktive Profile von Frauen die einzig nur das Ziel haben notgeilen naiven Männern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und der Schmäh funktioniert wie folgt.
Es wird ein gefälschtes Profil angelegt, bei dem die Profil-Details eine attraktiven Frau spärlich aber doch ausgefüllt sind. Interessanterweise sind die “Eigenschaften meines Traumpartners” nur männlich zwischen 25 und 50. Also im Prinzip: alle Männer ohne echte Einschränkung.
Der Reiz des Verbotenen wird geschürt durch die Kombination aus Beziehungsstatus verheiratet und Beziehungswunsch Abenteuer. Im knappen Text ist von sexueller Vernachlässigung die Rede. Die spricht klar den Bereich im männlichen Hirn an, der gerne junge Frauen in Not rettet. Und den anderen, der gerne junge Frauen in Not bespringen würde.
Damit ist der Köder ausgelegt. Findet nun ein einsamer Mann dieses Profil über die Suchfunktion kann er entweder einen “Flirt senden” (das ist eine kurze vorgefertigte Nachricht) oder gleich eine längere Nachricht. Für welche der beiden Modi sich der Mann entscheidet, es kommt immer die gleiche Antwort:
Hallo,
würde mich über Kontakt unter meiner Mailaddy Waldfee2130(ät)gmx.at freuen.
Bussi Sophie
Wie ein Angler, der den Köder dann langsam zu sich herzieht um ihn noch interessanter für die Fische zu machen. Das “Bussi Sophie” soll den Eindruck erwecken, dass man schon auf der lieben persönlichen Ebene miteinander kommuniziert. Die @-Symbol in der E-Mail Adresse ist absichtlich versteckt, so dass love.at es nicht automatisiert als Spam filtern kann.
Wenn man sich dann doch dazu durchringt die angegebene Adresse zu anzuschreiben erhält man folgende Antwort:
Hi Du!
Bin die Sophie, 35 J., Raum NÖ, mach dass das erste Mal, bei mir zuhause ist es halt schon ein bisschen langweilig. Ich hab zwar einen Mann, aber der hat nie Zeit oder keine Lust? Ich frag mich… Suche was Diskretes… Unter der Woche hab ich eher am Abend Zeit, arbeite tagsüber, WE muss man schauen. Habe mir gedacht, geb dir mal meine Handynummer 06644939461 für ne kurze SMS, damit ich auch seh, dass es dir ernst ist.
Bitte aber meine Nummern nicht weitergeben an Freunde oder so und bitte melde dich nur, wenn Du auch wirklich was willst.
LG
Sophie
Selbst wenn man bei der Kontaktaufnahme einen Vornamen angab, ist man trotzdem nur “Hi Du!”. Spätestens hier sollt man stutzig werden. Denn selbst WENN dies eine echte vernachlässigte Hausfrau wäre, dann würde sie vermutlich so viele Nachrichten von Männern bekommen, dass sie der Maliflut nicht mehr Herr werden würde. In diesem Fall ist es aber eine vorgeschriebene Nachricht, die einzig den Zweck hat den frischen Naivling zu einer “kurzen SMS” zu verführen… um zu sehen “dass es dir ernst ist”.
Tatsächlich spielt die Länge der SMS wirklich keine Rolle. Die Antwort kommt von 0930/6226220002. Telefonnummern mit dem 0930 Prefix sind sogenannte “Mehrwert-Nummern” und zwar von der teuersten Sorte.
Und so beginnt der wahre Intelligenz-Test! Dieser besteht darin besteht, ob der Mann es schafft vor lauter Notgeilheit die Bedeutung von “Ab 18J/abmelden m. stop, EUR 1,90/SMS” zu verstehen.
Gleich zwei offene Fragen in der ersten teuren Nachricht laden den Betrachter ein, sich auszumalen in welchen Stellungen er die vernachlässigte Frau zu “retten” gedenkt. Vermutlich spielt es hier wieder keine Rolle, was man dankt, Hauptsache man schreibt. Denn mit der Nachricht, egal in welcher Richtung, fallen weitere 1,90 Euro an die bequem über die Telefonrechnung abgerechnet werden.
Teil 2 des Intelligenz-Tests besteht wohl darin wie viele SMS der Mann hier braucht bis er erkennt, dass er einem automatisch ablaufenden Skript aufgesessen ist. Denn zu diesem Zeitpunkt ist längst keine Spur mehr von einer Sophie oder gar einem Menschen vorhanden. Ein Computerprogramm welches an ein SMS-Gateway gekoppelt ist, versendet vorbereitete Texte.
Der Spuk findet ein plötzliches Ende, wenn man – wie in der SMS angegeben – mit “stop” antwortet. Das System antwortet dann mit:
Vielen Dank! Du bist nun abgemeldet
Eigentlich ist das ganze eine geniale Idee. Die Notgeilheit des Mannes ist so legendär wie verlässlich, quasi krisensicher. Gleichzeitig wacht jeden Morgen im Internet ein neuer Dummkopf auf. Dieses dokumentierte Beispiel ist mit Sicherheit nur eines von vielen.
Es mag sein, dass es auch im wirklichen Leben Frauen gibt, die von ihrem Partner in vielerlei Hinsicht vernachlässigt werden. Aber der gesunde Hausverstand sollte uns schon sagen, dass diese mit Sicherheit nicht auf Österreichs größter Single-Platform mit Foto nach einem Seitensprung suchen. Leider gibt es hier nicht viel, was die Betreiber solcher Plattformen tun können, denn für jedes gesperrte Profil finden sich dutzende Neue nach dem gleichen Schema F.
Die Lehre daraus – für alle meine Geschlechtsgenossen – sollte sein: wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es das auch meistens nicht.