Nahes Fernsehen

Kurz nachdem ich meinen Hauptwohnsitz wieder nach Wien verlegte kontaktierte mich das Gebühreninformationsservice (GIS) mit der Frage ob ich nicht vielleicht einen Fernseher anzumelden hätte. Zu diesem Zeitpunkt war dies noch nicht der Fall, aber am 26. Juni war es so weit.

Das erste Mal wurde ich – durch Hauptmeldung – Wiener im Juni 1997, vor 17 Jahren. Als ich meine Wohnung damals kaufte war sie so baufällig, dass der Putz von den Wänden rieselte. Ich witterte meine Chance hier das perfekte Junggesellen-Domizil zu gestalten. Und so sanierte ich die Wohnung mit 2 polnischen Helferlein.

Einer der zahlreichen Wünsche welche ich mir damit damals erfüllt war es, ein Heimkino zu haben. Ich gestaltete die Raumaufteilung meiner Wohnung so, dass im Wohnzimmer Platz für eine grosse Projektionsleinwand war (ca. 220×165) und auf der gegenüberliegenden Wand, über dem Sofa, ein Regal für den Video-Projektor.

12 Jahre lang was dies der Modus in dem ich Filme und Serien schaute. Zumeist nur Nachts, wenn es ausreichend dunkel war, warf ich den Beamer an und schaute DVDs oder seltener Satelliten-TV.

Cinema Paradiso

1997 war diese Kombination aus Projektor und Leinwand der einzige leistbare Weg ein ausreichend grosses Bild zu bekommen. Die Grösse ergab sich aus Experimenten, welche maximale Fläche ein Projektor auf die Distanz von 3,80 Metern bestrahlen konnte.

Da-Lite Video-Projektionsleinwand

Mein Traum war erfüllt. Die Nachteile nahm ich in Kauf. Man konnte eigentlich nur bei Finsternis gut schauen. Und dann auch keine Action-Filme mit lauten Explosionen, weil es sonst meine Nachbarin nicht schlafen konnte. Aber es waren dennoch paradiesische Zustände für mich. Nach einem langen Arbeitstag konnte ich mich in meinem Heim-Kino wunderbar beim Schauen von Star Trek Folgen entspannen.

Meanwhile: HD Revolution

Von flachen High Definition (HD) Fernsehern war zu diesem Zeitpunkt noch keine Spur. Das vorherrschende Bildformat war PAL in Standard Definition (SD), zumeist auch mit “Zeilensprung” (Interlaced) und das Bildsignal konnte noch durch ein einfaches Koaxialkabel welches wir fix in der Wand verlegt hatten transportiert werden.

Die Tontechnik war damals schon wesentlich weiter. Dolby Digital und DTS hatten sich dank der raschen Verbreitung der DVD bereits etabliert und so war es keine schwere Übung mir in mein Wohnzimmer auch die Boxen für die 5 Kanäle fix einbauen zu lassen. Ein Denon Receiver decodiert seit dieser Zeit den Rundum-Klang und versorgt diese Boxen (und einen Subwoofer) mit Ton.

Als ich nun zum zweiten Mal nach Wien zog war mir klar, dass meine TV-Technik ein massives Upgrade erfahren musste. Gleich nach meiner endgültigen Übersiedlung hatte ich mir nostalgisch “Das Glücksprinzip” mit Kevin Spacey auf DVD angeschaut. Mittlerweile bin ich aber auch gewohnt alle meine Serien und Film in HD zu schauen, und da wurde mir klar, dass ich einen neuen Fernseher kaufen würde.

Dies war der vierte Fernseher, den ich in diesem Leben aussuchte. Der erste war ein Widescreen-Röhrenfernseher von Philips, den ich in meinem Jugendzimmer in Klosterneuburg hatte. Der zweite (720p) und dritte (1080p) kamen ins Haus meiner Ex-Frau. Nummer 4 nun gehörte wieder ganz mir selbst.

LG gewinnt

Nach kurzer Recherche wurde ich bei LG fündig. Meine Such-Parameter waren:

  • unter 1000 Euro
  • 60”
  • wenn 3D, dann aktiv
  • WLAN
  • DVB-S2 Tuner mit CI-Karten-Steckplatz
  • Produktion 2014
  • ausreichend HDMI Anschlüsse
Ich hatte beim Mediamarkt eine Palette mit Samsung Fernseher gesehen, die diesen Anforderungen größtenteils entsprachen. Allerdings aus dem Vorjahr. Ein Samsung und ein LG Promoter buhlten um meine Gunst und sie erklärten mir, dass praktisch alle Fernseh-Panele von LG und Samsung stammen würden. Samsung mache nur aktives 3D (mit Shutter-Brille), LG macht nur passives 3D (zirkular polarisiert).
 
Samsung hatte keine aktuellen 60” Fernseher mit meinem gewünschten Price Point im Angebot. Es gab zwar einen veralteten um 800€, die neueren kamen dann auf 1500-1700€. Es kommt mir fast so vor als würde sich Samsung bewußt diese Lücke lassen, so dass der Konsument zwangsweise zum “besseren” greift und damit fast doppelt so viel Geld ausgibt, wie geplant.
 
So machte schlussendlich LG das Rennen. Besonders sympathisch der LG Promoter, der sich auch als Apple User entpuppte. Der Fernseher hat alles was ich mich gewünscht hatte, allerdings ohne 3D-Funktion. Aber dafür grafisch wunderschöne Menüs, Unterstützung für HbbTV (Interaktive Inhalte die mit dem TV-Programm mitgeschickt werden) und ein exzellentes Bild.
 
LG  60LB580V
 
Sowohl die Demontage der Leinwand, als auch Transport und Montage des neuen Fernsehers war danke der tollen Mithilfe von Christian kein Problem. Ich hatte mich davor auch etwas gefürchtet, weil ich es nichteinmal schaffte die Leinwand einzurollen. Ich hatte schon gefürchtet, den Rollkasten zerlegen zu müssen, als Christian da einfach kräftig abzupfte und beim ersten Mal das schaffte, was ich in Dutzenden Versuchen nicht zuwege gebracht hatte.
 

Was ist mit 4K UHD?

Für einen ganz kurzen Augenblick schelte ich auch neidisch auf die tollen neuen 4K Fernseher, welche in den Geschäfte Demo-Filme zeigen, die fast schon realer als real aussehen. Die Display-Technologie ist hier am weitesten. Allerdings stellt sich hier auch das bekannte “Henne-Ei” Problem dar. Was soll man damit ansehen?

Die für mich verfügbare Internet-Geschwindigkeit reicht gerade bequem für 1080p Streams. Die vierfache Datenmenge ist hier schlichtweg zu viel. Kaufbare Medien gibt es auch nicht, denn der Weisheit letzter Schluss ist Blueray und das verbreitet sich auch nur sehr schleppend. Zumal die Leute heutzutage viel lieber Filme auf iTunes ausborgen (max. 1080p) denn Medien kaufen. Es ist schon relativ sinnlos sich Video-Medien ins Regal zu stellen, die man nur einmal anschaut.

Eine weitere Erkenntnis streifte mich, als ich ein Video von der letzten Apple-Entwicklerkonfernz von meinem iPad an den Fernseher via AppleTV beamte. Das Bild meines Fernsehers nimmt (bei einem Betrachtungsabstand von 3,80m) das gleiche Gesichtsfeld ein, wie ein iPad, dass ich in normalem Abstand auf meinem Schoss stehen habe. Rein technisch hat das iPad hat zwar 465 Bildzeilen mehr, das aber im 4:3 Bildformat. Wenn man die Auflösung vom Retina-iPad (2048*1536) auf 16:9 umrechnet kommt man auf 1152 Bildzeilen, also fast das gleiche wie 1080p. Wie gesagt, bei gleicher Betrachtungswinkel/Gesichtsfeld.

Der langen Rede kurzer Sinn: eine höhere Auflösung würde rein gar nichts bringen. Kein natives Material, wesentlich höhere Anschaffungskosten und in meinem Wohnzimmer würde ich keinen Unterschied sehen.

Fazit

Ich bin froh, dass ich das Projekt “TV Neu” so schmerzlos über die Bühne bringen konnte. Christians Unterstützung war hier maßgeblich ein Grund dafür, dass das möglich war. Ich habe einige schöne Erfahrungen an Heimkino-Abende mit Freunden. Der tolle Fernseher, endlose hochauflösende Inhalte und Rundum-Ton machen diese nun wieder möglich und wahrscheinlicher.

Einen Fernseher zu kaufen ist für mich auch ein wenig ein Symbol dafür, dass ich jetzt wirklich in Wien eingezogen bin. Gleich nach der Registrierung der ORF Digital Karte schrieb ich auch eine E-Mail an GIS, dass sie jetzt auch wieder Rundfunkgebühr für den Betrieb eines TV-Gerätes von mir kassieren dürfen. Spätestens dann ist man wirklich angekommen.

Komm doch mal zum Fernschauen vorbei!

This entry was posted in Life. Bookmark the permalink.

2 Responses to Nahes Fernsehen

  1. oeztuerk says:

    Kommt mir etwas hoch vor wie der Fernseher angebracht ist. Unterkante 115cm – geschätzt.

    • Drops says:

      Ging nicht niedriger, weil die Center-Speaker im Weg sind. Aber dank der Neigung ist es kein Problem, sondern trotzdem angenehm zum Schauen.

Comments are closed.