Elektrische Mobilität 2.0

Seit etwa einem Monat bin ich wieder individual-elektrisch mobil. Zum zweiten Mal übernahm ich eine Renault ZOE R240, rund 3 Jahre nach dem ersten Model, welches nunmehr als ZOE Q210 bezeichnet wird.

Der Name ZOE ist ja wohl abgeleitet von Renault’s Markenbezeichnung für elektrische Mobilität: Z.E. für Zero Emission. Und der süße Mädchen-Name ist auch der Grund, weshalb wir ZOE-Fahrer auch liebevoll von einer Sie reden, wenn es um unser Auto geht.

Renault hat mit dem neuen Modell R240 einiges optimiert, insbesondere die höchst hypothetische NEFZ Reichweite wurde von 210 auf 240 km gesteigert. Dies kommt insbesondere dadurch zustande, dass die ausnützbare Kapazität des Akkus von 22 kWh auf 23,3 kWh angehoben wurde.

Bei einem Durchschnittsverbrauch von 16,7 Kilowatt-Stunden auf 100 Kilometer, entsprechen diese 1,3 kWh also 7,78 km zusätzlicher Reichweite. In der Praxis kommt man zumeist bequem auf 130 Kilometer bei üblichen Überland-Geschwindigkeiten. Je langsamer man fährt, umso weiter kommt man.

Aber weil ZOE (egal ob männlich oder weiblich) das einzige preislich sinnvolle Elektroauto auf dem Markt ist, habe ich das neue Modell un’gschaut im Februar als Firmenfahrzeit bestellt. 4 Monate Wartezeit später konnten wir es schlußendlich in Empfang nehmen.

Ich hatte zunächst das Renault-eigene Notladekabel für die Schuko-Steckdose bestellt (600 Euro), aber bemerkte in der ZOE Club Austria Facebook Gruppe, dass viele andere ZOE-Enthusiasten auf ein Ding namens NRGkick schwören.

So habe ich das Notladekabel wieder abbestellt, denn für ein paar hundert Euro mehr erlaubt mir NRGkick nicht nur an Haushalts-Steckdosen zu laden, sondern auch an den häufig anzutreffenden roten und blauen CEE Dosen. Das gibt das eindeutig bessere Preis-Leistungsverhältnis.

Ich habe als der Drobnik KG mit DiniTech eine Wiederverkäufer-Vereinbarung geschlossen, so dass ich NRGkick als Händler weiterverkaufen kann. Aber natürlich brauchte ich mal selbst so ein Ding um davon reden zu können. Daraus wurde ein elektro-enthusiastischer Road Trip.

An einem Tag fuhr ich von Hainburg an der Donau, nach Wien, dann in die Gegend von Graz zur Firma DiniTech und dann alles wieder zurück, alles rein elektrisch. Dabei erlebten wir so allerlei Probleme, mit denen E-Mobilisten so zu kämpfen haben.

Wieder daheim habe ich dann den NRGkick gleich ausprobiert. Ein Verlängerungskabel von guter Qualität verband das Stromnetz meiner Wohnung mit dem Schuko-Adapter. Dieser passt auf eine rote 16A CEE Dose. Und diese wiederum in den roten 32A Anschluss des NRGkick.

Dietmar Niederl von DiniTech hatte mich gewarnt, dass ich NRGkick zuerst auf 10 Ampere stelle sollte, bevor ich es anstecke. Weder Auto, noch die mobile Ladestation wissen nämlich wieviel die Leitung aushält. Es wird soviel Spannung gesaugt, wie eingestellt ist. Ausserdem tragen alle Adapter eine silberne Fahne die auf die maximale Anschluß-Leistung hinweist.

NRGkick hat auch eine Bluetooth-Schnittstelle, über die man – bis etwa 20 Meter entfernt – via iPhone die aktuelle Lade-Geschwindigkeit verändern kann. Das Coole dabei ist, dass damit auch Zwischenstufen möglich sind, welche die Tasten am Gerät selbst nicht zulassen.

10 Ampere sind nur die offiziell “erlaubte” Leistung. Aber es geht auch mehr. Ich schaute mal kurz in den Sicherungskasten und sah dort 16B-Fehlerstrom-Schutzschalter (“FI”). 16 sind die Ampere und B bezeichnet die Auslösegeschwindigkeit. Da unsere Wohnung vor 2 Jahren von der Siedlungsgenossenschaft saniert worden war, vermutlich von seriösen Handwerken, kann ich davon ausgehen, dass die Leitung mehr noch als 16 Ampere aushält. Sinnvollerweise ist ein FI so dimensioniert, dass er schwächer als die Leitung ist.

So probierte ich mich in einzelnen Ampere-Schritten langsam hoch bis auf 15 Ampere. Selbst dies ging einige Zeit, aber dann wurde es der 25m Kabeltrommel zu heiss. Diese hat einen Überhitzungsschutz und wenn dieser auslöst, dann wir der Stromfluss gekappt. Dann muss man alle Stecker ziehen und die Trommel auskühlen lassen. Erst dann kann man den rot leuchtenden Kopf drücken um die Trommel wieder zu aktivieren. Aber 14A ging immer problemlos über längere Zeit.

Überall schnell Laden

Der zweite Test betraf höhere Ladegeschwindigkeiten. So besuchte ich den Gavin Shoebridge nördlich von Bratislava. Dieser ist der Besitzer des ersten privat zugelassenen Elektroautos in der Slowakei und er hat eine 32A Stromdose in der Garage.

Wir probierten erst mit 32 Ampere zu laden, aber das hörte nach kurzer Zeit einfach auf. Beim Blick in den Sicherungskasten fanden wir dort eine 26 Ampere Sicherung, welche gefallen war. Nachdem ich die Ladeleistung auf 25A reduziert hatte ging es.

Mein Fazit ist, dass das NRGkick höchst praxistauglich ist, wenn auch das Hantieren mit den zusätzlichen Adaptern etwas mühsam ist. Jedenfalls sollte man aber wissen, wo man sein Auto ansteckt. Bei unbekannten Dosen zahlt sich ein Blick in den Sicherungskasten aus.

Fazit

Bei längeren Trips mit ZOE muss man damit rechnen, jeden Stunde einmal Pause zu machen. Wenn man das mit einem Mittagessen kombiniert, dann fehlt einem die Zeit nicht. Gute Planung bezüglich der Ladestationen (und von Alternativen) ist jedenfalls nötig, wenn man das Stresslevel minimal halten will.

In der Praxis nutze ich das NRGkick jetzt um bei schönem Wetter etwas zwischendurch das Auto voll zu machen. Auch soll gelegentliches langsames Laden gut für den Akku sein, weil er dann die Zellen gut ausbalancieren kann.

Dank der 32A- und 16A- Adapter kann ich auch an Orten aufladen, die noch keinen Typ2-Stecker haben. Gerade im östlichen Niederösterreich und im nördlichen Burgenland sind gute Ladestationen noch Mangelware.

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