Bautankstelle

Seit Ende Juli 2017 haben wir einen Stromanschluss auf unserer Baustelle im Burgenland, vulgo “Bau-Strom”. Das erste und bis dato am häufigsten angesteckte Gerät ist mein Elektroauto.

Das kann ich mit bis zu 22 kWh laden und so trifft es sich hervorragend, dass mein Baustrom-Zähler einen roten 32A Stecker hat. Ich musste nur dafür sorgen, dass ich drei Schraubsicherungen mit größter möglicher Stärke hatte, damit es diese nicht zerbröselt, wenn ich mein Auto anstecke. Das wär mir nämlich zuvor ein paar Mal passiert, weil der Elektriker nur 16A Sicherungen reingetan hatte.

Mit den richtigen Sicherung konnte ich immer problemlos laden, während andere Verbraucher auf der Baustelle laufen.

Watt, Volt und Ampere

Was auch nicht ganz einleuchtet ist, warum 32 Ampere mal 3 Phasen dann 22 Kilowatt ausmachen. Ich dachte immer Watt wären Volt mal Ampere, aber das stimmt nur für ein-phasigen Strom.

Der Formel dafür lautet Wurzel(3) * 32 Ampere * 400 Volt = 22170 Watt

Und warum jetzt auf einmal 400 Volt? Weil 230 Volt wieder nur 1 Phase ist. Wurzel(3) * 230 Volt = 398,37 Volt. Die drei Stromschwingungen der drei Phasen addieren sich immer auf aus 1,73-fache einer einzelnen Phase.

Den Grund für diesen Faktor verstehe ich immer noch nicht, aber man muss ja nicht den Strom verstehen um das Licht einzuschalten, oder ein Elektroauto aufzuladen…

Toleranzgrenze

Netz Burgenland hatte mich zum ersten Mal seit der Installation aufgefordert den aktuellen Zählerstand bekannt zu geben, ist ja nunmehr ein Quartal ins Land gezogen. So habe ich ein Foto gemacht damit ich das zu Hause erledigen kann.

Dann kam erst mal die Meldung, dass Komma nicht erlaubt sind, sprich die Komma Sechs kWh erst nächstes Quartal verrechnet werden.

Und dann kam eine Warnung, die mich erst stutzig machte, dass mein Verbrauch die Toleranzgrenze überschritten hätte. Wer toleriert da was nicht? Ein Klick auf Siehe Detail offenbarte den Grund:

Das System errechnet aus Ihrem letzten Jahresverbrauch einen zu erwartenden Verbrauch. Dieser erwartete Verbrauch wird durch den von Ihnen erfassten Zählerstand deutlich überschritten.

Das System hätte einen Verbrauch von 247 kWh erwartet., dies entspricht einem erwartenden Zählerstand von 81844 kWh.

Bitte überprüfen Sie Ihren eingegebenen Zählerstand auf eventuelle Tippfehler. Ist der eingegebene Zählerstand korrekt, drücken Sie einfach auf “Zählerstände trotzdem übernehmen”. Diese Meldung dient lediglich zur Kontrolle Ihres eingegebenen Zählerstandes.

Zählerstand am 03.07.2017: abgelesen: 81597 Verbrauch: 700 kWh
Zählerstand am 21.11.2017: gemeldet: 82976 Verbrauch: 1379 kWh

Ich kontrollierte nochmal, nein die eingegebene Zahl stimmte.

Weil dies die erste Ablesung war, hatte das System von Netz Burgenland einen Standardwert von 700 kWh Verbrauch im Jahr angenommen. Das ist wohl eine Strommenge, die Leute auf Baustellen normal verbrauchen.

Schätzung versus Realität

Netz Burgenland ist mein Netz, Vertrag über die Stromlieferung habe ich mit Verbund. 100% österreichische Wasserkraft, das war mich wichtig.

Dem Verbund gegenüber hatte ich eine größere Schätzung pro Jahr abgegeben. Ich schätzte unseren Verbrauche mit maximal 5000 kWh für Haus und 5000 kWh für mein Auto ein, denn es ist mir lieber wenn ich bei der Jahresabrechnung ein Guthaben heraus bekomme, als dass ich was nachzahlen muss.

Machen wir eine kurze Plausibilitätsrechnung…

Laut Fahrtenbuch war ich in diesem Zeitraum von 138 Tagen mindestens 93 Mal auf der Baustelle und fast immer habe ich mein Auto dort angesteckt. In dieser Zeit hat sich ZOE 8200 km weit bewegt. Wenn wir das sporadische fremd-Laden ausser Acht lassen, kommen wir dann auf ca 88 Kilometer durchschnittliche Aufladung je Ladevorgang.

Das kann stimmen, im Sommer habe ich so 130 km Reichweite und ich habe meistens bei einen Stand von Drittel bis halb voll wieder geladen.

Im Sommer komme ich mit einem Verbrauch von 15 kWh pro 100 km ganz gut durch, weil ich eher selten Autobahn fahre. 88 Kilometer wären dann im Durchschnitt 13 kWh Aufladung. 93 mal 13 = 1209 kWh.

Es kann gut sein, dass von den 1379 kWh Verbrauch etwa 170 kWh tatsächlich auf der Baustelle gebraucht worden waren, und mein Elektroauto 1209 kWh ver-fahren hat.

Fazit

Laut eControl betragen die gesamten Kosten je kWh zwischen 14 und 23 Cent. Großzügig gerechnet mit 20 Cent komme ich da auf Kosten von 242 Euro für 8200 Kilometer. Ein Benziner (7l/100km) hätte für die gleiche Strecke 574 Liter Benzin gebraucht, bei einem Liter-Preis von 1,199 Euro wären das 688 Euro gewesen.

Extrapoliert aufs Jahr liege ich also bei 641 Euro Strom versus 1823 Euro Super-Benzin für 21730 Kilometer. Und dann reden wir noch nicht einmal von den viel geringeren Wartungskosten, die so ein Stromer mit sich bringt.

Da die Verbrennung eines Liters Benzin etwa 2,33 kg CO2 erzeugt, spare ich der Umwelt somit 3,5 Tonnen CO2 pro Jahr. Auch nicht schlecht.

 

 

 

 

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