Disintermediation

Eine wahre Quelle an neuen Worten für die deutsche Sprache die Übersetzerin von “Was würde Google tun?” von Jeff Jarvis. Denn, nur dass ein Wort nicht im Duden vorkommt heisst schon lange nicht, dass man es nicht trotzdem in einen deutschen Text schmuggeln darf. Wir borgen uns doch sonst auch ständig Worte in anderen Sprachen aus, weil die dort hipper klingen.

Folgender Satz sorgte erst für Kopf-Kratzen und dann Nach-Googeln:

“Gesetze, Verordnungen und Bekanntmachungen der Regierung sind die beste Nahrung für Googles Disintermediation.” (Seite 374, gebundene Ausgabe 2009)

Mediation von (lat. “Vermittlung) kennen wir vielleicht aus dem einem oder anderen Gerichtsverfahren. Laut Wikipedia ist dies ein “strukturiertes freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung oder Vermeidung eines Konflikets. “Inter” heisst “dazwischen” und “dis” irgend was negatives im Sinne von eliminieren. Ist das dann eine Nicht-Zwischen-Streit-Vermeidung? Und warum muss so etwas für Google genährt werden? Autsch!

Frau Holtsch, es gibt dieses Wort einfach nicht im deutschen Duden, auch wenn sie versuchen es uns unterzujubeln. Aber wenn sie so weitermachen, dann werden ihre Kinder vielleicht bald in anerkannte Wörterbücher aufgenommen werden.

Tatsächlich lautet das englische unübersetzte Wort “disintermediation” und hat rein gar nichts mit Streitschlichtung zu tun. Hier ist jene Art von “Vermittlung” gemeint, wie sie zwischen Händlern bzw. Kunden stattfindet. Das verwandte Hauptwort “intermediary” ist der “Zwischenhändler” bei Waren.

Dis-inter-mediation bezeichnet also, dass solche Zwischenschritte unnötig gemacht werden und Waren bzw. Informationen direkter vom Erzeuger zum Verbraucher/Nutzer gelangen. Im obigen Satz geht es darum, dass man dank Google direkt Informationen bekommt, wie z.b. Patente oder Gesetze. Google sei der Killer der Zwischenhändler, so die Aussage von Jeff Jarvis.

Mein Vorschlag für eine verständliche Variante ist daher:

“Gesetze, Verordnungen und Bekanntmachungen der Regierung sind die beste Nahrung für Googles Bestrebung Zwischenhändler unnötig zu machen.”

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Worth his salt

Es gab diese Redewendung zwar schon im Lateinischen, aber ins Deutsche hat sie ihren Weg nie gefunden, auch nicht, wenn es Heike Holtsch in ihrer Übersetzung von “Was würde Google tun?” versucht.

“Eine Köchin, die ihr Salz wert ist, würde das sicher als Kompliment auffassen.” (Seite 259, gebundene Ausgabe 2009)

Wie kann eine Köchin Salz wert sein? Das ist doch gar kein Kompliment, jemanden als salzig zu bezeichnen. Autsch!

Die englische Wendung “to be worth his salt” kommt aus dem lateinischen Sprachgebrauch des römischen Imperiums. Dort waren Salz und Gold tatsächlich gleich viel wert, weshalb Soldaten oft mit Salz statt mit Gold bezahlt wurden. In englischen Sprachraum ist die ursprüngliche (weil nahezu poetische) Wendung nachwievor in allgemeinem Gebrauch.

Heutzutage würden wir auf Deutsch sagen, dass jemand sein Geld wert ist, seine Sache versteht oder auch sein Handwerk. Da es in dem Kontext des obigen Satzes um ein Restaurant geht, würde ich die Wendung mit dem Geld empfehlen.

“Eine Köchin, die ihr Geld wert ist, würde das sicher als Kompliment auffassen.”

Diese Phrase wörtlich ins Deutsche zu übersetzen, könnte uns auf den Gedanken bringen, dass die Frau Übersetzerin ihr Handwerk bezüglich sinnvoller Übertragung von Redewendungen manchmal nicht versteht.

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Commoditize

Gleich auf zwei hintereinanderfolgenden Seiten des der deutschen Übersetzung von “Was würde Google tun?” hat die Übersetzerin Heike Holtsch den Fehler begangen sich zur Verwendung eines Neu-Deutschen Ausdruckes hinreissen zu lassen. Dabei handelt es sich um Lehnworte aus dem Englischen, die eingedeutscht wurden schlicht um “hipp” zu klingen. Für das Verständnis des Lesers ist diese Sprachvergewaltigung aber keineswegs dienlich:

“Offensichtlich ja, aber da Informationenen derart schnell und einfach kommodifiziert werden können, ist die Frage nach der Kernkompetzenz komplex” (Seite 209, gebundene Ausgabe 2009)

“Lediglich kommodifizierter Content wird Ihnen weder Links noch Google-Elixier verschaffen” (Seite 210, gebundene Ausgabe 2009)

“Kommunikation könnte bewirken, dass Airlines dekommodifiziert werden.” (Seite 308, gebundene Ausgabe 2009)

Der in Latein geschulte Mensch von Welt wird sich sofort zusammenreimen, dass es sich hier um ein zusammengesetztes Wort aus Kommode und facio (lat. “zu etwas machen”). Aber wie kann man aus Informationen eine Kommode machen? Soll man sie in die Schubladen der Kommode stecken? In welcher Sortierung? Oder ist der angesprochene Kontent in Wirklichkeit ein Bauplan für eine Kommode, der weder Links noch Google-Elixier bringt? Dann wird hundert Seiten später eine Fluglinie deko-modifiziert. Da liegt es auf der Hand, an eine Generalüberholung der Dekoration zu denken. Autsch!

Der zugrundeliegende Ausdruck heisst “Commodity” und bezeichnet alle Produkte und Dienstleistungen, welche wir praktisch immer ident bekommen, egal wo wir sie einkaufen. Wasser und Strom zwei Beispiele für solche Produkte, die kein Mascherl haben. Wikipedia führt auch noch Öl, Papier oder Milch an. Ein neues Produkt, dass man nur bei einer bestimmten Quelle bekommen kann ist das genaue Gegenteil solcher Allerweltsgüter. Aber wenn dieses Produkt nach einigerzeit generisch wird und von vielen verschiedenen Herstellen in vergleichbarer Qualität angeboten wird dann verdient es die Bezeichnung “Commodity”. Salopp wird das auch oft mit “Rohstoff” übersetzt.

Im Zusammenhang mit diesem Buch möchte der Autor sagen, dass Informationen und Inhalte im Internet en masse zur Verfügung stehen. Es spielt hierbei kaum eine Rolle auf welcher Website ich eine Nachricht lese, weil sowieso alle Blogs voneinander abschreiben. Und deswegen wäre kaum ein Internet-User bereit für diese Nachrichten extra zu bezahlen.

Das Verb, welches diesen Vorgang (vom speziellem zu einem allgemein verfügbaren Handelsgut) beschreibt, lautet “commoditize”. Ersetzen wir das c mit einem k und “tize” mit “tisieren” haben wir uns schon ein wunderbares neues deutsches Wort gebastelt. Klingt gut, versteht aber keiner.

Meine Vorschläge:

“Offensichtlich ja, aber da Informationenen derart schnell und einfach allgemein verfügbar werden können, ist die Frage nach der Kernkompetzenz komplex”

“Lediglich Allerweltsinhalte zu offerieren wird Ihnen weder Links noch Google-Elixier verschaffen”

Ich hoffe jedenfalls, dass diese Analysen in meiner Kategorie “Englisch/Deutsch/Autsch” nicht als Allerweltsinhalte gesehen werden, sondern mir Ruhm und Ehre einbringen. 😉

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Journalism with a captial J

Wieder aus “Was würde Google tun?” von Jeff Jarvis stammt der folgende Satz, bei dem eine Eigenheit der englischen Sprache falsch ins Deutsche übertragen wurde:

“Die Macher von Nachrichten glaubten, sie könnten sich den Veränderungen widersetzen, sie hielten sich sogar für immun, denn sie verstanden sich als Hüter eines heiligen Feuers: des Journalismus mit großem J.” (Seite 188, gebundene Ausgabe 2009)

Der unbedarfte Leser wundert sich, was wohl damit gemeint sein kann. Journalismus schreibt man doch, wie alle Hauptwörter, immer mit einem großen Anfangsbuchstaben. Soll das vielleicht ein Versuch von Hurmor sein um zu zeigen, dass man sich etwas auf ein Substantiv einbildet im Glauben es sei etwas besonderes, obwohl die Welt einen auslacht, weil die angeblich besondere Eigenschaft (des grossen Buchstabens) doch der Normalzustand ist? Warum würde uns der Autor zu solchen Gehirnverrenkungen zwingen wollen? Autsch!

Zum Verständnis dieser Wendung ist es nötig sich zu vergegenwärtigen, dass in der englischen Sprache alle Worte generell klein geschrieben werden, ausser am Satzanfang, bei Ländern, Eigennamen oder auch bei Gott. Dadurch hat man im Englischen ein Stilmittel zur Verfügung, welches im Deutschen fehlt, denn man kann Worten besonderes Gewicht verleihen, in dem man sie mit grossem Buchstaben beginnen läßt. So würde “god” einfach irgend ein Gott sein, während “God” den einen und allmächtige Himmelsvater bezeichnet.

Im obigen Satz meint der Autor, dass es sich um Journalismus in der unverfälschten Reinform handelt. Im Sinne von “der hohen Kunst des Journalismus”. Es fehlt hier der Sarkasmus, dem man sich im Deutschen hinzuinterpretiert. Dieses Stilmittel im subtilen Modus zu verwenden heisst im Englischen einfach nur den ersten Buchstaben groß zu schreiben. Im brutalen Modus geht man noch einen Schritt weiter und fügt “… with a capital X” an, wobei man X durch den tatsächlichen Anfangsbuchstaben ersetzt. Dies weist noch explizit darauf hin, wieviel Ehre der Autor diesem Wort zugestehen möchte.

Eine wörtliche Übersetzung verwässert bzw. eliminiert diese Feinheit. Ich hätte den Beispielsatz so geschrieben:

“Die Macher von Nachrichten glaubten, sie könnten sich den Veränderungen widersetzen, sie hielten sich sogar für immun, denn sie verstanden sich als Hüter eines heiligen Feuers: des Journalismus in der Reinform.”

Wenigstens hat die Übersetzerin Heike Holtsch nicht auf Google Translate zurückgegriffen, denn dann hätten wir als Ergebnis “Journalismus mit einem Grundkapital J” erhalten.

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Kletterpark am Buchenberg, Waidhofen

Nachdem es am Tag zuvor noch zu viel hierfür regnete hatte ich dann doch Glück und konnte den Kletterpark am Buchenberg in Waidhofen ausprobieren. Für 17 Euro bekommt man da eine Einführung, die im Prinzip erklärt, dass man doppelt gesichert ist, einmal mit einem herkömmlichen Karabiner, einmal mit einem Karabiner, der mittels zwei kleiner Rollen auch fahren kann.

Dort in luftigen Höhen herumzuturnen macht viel Spass. Es ist obendrein auch für Kinder geeignet, die unter 14 Jahren die Begleitung eines Erwachsenen den Park betreten dürfen. Es gibt im Prinzip neben der kurzen Demo-Strecke 3 Strecken, wobei die letzte nur mehr geglitten wird. Dies nennen sie “Flying Fox”.

Ich kann diese Freizeitbeschäftigung von 2-3 Stunden Dauer nur jedem empfehlen. Ob der Höhe braucht niemand Angst zu haben, denn durch die doppelte Sicherung fühlt man sich stets in Sicherheit.

Mehr Infos gibt es hier.

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