Kaputte Dinge

Manchmal frage ich mich, warum ich mich mit so viel mehr kaputten Dingen herumschlagen muss, als andere Menschen. Dafür gibt es zwei logische Erklärungen:

  1. Ich bin ein technisch orientierter Mensch und wenn Technik nicht spurt, dann fühlt sich das für mich an, wie eine persönliche Beleidigung.
  2. Ich habe viel mehr technisches Spielzeug als andere und daher mehr Möglichkeiten, dass etwas kaputt geht.

Hier die jüngsten Beispiele und die damit verbundenen Erfahrungen.

Chilligreen

Vor einem Jahr ging ich zum Mediamarkt und kaufte mir den besten Komplett-PC, den sie da hatten. Das war ein Proworx-Gerät vom Linzer Hersteller Chilligreen. Das Gerät war zwar toll zum ansehen, aber drinnen steckten billige Komponenten, was sich als problematisch herausstellen sollte. Zwei Mal mußte Chilligreen den PC abholen, ein Mal, weil die Festplatte defekt war. Nach der ersten Retournierung traf mich der Schlag, weil einerseits war die neue Festplatte “russisch” schräg montiert, andererseits waren die Gehäuseschrauben mit dem Akkuschrauber angezogen worden, ohne dass der Seitendeckel richtig drauf war. Dadurch hatte sich das Gehäuse verzogen und der Tower wackelte hin und her. Chilligreen: 3

Thermaltake

Ich habe mir aus Frust über den Proworx PC vor einem Jahr dann meinen Wunsch-PC zusammengestellt. Dabei verbaute ich ein Thermaltake Netzteil, welches durch seinen großen Propeller besonders leise sein soll. In jüngster Zeit machte das aber kreischende Geräusche. Ich verpackte nur das Netzteil selbst und schickte es zu Thermaltake in Deutschland. Schon nach einer Woche bekam ich ein neues Netzteil zugesandt. Die waren nicht nur schnell, sondern ich bekam ein neues Teil in Originalverpackung und noch in Plastik verschweißt. Thermaltake: 1+

Microsoft

Mit dem neuen Netzteil, obwohl dieses baugleich ist, zeigte Windows Vista plötzlich ein überraschendes Verhalten. Ich kam immer bis zum Login-Bildschirm, aber nach einigen Sekunden startete sich der PC immer automatisch neu, ohne dass ich etwas daran ändern konnte. Weder Systemwiederhestellung noch Systemstartreparatur von der Setup-DVD konnten hier Abhilfe schaffen. Glücklicherweise habe ich ein Backup auf externer Festplatte, dadurch konnte ich problemlos Vista neu aufsetzen und damit lief der PC wieder einwandfrei. Ich ging dann gleich einen Schritt weiter und installierte das Vista SP1, welches man mit einem Trick schon über Windows Update beziehen kann. Microsoft brauchte ich nicht zu kontaktieren, weil ich selbst auf die Lösung kam. Ich: 1.

ASUS

Für meinen neuen PC wollte ich die schnellste und gleichzeitig leiseste Grafikkarte haben, so kaufte ich bei Peluga eine flüssigkeitsgekühlte EN8800GTX Aquatank von ASUS. Doch die Freude währte kurz, denn nach kurzer Zeit der Belastung startete mein Vista immer neu mit einem “Live Kernel Event”. Nach langem Herumärgern sandte ich die Karte an ASUS in Deutschland und bekam nach etwa einer Woche eine neue dafür, die dieses Problem nicht hatte. Komisch war nur, dass das Kühlreservoir der neuen Karte nur zur Hälfte gefüllt war, mit dem Ergebnis, dass die Pumpe der Karte immer wieder aufheulte, wenn Luftblasen an der Pumpe vorbeikamen. Ich kaufte bei Ditech die passende Kühlflüssigkeit (19 EUR für 500 ml) und in der Apotheke eine Spritze (25 Cent) und damit ließ sich das Problem beheben. ASUS: 2. Ich: 1

Apple

Mein erster Schritt in die bunte Welt von Apple war das iPhone, der zweite ein neuer iPod Nano mit Nike Plus Sensor zum Laufen. Mit dem iPod Nano hatte ich ein komisches und sehr ärgerliches Problem, denn nach einer Stunde Laufen hörte die Musik auf und das Gerät reagierte nicht mehr auf Eingaben. Zwei Mal verlohr dadurch ich dann die Trainingsdaten, bis ich damit wieder in den Laden ging, wo ich den iPod gekauft hatte. Doch dieser Laden war kein “Authorized Support Center”, sondern nur Händler. Ich wurde zu MyMac verwiesen (“Wir können es auch nur hinschicken, es geht schneller, wenn Sie es selbst hinbringen”, die ausschliesslich Apple-Support machen. Am Freitag brachte ich Nano und Chip hin. Am Montag bekam ich beides in Neu zurück, allerdings mit tschechischem Menü. Weil ich dieser Sprache nicht mächtig bin, musste ich die Software nochmal aufspielen, was aber mit iTunes die leichteste Übung war. IT4IT: 4.MyMac: 1+.

Apropos iTunes, das hatte jüngst mein RAID 5 ruiniert. Als ich auf meinem wunderbar funktionierenden Vista-PC iTunes installierte und meine große Musik-Sammlung importieren wollte, poppte plötzlich eine Fehlermeldung des NVRAID-Controllers auf. Nach einem Neustart ging dann gar nichts mehr. Ich musste das RAID neu einrichten und nochmal Vista installieren. NVIDIA und APPLE schoben sich gegenseitig die Schuld zu, bis schliesslich Apple eine diesbezügliche Warnung in seiner Knowledgebase veröffentlichte. Bisher hatte ich mich noch nicht getraut, es nochmal zu versuchen, weil ich nicht weiss, ob Vista SP1 oder iTunes 7.6 das Problem gelöst haben. Microsoft/NVIDIA/Apple: ?

Zur selben Zeit hatte meine Freundin ein WLAN Problem mit dem neuen MacBook, welches sie bei MacShark gekauft hatte, denn immer wieder fiel der Empfang aus. MacShark, die auch Support machen, prognostizierte 2 Wochen Reparatur-Zeit. MyMac, die nur 2 Strassen weiter wohnen, kündigte an, nur halb so lange zu brauchen. In beiden Fällen ist die Leistung gratis, wenn von der Garantie gedeckt. Logisch, dass wir dann zu der Firma gingen, die schneller ist. MacShark: 3. MyMac: 2. 

Fazit

Es ist ein Faktum des Lebens: technische Dinge gehen kaputt. Ob das nun für unseren Haushalt mehr zutrifft, als für andere, das müßten wir erst statistisch erfassen, aber natürlich bringen diese Probleme auch die Erfahrung mit sich, wie man sie relativ schmerzlos lösen kann.

Wichtig ist auf jeden Fall, Geräte neu und in in einem Geschäft zu kaufen, dem man den wahrscheinlich in Folge nötigen Support  zutraut. Werkzeuge wie Geizhals.at mögen zwar hilfreich sein, den billigsten Preis zu bekommen, aber man muss dann auch darauf gefasst sein, die defekten Dinge direkt zu Hersteller zu schicken, wenn etwas nicht funktioniert.

Ich komme nicht umhin, wieder einmal auf die Wichtigkeit von regelmäßigen Backups zu verweisen. Ohne ein Backup kann es gut sein, dass man alle Informationen verliert, wenn einmal die Festplatte eingeht. Hat man neben dem Backup auch die originalen Datenträger von Betriebssystem und Anwendungen zur Hand, kann man binnen eines Tages schon wieder voll funktionstüchtig sein. Das ist auch der Grund, weshalb ich nichts von Raubkopien halte, denn oft schon hat mich ein Kunde angebettelt, ob ich nicht irgendwie die Anwendungen auch sichern kann, bevor ich das System neu aufsetze: “Die hat mein Ex-Freund installiert und ich möchte die nicht verlieren”.

Wo es möglich ist, empfehle ich auch Daten online zu sichern, denn moderne Datencenter sind fehlertolerant und über Internet ständig zu erreichen. Meinen Posteingang habe ich mittlerweile zu Google Mail verlagert, weil ich dort mehr als genug Platz habe und auf die Mails jederzeit mittels IMAP zugreifen kann. Dabei ist es egal, ob ich mittels Outlook oder iPhone darauf zugreifen will.

Zuguterletzt kann ich nur empfehlen ein zweites unabhängiges System zur Verfügung zu haben, sollte der Haupt-PC mal nicht so wollen. Aber dieser Ratschlag ist eh
schon wieder antiquiert, weil ich kaum Familien kenne, die keinen oder nur einen PC besitzen. Zumeist existiert ein Laptop auf dem man immer zur Not ausweichen kann.

Am wichtigsten ist es aber, Defekte nicht übermäßig tragisch zu bewerten, denn wir sehen, dass sie immer wieder mal vorkommen. Technische Geräte haben immer eine Gewährleistungsfrist bzw. Garantie, in der der Hersteller für Mängel geradestehen muss. Außerhalb dieser Frist ist es sicher lustiger, ein Nachfolge-Modell zu erwerben, als für die Reparatur zu bezahlen. Nicht umsonst habe ich für mein RAID Festplatten gekauft, bei denen der Hersteller 5 Jahre Fehlerfreiheit garantiert. Ich glaube ich habe in meinem Leben schon ein Dutzend Festplatten austauschen müssen, weil diese den Geist aufgaben.

So sind es ein paar einfache Vorkehrungen, die einem auf lange Sicht viel Ärger ersparen können.

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Horst Fyrguth – Scheitern als Chance

Mein neunter Auftrag für Klein&Kunst.

Horst Fyrguth, ganz zwanglos

Horst Fyrguth, erzählt uns in seinem aktuellen Programm “Scheitern als Chance”, von den skurilen Erlebnissen, die er von früher Kindheit an durch eine “alternative” Mutter und den Besuch der Waldorf-Schule gemacht hatte. Wir bekamen den Eindruck, dass Waldorf die jungen Leute planlos werden läßt, denn – so empfand es Klein&Kunst Redakteur Oliver Drobnik bei der Österreich-Premiere am 13. Februar 2008 im Schwechater Theaterforum anläßlich des gleichnamigen Satirefestivals – ebenso meandrierte Horst Fyrguth zwischen diversen Themen hin und her.

Sein erster Kontakt mit der Konsumwelt war ein Supermarkt-Besuch mit seinem Vater und spätestens ab dieser Passage merkten wir, dass all der charmante Witz und die selbstironische Betrachtungsweise, doch nicht zur Gänze autobiographisch sein können. Waldorf muss einige Seitenhiebe einstecken, aber ob er das alternative System wirklich schlecht findet, läßt der Erzähler offen.
Eben diese beim Zuschauer hervorgerufene Unsicherheit ist gewollt, so gestand es mir Fyrguth nach der Vorstellung. Er wolle, dass die Grenze zwischen Erfindung und tatsächlich Erlebtem fliessend ist. Bei aller Planlosigkeit, allen skurrilen Einlagen, verstand es Fyrguth dennoch problemlos, das Publikum auf seine Seite zu ziehen, es war klar wie Kloßbrühe: wer nicht in eine normale Schule geht, von dem braucht man auch keine Normalität zu erwarten. Narrenfreiheit. Immer wieder glaubte man stellenweise den “wahren Horst” zu erkennen und dann lachte man wieder mit.
Horst, der liebe knuddelige Kerl, den man einfach mögen muss, weil er sich selbst nicht zu ernst nimmt. Horst, der mit uns über seine Erfahrungen schmunzelt. Durch das Werbematerial hatte ich weitreichende Einblicke in sein gescheitertes Liebesleben erwartet, aber diese erschöpften sich in der Aussage “ich habe viele Freundinnen gehabt, aber beide haben mich verlassen”. Wir fürchteten oder hofften vergebens.
War die Waldorf-Schule das Hauptthema vor der Pause, begann der zweite Teil mit diversen Aktionen, die lose das Thema “Naivität” gemeinsam hatten. Hier verschenkte er streckenweise seinen Sympathie-Bonus, weil er zum Witze-Erzähler mutierte und diverse “alte Schmähs” in neuer Mogelpackung brachte. Nicht mehr war es reale oder erfundene Autobiographie, die das Publikum amüsierte, sondern eine Aneinanderreihung von aufgewärmtem Humor, die man schon irgendwo zuvor gehört hatte. Der Laune im Publikum tat das aber keinen Abbruch.
Die Moral der Geschichte soll wohl sein, dass es menschlich ist, viel zu probieren und zwangsläufig ein Scheitern Teil des Wachstumsprozesses ist. In dieser Hinsicht sehe ich Horst Fyrguth als sehr gescheit und nur relativ wenig gescheitert.

Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein

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Film: Asterix bei den olympischen Spielen

Das Asterix Franchise ist einer der bekanntesten französischen Exportartikel. Da dies den Franzosen sehr wohl bewußt ist, haben sie auch in dieser Iteration wieder Rekordsummen versenkt um die Optik an die moderne Computergrafik anzupassen. Dieses Mal ist “Asterix bei den olympischen Spielen“.

Mit von der Partie ist auch wieder Gérard Depardieu, der genauso wie Obelix auch, mit seinem Bauch zu kämpfen hat. Nur sind es bei ihm nicht Wildschweine, sondern einfach das gute französische Essen. Die Geschichte ist schnell zusammengefasst: Romantix kann seine geliebte Griechin nur heiraten, wenn er mit Hilfe von Asterix und Obelix bei den olympischen Spielen gewinnt. Das gleiche will aber auch Brutus, der nebenbei auch ständig versucht Cäsar umzubringen.

Alain Delon ist genial als ein selbstverliebter Cäsar, der ständig Personal verliert, wenn er wieder ein neues Geschenk von Brutus testen lässt. Das bringt uns einen von einer Handvoll witziger Seitenplots. Irgendwie vermisst habe ich aber, obwohl eine Schiff-Fahrt vorkommt, dass keine Piraten gedögelt wurden. Dafür entschädigen aber unzählige Referenzen zu anderen Filmen, in denen Beispielsweise Depardieu in einer Szene Romantix Gedichte einflüstert, als Hommage auf Cyrano. Und sogar das richtige Hundegebell für Idefix vorsagt, mit dem dieser dann bei der Hündin der Angebeteten landen kann.

Mir blieb regelmäßig der Mund vor Staunen offen, als ich sah mit welchem Aufwand die Produzenten das alte Griechenland, Rom und Gallien im Computer gestalteten. Schon die erste Szene mit dem “kleinen gallischen Dorf” und der Lupe steht der ersten Seite der Comics in nichts nach. Asterix ist ein besonderer Fall von Comic, mit dem viele heute Erwachsene angenehme Jugenderinnerungen verbinden. Daher tut es gut zu sehen, dass der liebe kleine Gallier immer noch lebendig ist, wenngleich um Grössenordnungen moderner als bei den ersten Zeichentrick-Verfilmungen.

Asterix bleibt von Anfang bis Ende interessant und ist für alle Altersklassen gut anzusehen.

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Niko Formanek's Schmähstadl

Mein achter Auftrag für Klein&Kunst.

Am Aschermittwoch (6. Februar 2008) trafen sich Deutschland und Österreich auf dem grünen Schlachtfeld um die alten Feindseligkeiten freundschaftlich auszutragen. Wer es hingegen – wie Klein&Kunst Redakteur Oliver Drobnik – lieber lustig haben wollte, der ging ins Spektakel und schaute sich eine weitere Ausgabe des mittlerweile bereits legendären Schmäh-Stadls an.

Seit Dezember präsentiert Niko Formanek dort monatlich diese unübliche Kabarett-Variante. Angelehnt an den aus dem TV hinlänglich bekannten Quatsch Comedy Club, bekommen wir für den Preis einer Eintrittskarte 4 Kabarettisten plus Niko Formanek selbst als ebenso humoristischen Moderator, der durch die Sendung … pardon Vorstellung führt.

An das deutsche Vorbild erinnert eine Video-Einführung und eine laute Jingle “Schmähstadl! Schmähstadl!”. Man fühlt sich erlaucht, in diesem intimen Rahmen dabei sein zu können, beinahe will man sich umdrehen und schauen, wo die Kameras stehen. Der Vorteil dieser Variante ist ohne Zweifel, dass sich eine Vielfalt von künstlerischen Geschmacksrichtungen in einem bunten Bouquet vereinigen, die, einer Pizza Quattro Stazione gleich, für jeden Zuschauer etwas bieten. Apropos Pizza, der erste Künstler war der Italo-Deutsche Roberto Capitoni.

Roberto Capitoni (Italien-Schwaben-Allgäu)

Wenn er erklärt, dass er halb Deutscher und halb Italiener sei, ist der erste Witz, dass er betont, dass die Hälfte seiner bella figura unterhalb der Gürtellinie eindeutig die italienische sei. Ist der große Unterschied zwischen den beiden Nationen ja sicher die divergierende Affinität zu Sex. Der kleine Mann mit einem südländischen Ganzkörpereinsatz zeigt uns die Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern, fortwährend untermahlt mit urkomischen Grimassen und Stimmenimitation des Paten.

Krankmeldung (Berlin)

An zweiter Stelle hätten wir gerne Martina Brandl gesehen, aber krankheitsbedingt wurde diese durch den Bruder von Niko Formanek vertreten, welcher eigentlich Musiker ist und mit seiner “Buddy Holly reloaded” Gruppe nächste Woche in Wien auftritt. Aber die Formanek’s scheinen das Witze-Gen in der Familie zu haben und deshalb zögerte Marko Formanek nicht, als sein Bruder ihn verzweifelt bat einzuspringen.

Marko Formanek (Exil-Wiener)

Nur mit einer Gitarre ausgestattet gab Marko erst ein Lied von Buddy Holly zum Besten, erzählte uns dann aber diverse Schwänke aus seinem Leben, die hauptsächlich aus den kulturellen Unterschieden zwischen Wien und Hamburg entsprangen. Auch der zweite Song war nicht lustig, sondern englisch, war aber dennoch ausreichend mitreissend, dass die Zuschauer neben mir zum Mitwippen angeregt wurden. Neben etwas Werbung für seine Musikgruppe kam der große Lacher dann in Form des dritten Musikstücks, welches uns mit schwarzem Humor ordentlich für den Ausfall entschädigte.
Dann war die erste Stunde auch schon vorbei, genau bei der Hälfte gab es eine halbe Stunde Pause. Die “schweren Geschütze” fuhr Niko Formanek dann im Anschluss auf.

Lutz von Rosenberg Lipinski (Hamburg)

Der Norddeutsche Profi-Kabarettist ist manchen Leuten sicherlich aus dem Fernsehen bekannt, Niko hatte ihn selbst bei seiner ersten Amateurnacht in Deutschland kennengelernt. Lutz begann seinen Part auch wieder damit eine kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Österreich zu schlagen und uns humoristisch die Unterschiede zu erklären. Er wechselte aber flugs zum wesentlich internationaleren Thema “Männer versus Frauen” und nahm eine elegante Kurve über seine eigenen Erfahrungen mit dem Thema hin zum Fußball. Passend zum Anlass schloss er mit den Parallelen vom Rasensport und Religion. Lipinski hat einen recht landesneutralen Humor, der dadurch dem österreiischen Publikum sehr gut mundete.

Ludwig Wolfgang Müller (Gmunden)

Zum Schluss kam dann der wahre Stargast, ein Österreicher, der jüngst den renomierten Kabarett-Preis “Salzburger Stier 2008” gewonnen hatte. Ludwig Wolfgang Müller verkörpert hier den Mann vom Land, der mit unglaublicher Ruhe die dicksten Wuchteln bringt, nicht umsonst heißt sein neues Programm “Total Brachial”. Er streifte das Thema Wellness und wanderte dann queerbeet durch mehr Themen als ich mich erinnern kann. Ich weiß nur noch, dass ich herzlich gelacht habe.

Fazit

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Niko Formanek es wunderbar geschafft hat, dem grellen Scheinwerferlicht des Quatsch Comedy Clubs noch eine für Österreicher extrem wichtige Komponente hinzuzufügen: die Gemütlichkeit. Der intime Rahmen in Verbindung mit den variantenreichen Kurzprogrammen mehrere Künstler schafft eine lockere Atmosphäre in der das Zwerchfell wunderbar frei schwingen kann. Zum Glück ist der Schmähstadl ein fixes Programm, welches einmal zu Tode gespielt ist, sondern schickt sich an, eine beliebte allmonatliche Institution mit ständig wechselnden Künstlern zu werden.
Jedenfalls kann ich herzlich empfehlen einmal den “besten Comedy Club Österreichs” zu besuchen, statt den Fernseher aufzudrehen um dort deutsches Comedy-Programm oder fliegende Lederbälle zu betrachten. Es ist mit Sicherheit besser, dass man sich 2 Stunden über ein lustiges und abwechslungsreiches Programm im Schmähstadl freut, als dass man 90 Minuten vor Augen geführt bekommt, wie schlecht es wirklich um den österreichischen Fußball steht. Ab jetzt jeden ersten Mittwoch im Monat.

Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein

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Irmgard Knef – Die letzte Mohikanerin

Mein siebenter Auftrag für Klein&Kunst.

Die letzte Mohikanerin

Ulrich Michael Heissig spielte am 30. Jänner 2008 im Rahmen des Satirefestivals im Theater Forum Schwechat “Die letzte Mohikanerin” und damit eine Form von musikalischem Satire-Kabarett, die für sich ein Unikat ist. Klein&Kunst Redakteur Oliver Drobnik ließ sich von der sympathischen Kunstfigur Irmgard Knef gerne zum Lachen und Staunen verführen.

Genauer gesagt ist das vorhin erwähnte Unikat, jene von Heissig frei erfundene Zwillingsschwester der weltbekannten Hildegard Knef, in deren wallende Kleider er auch behende schlüpft und eine Vielzahl von satirischen Chansons zum Besten gibt. Von Anfang an bis zur zweiten Zugabe verläßt Heissig die Rolle nicht. Ich belauschte mehrere Menschentrauben im Publikum, wie sie sich über die Originaltreue begeisterten.

Ich selbst kannte die Knef nicht und so ging leider ein gewisser Prozentsatz des Humors bei mir ins Leere. Die Manierismen aber und die Darstellung waren über jeden Zweifel erhaben und bei den Seitenhieben auf aktuelle Politik war ich wieder im Bilde.

Das Komplexe an der Rolle ist nicht nur als Mann eine alte Dame zu spielen, sondern auch eine in Wien verliebte Berlinerin darzustellen, mit all den damit verbundenen verbalen Verstrickungen. Der Humor erschöpfte sich nicht nur in der vorgegebenen Selbstironie über das Altern, die Idee der Regenbogenparade im Altersheim ist herrlich skurril. Ein relativ deftiges Lied zwischendrin war in kunstvoll blumiger Sprache geschickt verpackt, so dass man ohne schlechtes Gewissen mitschmunzeln darf.

Nach der – altersbedingten? – Pause erscheint die Irmgard erneut und sogar der für Damen obligate Gewandwechsel war vollzogen worden. Das frische rote Gewand ist aber weiterhin großmütterlich wallend. “Der Lack ist ab, aber das Leben geht weiter” findet nochmals den fröhlich altersdepressiven Bogen, der unerwartet in einer Episode über Hunde und deren Besitzer mündet.

Ulrich Michael Heissig spielt nicht nur die mißachtete Zwillingsschwester Irmgard, spätestens am Ende des zweiten Teils ist man von ihrer Realität felsenfest überzeugt. Nach zwei “definitiv letzten” Zugaben ist dann endgültig Schluss, damit der “geschenkte Bühnengaul nicht zu Tode geritten wird.” Selten so gelacht.

Für uns junge Minderheit im Auditorium ist dieses Satire-Stück erfrischend anders als die zeitgemäße TV-Comedy. Wer unter den älteren Semestern Hildegard Knef kannte, der freut sich, dass sie gleichsam als Irmgard wieder unter den Lebenden weilt. Erstaunlich fit für 82 Jahre.

Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein

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