Wie gut, wenn man geschickte Freunde hat. Insbesondere solche, die keine Allüren haben wenn es darum geht einem bei “niederen Tätigkeiten” zur Hand zu gehen.
Zwei solcher bemerkenswerten Individuen, die ich das Glück habe zu meinen Freunden zählen zu dürfen, sind Willi und Eszti. Dieses Paar ermöglichte es mir meine Wohnung so in Schuss zu bekommen wie schon seit 12 Jahren nicht mehr.
Nach dem grossen Umzugstag und zwei Tagen des Auskartonierens war an diesem verlängerten Wochenende Großreinemachen und allfällige Renovation angesagt. Mir ist klar, dass ich alleine dies in dieser Pracht nie zu Wege gebracht hätte. Hätte ich Team Willi/Eszti nicht gekannt, wäre ich vermutlich einfach nur eingezogen und hätte mich fortwährend über Dinge-die-eigentlich-gemacht-gehören geärgert.
Tag 1
Am meisten hatte mich die Silikonfuge meines Whirlpools gestört. Sie hatte stellenweise schwarze Flecken und löste sich in Wellen ab. Willi entpuppte sich als der “Experte der Fuge” und verbrachte den ersten Vormittag damit meine Silikon-Fugen neu zu füllen.
Kompliziert wurde das Ganze dadurch, dass stellenweise zu wenig Spalt zwischen Fliesen und Wannenrand war um eine gute Fuge aufzunehmen. An einer anderen Stelle ist der Abstand zwischen einem Bedienelement und der Wand zu gering für einen Zeigefinger.
Vor allem war es mal wichtig das alte Silikon restlos zu entfernen. Ein Spezialwerkzeug mit Zacken machte den Anfang, eine zuvor gekaufte Falsche Silikon-Entferner machte den Rest. Und dann kam auch eine Rolle Tixo zum Einsatz.
Tixo für hier der wahre Geheimtipp. Wie auf dem Foto zu sehen bekommt man damit eine genial scharfe Linie. Was das Klebeband von der verbleibenden Silikonmasse durch das Abziehen angehoben hatte, das kann man vorsichtig mit Seife wieder absenken.
Eszti nahm sich in der Zwischenzeit meine Küche vor. Da hatte sich über die Jahre allerlei öliger Schutz angesammelt und den eliminierte sie gekonnt – und mit dem richtigen Putzmittel. Bei der Gelegenheit entrümpelte ich auch alle Küchenschränke und etablierte eine neue Ordnung. Beispielsweise brauchte man Servietten wirklich nur an einem Ort stapeln.
Viel Zeit ging auch dabei drauf das Ceran-Feld wieder glänzend zu bekommen sowie das Backrohr zu putzen, wo sich über die Jahre viel Schmutz angesammelt und teilweise eingebrannt hatte. Eszti biss sich da durch, ich hätte nie die Geduld gehabt dies in dieser Detailgenauigkeit zu erledigen.
Ich nahm die Vorhänge in Wohn- und Schlafzimmer ab und wusch sie. Das hatte ich mich auch nicht gleich getraut, weil ich befürchtet hatte, dass ich sie bügeln müsste. Aber es stellte sich heraus, dass dies nicht nötig war. So hängte ich gewaschene Vorhänge am Ende des Tages wieder auf, vor nunmehr geputzte Fenster.
Während der Arbeiten konnten wir einige Dinge nicht tun, da entsprechende Spezial-Putzmittel fehlten. Ausserdem wollte auch noch mein Keller entrümpelt werden. Deswegen kam es noch zu einem …
Tag 2
Nach einem arbeitsfreien Sonntag und Oster-Montag hatte sich der Elektriker bei mir angesagt, weil meine Gegensprechanlage teilweise defekt war. Somit kamen Eszti und Willi auch an diesem Tag zu mir.
Dieses Mal – bewaffnet mit Danchlor – machte sich Eszti über die schwarzen Fugen in Bad und WC her. Es war unglaublich zu sehen, wie die Fugen wieder im ursprünglichen Weiss erstrahlten, nachdem ich mich schon lange mit der dunklen Färbung abgefunden hatte. Danchlor ist “powerful stuff”. Diverse Spritzer auf Eszti’s schwarzem Oberteil hinterliessen leuchten weisse Stellen.
Willi half währenddessen den Keller zu räumen. Hierzu ist zu sagen, dass ich mir vor ca. 13 Jahren eingebildet hatte ein grosses Kellerabteil für meine Zwecke zu adaptieren. Ich liess einen Fliess-Estrich machen, darauf Fliesen legen, Licht installieren, eine absperrbare Metalltür montieren und die Wand mit Spritzputz versiegeln. Ich dachte, dass ich mir da ein grosses Lager für alle Dinge schaffen würde, die ich nicht unmittelbar in meiner 53 Quadratmeter Wohnung brauchte.
Leider hatte sich das als Trugschluss herausgestellt. Ich musste bald feststellen, dass nur bestimmte Materialen einer permanenten Luftfeuchtigkeit von 81 % standhalten können. So betrachtete ich die Invention als “sunk costs” und die Idee als einen meinen grössten Fehlschläge.
Im Feng Shui sagt man dass der Keller das Unterbewusstsein symbolisiert. Während meiner Zeit im Haus meiner Ex-Frau gab es keinen richtigen Keller, sondern nur ein Nebengebäude, welches als Keller genutzt wurde. Dort hatte ich eine gewisse beschränkte Ordnung geschaffen. Jetzt aber in Wien war klar, dass mit meinem dortigen Unterbewusstsein dringend etwas passieren musste.
Wiederum muss ich zugeben, dass ich es alleine nie angepackt hätte. Der Kellerraum war voller zerfallener Kartons, verrosteter Metall-Regale und einer Vielzahl an Getränkekisten mit Wein und Bier welches vor 12 Jahren abgelaufen war. Nur durch die Hilfe von Willi bekamen wie den Kellerraum leer und halbwegs sauber.
Zurück blieben nur jene Gegenstände, denen die hohe Luftfeuchtigkeit überhaupt nichts anhaben kann: Ersatzfliesen, leere Bauschutt-Säcke, Installationsröhren für Kabel.
Der Trick auf obigem Bild ist, dass Willi die Dinge so positionierte, dass sie die Rostflecken verdecken, die die verrosten Metallregale hinterlassen hatten.
Und ich fand auch meinen Scuba Pro Taucheranzug, dem die Feuchtigkeit natürlich auch überhaupt nichts ausgemacht hatte. Na-No-Na-Ned, ist er ja für den Einsatz unter Wasser gemacht. Merke: auf Neopren wächst kein Schimmel. Witziger Zufall: durch meine Gewichtsabnahme müsste er mir jetzt eigentlich auch wieder passen.
Angeblich würden sich auch Kartoffeln und Weinflaschen in diesem Klima wohlfühlen, aber das werde ich vermutlich nie erfahren, da ich weder Wein sammle noch eine Motivation verspüre eine grössere Menge an Kartoffeln einzulagern. Jedenfalls ist mein Unterbewusstsein jetzt wieder frei von Gerümpel … wenn auch etwas feucht.
Mit dem richtigen Kunststoffreiniger bewaffnet schaffte es Willi dann am Nachmittag noch meine weissen Fensterrahmen wieder zum Strahlen zu bringen. Auch dies hätte ich nicht für möglich gehalten.
Freundschaft ist unersetzlich
Gute Freunde können durch nichts ersetzt werden. Mir ist völlig klar, dass ich – wäre ich auf mich alleine gestellt gewesen – nie das alles erreicht hätte. Mir hätte die Motivation gefehlt überhaupt anzufangen, dann die Ausdauer alles auch so toll abzuschliessen und dann noch das Wissen mit welchen Tricks und Hilfsmitteln man noch ein optimaleres Ergebnis erzielen kann.
Und nachdem nun auch meine Gegensprechanlage wieder funktioniert – es war ein Kabel gebrochen – kann ich nun wieder Gäste empfangen. Ich frage mich, was Feng Shui dazu sagt. Vermutlich: mit einer funktionierenden Türöffnungsfunktion kannst Du neue Menschen in Dein Haus/Leben lassen.
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