Oliver, ONE und Orange

ONE hat endlich einen neuen Besitzer gefunden, die France Telecom Tochter Orange übernimmt de facto den kleinen Betreiber, dem wir seit seiner Gründung vor 10 Jahren zumindest als Kunde die Treue halten.

Knapp die ersten vier Jahre hatte ich selbst bei ONE das Billing System geführt und mich um die Vergebührung der Gespräche gekümmert, bis ich knapp vor der zweiten Mitarbeiterreduktionswelle meinen Sessel zur Verfügung stellte. Es war von oben herab diktiert worden, dass unsere Abteilung einen “Head” abbauen müsse, zur Auswahl für den neuen Abteilungschef standen zwei meiner Kollegen: ein frischer Familienvater und der einzigen Dame in der Gruppe. Beide brauchten ihren Job viel dringender als ich und weil ich mich obendrein etwas langweilte, nahm ich das Heft selbst in die Hand. Ich räumte freiwillig meinen Platz im Tausch für eine nette Abfindung. 3 Monate blieb ich noch um alle Geschäfte reibungslos zu transferieren.

Die dritte Reduktionswelle schlug bei ONE noch viel heftiger ein, das Netzwerk wurde outgesourct, ebenso die Verrechnung. Der Däne Joergen Bang-Jensen hatte immer nur die Summe unter dem Strich im Sinn und so konsolidierte er was das Zeug hielt. Jeder mögliche Ballast wurde über Bord geworfen, um das kleine Unternehmen fit für eine Übernahme zu machen. Dass eine solche kommen würde war klar, seit der deutsche Energieproduzent E.ON die Hälfte des Unternehmens besitzt. Und dieser war es auch, dessen heißen Atem der Joergen jahrelang im Nacken fühlte. 

E.ON war die sprichwörtlich Faust auf dem Auge von ONE. Diese Firma paßte überhaupt nicht zu den anderen Anteilseignern Telenor (17,45%), Orange (17,45%) und TDC (15%), konnte aber mit seiner Mehrheit (50,10%) den rigorosen Sparkurs durchdrücken, damit sie schlußendlich mit Gewinn aus dem Unternehmen aussteigen können. Dieser Ausstieg war mehrfach an dem “njet!” der Partner und an dem zu geringen Verkaufspreis gescheitert.

Scheinbar war Orange jetzt endlich mit dem Ergebnis zufrieden, der Bart des ersten Verkaufsgerüchtes war schon 7 Jahre lang gewachsen. Rein zufällig präsentiert Bang-Jensen im ersten Halbjahr 2007 das beste Ergebnis in der Geschichte von ONE. Aber ganz traut Orange dem Wikinger wohl doch nicht, denn sie verdoppeln erst mal nur ihren Anteil (auf 35%) und parken die übrigen Anteile beim ungarischen Finanzinvestor Mid Europa Partners, der an den Geschäften selbst kaum Interesse hat. So haben sie zwar das volle Sagen, müssen aber nicht allzuviel riskieren.

Österreich hat, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, aufgrund des Preiskrieges sehr günstige Mobilfunk-Tarife. Diese könnten durch den starken Player aus Frankreich noch weiter rutschen. Österreich ist als Markt aber schon deswegen interessant, weil bei uns 113% der Leute ein Mobiltelefon besitzen. Mehr als hundert Prozent sind deswegen möglich, weil viele Leute mehr als eine Sim-Karte ihr Eigen nennen. Bald wer hat so wie ich ONE für privat und T-Mobile für die Firma.

Orange ist bekannt für recht innovative Angebote und Nutzung neuester Technologie, wie z.B. Fernsehen am Handy. Wir dürfen also gespannt sein, was für Vorteile wir ONE-Kunden aus dieser Roschade ziehen können. Ich hoffe, dass sich diese nicht statt einer süßen Orange als saure Zitrone entpuppt.

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