USA steigt auf die Barrack-aden

Mit mehr als doppelt so vielen Wahlmännern wie sein Gegner McCain wurde Barrack Obama von CNN eben als neuer gewählter Präsident der USA ausgerufen. Noch will man es nicht so ganz glauben, kann das seltsame Wahlmänner-System doch noch irgendwie das Ergebnis umdrehen? Kann es wirklich sein, dass die Amis erstmals in der Geschichte einen schwarzen Demokraten zum Präsidenten gewählt haben?

Ein sehr interessanter “Change”. Die Politik des W. Bush wurde eindrucksvoll abgewählt. Hoffentlich überlebt der Kandidat, mehrere Amerikaner, die ich zu dem Thema vor einiger Zeit interviewed hatte, rechneten zwar mit Obama als Gewinner, sagten aber voraus, dass er im ersten Jahr seines Amtes auch gleich wieder einem Attentat zum Opfer fallen würde. Tatsächlich gab es laut den Medien zumindest “2 vereitelte Attentate”. Es war dieser latente weiss-christliche KKK-Fundamentalismus, der uns Europäer einen kalten Schauer über den Rücken lief, beim Gedanken, dass dieser sich in den USA durchsetzen könnte.  Der lange dominierende “Neo-Konservatismus” ist endlich wieder out, USA ist doch anders.

Um 5:30 MEZ hat John McCain seine Rede zur Niederlage gehalten. CNN zeigte Dutzende enttäuschte blass-weisse Gesichter. Logisch, dass McCain sich jetzt augenscheinlich hinter Obama stellt. Er dankte seiner Vize-Partnerin Sarah Palin, die wir vermutlich schon Ambitionen zeigt, bei nächster Gelegenheit selbst zu kanditieren. Palin war für viele Amerikaner ein Schlag ins Gesicht.

Jedenfalls gibt es weltweit ein hörbares Aufatmen, denn mit Obama soll vieles anders werden. Mitten in die Finanzkriese fiel sein Wahlkampf und brachte ihm einen Gutteil der zusätzlichen Stimmen, die sich nicht mehr für das Kernthema der Republikaner  “Sicherheit” interessieren und den “Krieg im Irak zu gewinnen”. Der neue Patriotismus ist gemischtfarbig.

Grosser Kontrast hierzu bei der demokratischen Siegesfeier: sie begann 15 Minuten nach der Rede von McCain mit einer schwarzen Soul-Sängerin, die die Nationalhymne vortrug. CNN zeigte eine buntes ausgelassenes Menschenmeer, zwischendurch aufgelockert durch prominente Gesichter, die sich öffentlich auf die Seite von Obama gestellt hatten, wie z.B. Oprah Winfrey.

Obama steht dafür, viele Schritte der Liberalisierung wieder ungeschehen zu machen. Mehr Staat, weniger Privat. Vielleicht doch jetzt endlich ein funktionierendes Sozialsystem, wo nicht mehr viele Menschen trotz eines fixen Einkommens

6 Uhr: die Siegesrede. Nichts besonderes, aber der neue Slogan soll sein “Yes, we can!”

Tatsächlich könnte es ihm es wirklich gelingen viele Reformen durchzubringen, denn auch “House” und “Senate” dürften nun in der Hand der Demokratischen Partei landen. Der Präsident von Kenya ließ einen Feiertag ausrufen, die Börse in Japan stieg 6% an.

Das ist es wohl auch, was wir Europäer als unmittelbaren Effekt der amerikanischen Richtungsänderung erleben werden. Die Hypothekenkrise hatte ihren Ursprung in der ausufernden Liberalisierung des Kapitalmarktes der USA. Obama wird es jetzt nicht alleine richten können, aber er trägt die Hoffnung der Welt, dass die große Bruder in Übersee wieder zur Besinnung gekommen ist.

Der erste Schwarze im weißen Haus gibt der ganzen Welt einen interessanten Impuls. Jedenfalls brauchen wir uns jetzt nicht mehr vor dem “schwarzen Mann” zu fürchten, denn dieser ist es der mit seiner Fackel der Hoffnung den amerikanischen Leuchturm neu entzünden will.

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