Seattle, Tesla, iPads und Einbruch

Ich war vergangene Woche in Seattle, wo ich am Wochenende zur “Voices that Matter iPhone Developer Conference” geladen war. Geladen deswegen, weil ich keinen Eintritt zahlen musste, sondern nur erscheinen. Den Flug hatte ich mit Miles&More Flugmeilen bezahlt und Unterkunft bekam ich von Kevin Jameson, der mir kostenlos ein Zimmer zur Verfügung stellte. Er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie gastfreundlich Amerikaner sein können.

Ich hatte ziemliches Glück mit meinem “Tanz um den Vulkan”. Mein Flug war am Dienstag um 6 Uhr, der österreichische Luftraum war erst Montag Abend um 20 Uhr wieder freigegeben. Weil ich im CAT Terminal in Wien Mitte meinen Koffer bereits aufgegeben hatte, brauchte ich mich in Schwechat nicht mehr viel anstellen. Doch dann begann die Warterei.

Tanz um den Vulkan

Das deutsche Verkehrsministerium hielt sein Luftraum weiterhin gesperrt, nur mit Ausnahmegenehmigung war ein Einflug möglich. Austrian versuchte 2 Stunden so eine Genehmigung zu bekommen, damit sie uns nach Frankfurt bringen konnten. Während dieser Wartezeit hörten wir im halbstündlich, dass wir in 30 Minuten die nächste Information bekommen würden. So wartete ich und trank Tee in der VISA-Lounge.

Schliesslich durften wir dann doch starten, aber aufgrund der Verzögerung verpassten wir den Flug nach Seattle in Frankfurt. Uns wurde gesagt, dass uns jemand von Lufthansa in Empfang nehmen würde und mitteilen, wie wir nun weiterkämen, aber das passierte nicht. Der Lufthansa-Schalter gleich bei unserem Ausgang war nicht besetzt. So suchten wir Passagiere in mehreren Gruppen nach einer Möglichkeit zu erfahren wie es nun weiterginge, bis wir schliesslich einen Schalter im Obergeschoss fanden, der die gewünschte Information am Ende einer 30-min Menschenschlange versprach.

Es stellte sich heraus, dass das Backoffice offenbar mich bereits auf einen Flug nach Vancouver und dann mit Air Canada nach Seattle umgebucht hatte. Allerdings erklärte mir die Schalter-Frau, dass sie das so nicht machen dürften. Lufthansa würde keine Flüge an andere Airlines abgeben. Ich hätte die Möglichkeit in Frankfurt auf den gleichen Flug am Folgetag zu warten. Auf meine eigenen Kosten, wohlgemerkt, da Lufthansa ja für den Vulkan nichts könne.

Ich entschied mich für Vancouver, das wäre zumindest der richtige Kontinent und auf dem Landweg wäre Seattle von dort notfalls auch zu erreichen. So schaffte ich es über den Atlantik, mit etwas mehr Abstand zu Island, als es sonst üblich. In Vancouver angekommen fragte ich nochmals bei Lufthansa nach, aber die wussten von der deutschen Ablehnung mich an mein Ziel zu befördern. So kaufte ich mir ein Flugticket bei Alaskan Air um etwa 250 Euro, damit ich nicht 4 Stunden mit dem Zug hätte fahren müsste. So kam ich schlussendlich noch am gleichen Tag in Seattle an.

Seattle

Ich hatte Dienstag bis Freitag Zeit um mich organisch an die andere Zeitzone anzupassen. Dabei unternahm Kevin mit mir einige interessante Ausflüge. Als der “Dreamlifter” über sein Haus flog, erwähnte er, dass ja Boing seine Fabrik in der Nähe hätte. Er hätte 25 Jahre in Seattle gelebt, aber hätte nie versucht dort eine Tour zu machen. So machten wir dies und es war durchaus imposant. Wir sahen in der weltweit größten Halle die “Produktionsstrassen” von diversen Boing-Flugzeug-Typen und am Schluss sogar die neuen, gänzlich aus Kohlefaserverbundstoff gebauten Boing 787 Flieger. Dabei fand ich besonders witzig, dass auf jedem Flugzeug-Rumpf ein Banner zu sehen war, welches Auskunft gab, der wievielte Vogel dies für welchen Kunden sei.

Die Touren zum Boing-Gelände gehen vom “Future of Flight” Museum aus, welches nicht Boing, sondern der Gemeinde daneben gehört. Von der Zukunft des Fliegens sah man da leider recht wenig bis gar nichts. Aber praktischerweise fand gerade an diesen Tagen ein Event zum Thema “Earth Day” statt, bei dem Schulklassen Projekte machten, wie die Erde ohne Erdöl funktionieren könnte. Und dies nützte die Firma Tesla Motors um gegen Spende willige Besucher mit dem geilsten Elektroflitzer der Welt fahren zu lassen. Die $100 Spende kassierte war für einen guten Zweck, mir wurde gesagt, dass damit Kinder für Technologie begeistert werden würden, also gar nicht für die Portokassa von Tesla, die das sicher nicht nötig hätten.

Natürlich nützte ich die Chance dies in Anspruch zu nehmen und filmisch festzuhalten.

Kevin fuhr mit mir in mehrere Apple Geschäfte, wo ich zwei Mal jeweils zwei iPads erstand. Die hatten ein Limit von 2 iPads pro Person und Tag, ich hatte aber 3 Bestellungen. Der letzte Store in dem wir waren war der nördlichste im Staate Washington. Dieser bekommt nämlich laut Aussage eines Apple-Bediensteten mehr iPads um auch den Bedarf der Kanadier zu befriedigen, die deswegen über die Grenze kommen.

Die Konferenz selbst recht einfach gestrickt, was aus der Zielsetzung für iPhone-Anfänger resultierte. Ein paar Vorträge waren aber auch für mich sehr interessant. Insbesondere der über den Einsatz eines Physik-Moduls inspirierte mich bei der Heimreise zu einem Experiment. Besonders schmeichelnd für mein Ego war, dass ein halbes Dutzend Leute mich erkannten und mi

Der Rückflug verging daher wie im Fluge, im Wahrsten Sinne des Wortes. Hatte ich beim Hinflug noch 3 Filme auf dem tollen Video-on-Demand System von Boing angeschaut, ging sich am Rückflug nur mehr einer aus. Dabei habe ich sicher nicht mehr als eine Stunde gedöst, keine Ahnung wo die Zeit abgeblieben ist.

Wieder in Wien gelandet verzollte ich zunächst ordnungsgemäß meine 4 mitgebrachten iPads. Hier übrigens der Tipp, dass es besser ist, bei einem Gesamtwert über 1000 Euro nicht eine kommerzielle Verwendung anzugeben, denn dann muss man ein spezielles Formular mit vielen Codes ausfüllen. So schwenkte ich dann doch auf eine private Nutzung um, denn da gibt es keinen derartigen Papierkram. Stimmt ja eigentlich auch eher, als Kommerz, weil ich bin ja kein Apple-Händler, sondern habe die iPads für das Entwickeln importiert und nicht für den Verkauf.

Ich wollte möglichst rasch zu meiner Angetrauten, so fuhr ich mit dem CAT nach Wien und dann gleich zum Westbahnhof, welche mich freudiger als üblich in Empfang nahm.

Einbruch

Dann am nächsten Morgen per E-Mail die Hiobsbotschaft: Die Schwester meines Vaters teilte diesem mit, dass sein Bruder einen Anruf der Polizei erhalten hätte, dass in meine Wiener Wohnung eingebrochen worden war. Das konnte ich zunächst nur für einen schlechten Scherz halten, aber telefonisches Nachfragen bei der Polizei ergab im zweiten Anlauf, dass tatsächlich meine Wohnungstür aufgebrochen vorgefunden worden war. Die Feuerwehr hätte die Tür dann notdürftig mit einem neuen Schloss versperrt.

Ich fuhr wieder nach Wien zur zuständigen Polizeidienststelle, welche die Schlüssel für das neue Schloss bereithielt. Ich wurde ersucht, auf das Eintreffen eines Spurensicherungstrupps zu warten, was ich dann auch tat. Ein schlanker Herr stellte mir verschiedene Fragen, ein festerer mit Werzeugkoffer schaute die Wohnung nach verwertbaren Spuren durch und machte Fotos, während eine junge Dame assistierte und mit blauen Gummihandschuhen einen Maßstab neben das verbogene Schließblech hielt. CSI Vienna in Action.

Als ich dann mit dem intelligenten Agenten hineinging, stellte sich heraus, dass der Einbrecher offenbar nur nach Geld und Wertgegenständen gesucht hatte. Keines der vorhandenen elektronischen Geräte war angetastet worden, dafür standen aber einige Schubladen offen und die Holzschachtel mit Kleingeld aus aller Welt war ihnen wohl auch zu wertlos. Also keine Beute für den Einbrecher.

Die herbeigerufene Firma Pöllmann, montierte mir, mehrere Rekorde aufstellend, ein Ö-normisiertes neues Schloss, so dass ich den Leih-Schliesszylinder bei der zuständigen Feuerwacht retournieren konnte. Das Schliessblech liess sich mit Werkzeug geradebiegen und mit längeren Schrauben im Türstock verankern. Der Schlosser leistete ganze Arbeit, als er fertig war, schloss die Tür wesentlich besser als vorher. All dies wird hoffentlich die Hausratsversicherung bezahlen. Wenn man die Tür jetzt öffnet, dann sieht man noch die Schäden am Holz, vielleicht kann mir das ein Tischler wieder herrichten, aber dafür will ich erst das OK der Versicherung einholen.

Ich hoffe, dass ich jetzt auf der Liste der Orte gelandet bin, bei denen ein Einbruch nichts bringt. Seit ich fix am Land wohne verwende ich meine Wohnung ja nur mehr, wenn ich in Wien Schulungen halte. Wie da jemand auf die Idee kommen könnte, irgendwas verwertbares darin vorzufinden, ist mir schleierhaft.

This entry was posted in Life. Bookmark the permalink.