Wie jedes Wochenende dieser Tage bemühe ich mich kleine Verbesserungen in meinem Leben und Lebensraum vorzunehmen. Die Kernidee von Feng Shui ist, dass dein Leben und deine Wohnung miteinander verbunden sind und beide einander widerspiegeln.
Wenn ein Feng Shui Praktizierender dein Domizil betritt, was kann er daraus über Dich erfahren? Füllst Du alle freien Flächen mit Andenken? Küchengeräten? mit Dingen, die Du unbedingt brauchst. Oder zumindest manchmal brauchst und sie deswegen aufheben musst?
Das Problem der Open Loops
Man hat so gewisse “wunde Punkte” die man mit sich herum schleppt. Stephen Cover, der Erfinder der Getting Things Done (GTD) Methode, nennt diese “open loops”. In der Redetechnik ist eine solche offene Schleife ein Trick mit dem man den Zuhörer auf die Folter spannt indem man etwas sagt, dass einen Spannungsbogen erzeugt, die zweite Hälfte, die Auflösung, aber schuldig bleibt.
Gleichsam ein Cognitus Interruptus. Man wünscht sich Höhepunkt und darauf folgende Entspannung, bekommt aber nur den ersten Teil: die Erregung. Was jetzt wie eine Beschreibung der Struktur eines Liebesspieles klingt, lässt sich auf viele andere Bereiche ebenso anwenden. Immer wird eine Emotion geschürt, aber die Lösung fehlt.
Ebensolche “open loops” hatte ich zu Hauf in meiner Wiener Wohnung. Das sind all diese kleinen Dinge, die einen “seit Jahren stören” und “ärgern, immer wenn man sie sieht”. Aber gleichzeitig hat man keine Motivation, keine Zeit bzw. kein Geld diese zu beheben.
Willi’s Mutter hat immer gesagt: Man muss nicht gescheit sein. Man muss sich nur zu helfen wissen!
Grau verhangen
Vor 17 Jahren, am 9. Juni 1997, zog ich von Klosterneuburg in meine Eigentumswohnung. Dort ist der erste Raum in dem man durch die Wohnungstüre kommt meine Küche. Für mein Wohnzimmer und Schlafzimmer hatte ich mir ordentliche Vorhangstangen und lichtdichte Vorhänge besorgt. In erstem wollte ich ausreichende Dunkelheit um mir über meinen Projektor DVDs auf einer grossen Kinoleinwand ansehen zu können. In zweitem wollte ich gut schlafen können. Dass aber zwielichtige Gestalten problemlos durch das Gangfenster bis in mein Wohnzimmer sehen konnten kümmerte mich nicht.
Meine damalige Nachbarin, eine alte Witwe, hatte Mitleid mit mir und schenkte mir ein paar silbergraue Vorhänge, welche ich provisorisch mit kleinen Nägeln vor dem Gangfenster befestigte. Und damit war das Provisorium gut genug für 17 Jahre. Schlecht genug um sich immer wieder zu ärgern, aber gut genug, dass kein unmittelbarer Handlungsbedarf entstand.
Man sah die Gitterstäbe durch die grauen Vorhänge und durch das kleinere Fenster oberhalb der Eingangstüre konnten Einbrecher nachwievor in die Wohnung sehen. Nun hatte das Provisorium ein Ende. Bei Betten Reiter hatte ich 2 kurze und 2 lange Vorhangteile (fertig genäht) geordert, Stange, Halter und Endkappen hatte ich gleich mitgenommen.
Wieder unter der Federführung von Willi installierten wir das Ensemble in gut 2 Stunden. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht!
Zur Fleißaufgabe hoben wir die schwere Tür aus den Angeln und bearbeiteten die Unterseite mit groben Schleifpapier. Dort verbarg sich nämlich ein weiteres Ärgernis: an einer bestimmten Stelle streifte die Tür am Boden. Auch diese ärgerte seit Jahren, aber ich war nicht Mannes genug mich darum zu kümmern.
Das Streifen ist jetzt verschwunden, die Angeln sind mit WD40 behandelt und jetzt habe ich ein anderes Problem: die Tür geht so gut auf, dass ich erwäge einen Türstopper zu installieren um zu verhindern, dass der Türgriff auf den Lichtschalter knallt, wenn ein Wirbelwind an frischer Feng Shui Energie bei der Wohnungstüre hereinfährt.
Die neuen Vorhänge sind zwar blickdicht, lassen aber dennoch Licht vom Gang in den Raum. Früher hat mich das graue Licht ständig deprimiert, jetzt lacht mich das marmorierte Sonnengelb jedes Mal an, wenn ich durch meine Wohnung gehe. Eine fantastische Rendite für dieses kostengünstige Investment. Die besten Investitionen sind diejenigen, an denen man täglich Freude hat.
Project Achselpelz
Mit meinen fast 40 Jahren habe ich einige “blinde Flecken” entwickelt. Ich meine Stellen und Eigenschaften die man an sich akzeptiert hat und keinen Bedarf sieht diese zu hinterfragen. Gewisse physische Attribute kann man nicht ändern. Die Größe oder die Augenfarbe. Ich war aber Ende 2013 noch der festen Überzeugung, dass ich ein Dickerchen sein müsse. Familiär bedingt sind sowohl mein Bruder als auch mein Vater etwas rundlicher. Und ausserdem wird ab 30 der Stoffwechsel langsamer, habe ich schwere Knochen, bin ich halt so gebaut …
Doch mit Jahreswechsel traf mich die Erkenntnis wie die Watsche ins Gesicht. Die Körperform, meine Muskelmasse bzw. mein Gewicht sind sehr wohl von mir selbst zu beeinflussen. Ich habe in 5 Monaten 10 Kilo abgenommen und merke dass ich sogar ein wenig eitel werde. Jedes Mal, wenn ich mich im Spiegel sehe korrigiere ich meine Haltung, drehe mich links und rechts und sage mir selbst, dass ich immer fescher werde. Und zwar nicht nur als auto-suggestives Mantra, sondern ich empfinde mich selbst attraktiv.
Ich hatte nie eine Lebenspartnerin, die meinen Achselpelz abgelehnt hätte. Regelmäßiges Duschen in Kombination mit der Verwendung von Deodorant erhielten ein frisches Gefühl. Klar, ich finde glatte haarlose Haut bei Frauen zum Anbeissen, könnte sie stundenlang mit Küssen übersehen… aber ich kam nie auf den Gedanken, was andere Menschen über meine Haartracht unter den Armen denken mögen.
Dann begab es sich, dass binnen weniger Tage zwei mir wichtige Damen mir – gelinde gesagt – nahe legten, ich möge mir die Achseln rasieren. Die erste Reaktion meines Egos war natürlich “der Pelz bleibt! Ich bin ja kein Kind”. Doch ich werde dieser Tage hellhörig, wenn mir das Universum solche Botschaften in solch unüberhörbarer Form sendet. Da werde ich neugierig und dann denke ich mir “wieso eigentlich nicht? Dann mache ich auch gleich mein nächstes Videoprojekt daraus!”
Nach erfolgtem Werk habe ich mich noch etwas umgehört und musste feststellen, dass Achselhaar-Entfernung bei meinen männlichen Freunden doch weiter verbreitet ist, als bisher angenommen. Ich habe für obiges Video die Depilan Enthaarungscreme für Männer getestet, welche sehr gut für die “initiale Sanierung” funktioniert hat.
Enthaarungscremes funktionieren indem sie Peptidverbindungen und Disulfitbrücken des Haarkeratins aufspalten. Funktioniert also in Prinzip nicht unähnlich einer Rasierklinge, insofern als dass die Haare nahe der Hautoberfläche abgetrennt werden, wenngleich auf chemischer Basis. Da in beiden Fällen die Haarwurzeln nicht betroffen sind, wachsen die Haare natürlich nach. Daher stellt sich für mich die Folgefrage nach der fortaufenden Instandhaltung. Klarer Favorit hierfür sind Lady-Shaver, welche feinere Klingen haben als Rasierer die durch kräftige Gesichtsbarthaare schneiden müssen.
Mein Fazit nach der – durchaus amüsanten – Haarentfernung ist, dass da eigentlich nichts dabei ist. Und da viele andere körperbewußte Männer auch ihre Haare entfernen braucht dies einem auch gar nicht peinlich zu sein. Eher im Gegenteil: anstelle Scham zu empfinden fand ich es eher erregend.
Einen Nachteil haben haarlose Achseln allerdings: die Drüsen-reiche Haut klebt zusammen, wenn man den Ellbogen zum Körper herunterfallen lässt. Dieses klebrige Gefühl entsteht sofort, wenn man nur ganz leicht feucht ist oder schwitzt. Weitere wissenschaftliche Beobachtungen werden nötig sein um zu eruieren, ob dies nur temporär ist, oder ob man sich daran gewöhnt.
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