Leopold Pasching und TATRA

Libor Vojtek, (General Counsel bei TATRA TRUCKS im Ruhestand) hat diesen Artikel in Tschechisch auf seinem LinkedIn veröffentlicht. Ich habe ihn mit ChatGPT auf Deutsch übersetzt. Er gibt eine gute Übersicht über das Leben meines Urgroßvaters und seinen Einfluss bei TATRA.

Das Jahr 2023 ist ein Jahr bedeutender Jubiläen für die Firma TATRA TRUCKS a.s. Eines davon ist der 145. Geburtstag von Ing. Leopold Pasching. Doch heute kennen nur noch wenige Leute seinen Namen in Kopřivnice. Leider sollte es nicht so sein…

Ing. Leopold Pasching wurde am 27. Mai 1878 in Langenlois als Sohn von Leopold und Wilhelmina geb. Ziwutschka geboren. Er wurde früh zum Waisenkind und seine Stief-Tante in Zwettl in Niederösterreich nahm sich seiner an. Nachdem er seinen Titel als Maschinenbau-Ingenieur am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich erworben hatte, wurde er dort auch Assistent, und arbeitete später bei der Maschinenfabrik Oerlikon in der Nähe von Zürich.

Im Jahr 1912 trat er als leitender Ingenieur bei der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft in Kopřivnice ein, um später deren Werksleiter zu werden. Nach dem tragischen Tod des Generaldirektors Erhard Hugo Köbel im Jahr 1917 wurde Ing. Rudolf Pasching zum Generaldirektor der Firma ernannt. 1920 wurde er auch von der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt.

Die Zeit, in der Ing. Pasching die Firma leitete, war turbulent. Der Ausgang des Ersten Weltkriegs, der Zusammenbruch der Österreich-Ungarischen Monarchie und die Gründung der Tschechoslowakischen Republik. Unter der Leitung von Ing. Pasching wechselte das Unternehmen zur tschechischen Firma Kopřivnice Car Factory, und lieferte bereits 1919 die ersten Autos an die neu gegründete tschechoslowakische Armee. Ein historischer Schritt war die Entscheidung, den Namen TATRA für die Produkte aus Kopřivnice zu verwenden. Bereits 1919 beantragte das Unternehmen die Nostrifizierung, die jedoch aufgrund des Fehlens der entsprechenden Gesetzgebung erst 1921 kam. Nur der Firmensitz kehrte nicht mehr nach Kopřivnice zurück, sondern nach Prag, weil dies die neue Staatsmacht entschied. Wie sehr Ing. Pasching seine Rolle in Kopřivnice schätzte, zeigt die Tatsache, dass er nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik auch für seine Familie die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft beantragte.

Die wirtschaftliche Konjunktur des Kriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit ging zurück, innerhalb einer relativ kurzen Zeit fiel die Produktion von Eisenbahnwagen auf ein historisches Minimum, die Produktion von Kutschen wurde praktisch am Ende des Ersten Weltkriegs eingestellt und auch die Autoproduktion stagnierte. Die Bankschulden wurden zu dieser Zeit als außergewöhnlich angesehen. Die Situation des Unternehmens war bedrückend. Trotz der negativen Signale begann das Unternehmen jedoch 1921 mit einer außergewöhnlich hohen Investition, dem Bau einer neuen Automobilfabrik auf einer Fläche von 15.000 m2. Zur Rettung der Autoproduktion in Kopřivnice wandte sich Ing. Pasching an Steyr und bot Hans Ledwinka eine entsprechende Position in der Leitung der Autofabrik an, unter Berücksichtigung all seiner Anforderungen. Und Hans Ledwinka konnte nicht widerstehen.

Die schwierige Lage des Unternehmens führte jedoch zu einer grundlegenden Veränderung. Im Januar 1923 einigten sich die Vertreter des Mehrheitsaktionärs Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft (Kopřivnice Car Factory) mit den Vertretern von Ringhoffer Werke A.G. und nahmen ihr Angebot an, nach dem Ringhoffer Werke A.G. den Aktionären der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft einen Aktientausch der Kopřivnice-Waggonfabrik gegen Aktien der Ringhoffer-Werke anbot. Ein Teil der Vereinbarung war auch, dass die Ringhoffer Werke A.G. die Leitung der Firma in Kopřivnice übernehmen würden, woraufhin der Generaldirektor Ing. Leopold Pasching zurücktrat und Dr. jur. Hans Ringhoffer seine Position übernahm, was sofort geschah. Im Jahr 1925 trat er auch aus dem Aufsichtsrat zurück.

Ing. Leopold Pasching starb am 13. Februar 1962 in Wien, im Haus in der Seillerstätte 5, wo er seit den späten 1930er Jahren lebte und wo zuvor auch der Sitz der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft war.

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