Hypocrit, Eating one's own dog food

Nicht wirklich falsch, aber auch nicht wirklich verständlich ist die Übersetzung von “Hypocrite” im Buch “Was würde Google tun?” von Jeff Jarvis.

Da stolperte ich über diesen Satz:

“Ich gestehe, ich bin ein Hypokrit: Hätte ich meine eigenen Regeln befolgt – hätte ich mein eigenes Hundefutter gefressen -, würden Sie dieses Buch jetzt nicht lesen, jedenfalls nicht in Buchform.” (Seite 230, gebundene Ausgabe 2009)

Eigentlich wunderbar nach lateinischem Wörterbuch übersetzt, nur wer weiss schon auswendig, was ein Hypokrit sein soll? Vielleicht ein Angestellter der Hypobank? Oder hat das mit Hypokrates zu tun? Und dann ist hier noch so eine Phrase, bei der es für die Übersetzerin Heike offenbar einfacher war, wörtlich vorzugehen. Warum würde denn Jeff Hundefutter essen? Er stellt doch gar keines her. Autsch!

Hypocrite (engl.) mit Hypokrit (dt.) zu übersetzen ist zwar völlig korrekt, aber reduziert das Verständnis. Man muss nämlich wissen, dass das englische Wort der Mehrzahl der englischen Mittersprachler geläufig ist, gleichzeitig Hypokrit von der Mehrzahl der Deutschsprecher im Wörterbuch nachgeschlagen werden muss. “Hypo” heisst schlicht “darunter”, genau so wie “Hyper” “darüber” bedeutet. Und “crit” kommt von “critical”, im weitesten sinne kritsch. Gemeint ist also jemand, der Unterkritisch ist, was seine eigenen Aussagen betrifft, oder in einer deutschen Redewendung beschrieben: jemand der Wasser predigt und Wein trinkt. Kurz, ein Heuchler.

Das mit dem Hundefutter ist aber wirklich ein vergehen, bei uns im deutschen Sprachraum schlucken wir höchstens unsere eigene Medizin, wenn wir meinen, dass wir unseren eigenen Rat befolgen. Die Wendung kommt laut Wikipedia aus Werbungen für Alpo Hundefutter, bei der Lorne Greene (Bonanza!) sagt, das wäre so gut, dass er es sogar seinen eigenen Hunden zu Fressen gibt. Generall meint man damit, dass man seine eigenen Produkte verwendet, weil man von von deren Qualität überzeugt ist.

Mein Vorschlag für eine Variante, die ohne Stirnrunzeln und Wörterbuch auskommt:

“Ich gestehe, ich bin ein Heuchler: Hätte ich meine eigenen Regeln befolgt – hätte ich meine eigene Medizin geschluckt -, würden Sie dieses Buch jetzt nicht lesen, jedenfalls nicht in Buchform.”

Posted in Englisch/Deutsch/Autsch | Comments Off on Hypocrit, Eating one's own dog food

Kinder-Bewirtschaftung

Spar, als letzte Warenhandels AG in österreichischer Hand, darf sich natürlich einiges erlauben, denn den eigenen Kindern verzeiht eine Nation mehr, als solchen, die aus dem Ausland gesteuert werden. Und dass in der Wirtschaftskriese die harten Bandagen rauskommen, ist auch logisch. Aber wie viel lassen wir da “unserer” Supermarkt-Kette durchgehen?

Ich hatte ja bereits einmal erwähnt, dass Spar lobend erwähnt, weil er im Gegensatz zu Billa die österreichischen Riffel-Chips von Kelly’s führt. REWE hat es immer noch nicht geschaft, den Österreichern ein österreichisches Produkt vorzusetzen, wahrscheinlich weil das deutsche Lorenz da entsprechend für den Regalplatz schmiert. Doch auch Spar scheint nicht immun gegen den Versuch von Taktiken zu sein, die mehr Geld in die Kassa bringen.

Neulich fällt mir bei einem Spar folgendes auf:

Fleischtheke für Kinder

Über fast gesamte Breite der Fleischtheke zieht sich ein Regal, das bunte, leicht zu ergrapschende Süßigkeiten feilbietet. Es ist leicht zu erraten, wer das Publikum für diese Show sein soll. Kinder, deren Eltern auf die Ausführung ihrer Schinken-Order warten. Hören wir im Geiste schon ein “Mammi, darf ich was haben?”

Der Kunstgriff ist kein neuer, Waren mit höherer Gewinnspanne so zu positionieren, dass sie für die Zielgruppe leicht zu erreichen sind. Aber bitte, lieber Spar, übertreibt ihr hier nicht etwas mit der Bauernschläue?

Hier werden eindeutig kurzfristige Mehrverkäufe erzielt während blankliegende Eltern-Nerven ihre Schutzbedürftigkeit verspielt haben. Tja, in der Krise ist alles erlaubt um nicht unterzugehen. Dabei hat die Zeitung “Kurier” doch schon letzte Woche das Ende der Finanzkrise verkündet.

Posted in Life | Comments Off on Kinder-Bewirtschaftung

Let's throw it against the wall and see if it sticks

Eine interessante Vorgeschichte hat die heutige Phrase, die wieder aus “Was würde Google tun” in der Übersetzung von Frau Heike Holtsch. Wieder kann der normal deutschsprachige Leser damit nichts anfangen, wenn ihm niemand die ursprüngliche amerikanische Wendung erklärt.

“Das ist ein Problem der Blockbuster-Economy: Verleger schleudern eine Menge Bücher gegen die Wand, in der Hoffnung, einige davon mögen daran haften bleiben, aber sie wissen nie, welche genau das sein werden.” (Seite 234, gebundene Ausgabe 2009)

Mit etwas neu-deutschen Kenntnissen wird man vielleicht noch ahnen, was Blockbuster (Kinofilm-Eintrittskarten-Verkaufsschlager) und Economy (salopp “die moderne Wirtschaft”) sind. Aber bitte wozu werden hier Bücher gegen die Wand geworfen? Und wie soll ein Buch an der Wand haften bleiben? Und selbst wenn eines so klebrig wäre, wie wäre das ein Ausdruck für Qualität? Autsch!

Die falsch (weil gar nicht) übersetzte Redewendung ist “Let’s throw it against the wall and see if it sticks”. Dies ist ein humoristischer Nachfolger der ursprünglichen Wendung “Let’s run it up the flagpole and see if anyone salutes”, welche (laut Wikipedia) Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA populär wurde. In beiden Fällen geht es darum testweise Produkte und Angebote zu offerieren um zu sehen, welche davon entsprechenden Zuspruch bei den Kunden finden.

Wie ältere Variante ist aber längst schon verstaubt, weil im patriotischen Amerika kaum eine Zivilperson mehr für irgendeine Flagge salutiert. Deswegen hat die klebende Wand die salutierende Fahnenstange gänzlich verdrängt. Die Beliebtheit der klebenden Redewendung rührt vielleicht daher, dass eine Idee dann auch als “sticky” (also klebend) bezeichnet wird, wenn sie es schafft im (glitschigen?) Kopf des Publikum Halt zu finden. Manchmal hört man deswegen auch verkürzt “to find out what sticks”.

Mein Vorschlag für eine verständliche Übersetzung:

“Das ist ein Problem der auf Verkaufsschlager angewiesenenen Wirtschaft: Verleger produzieren viele Bücher, in der Hoffnung, dass einige davon grossen Erfolg haben, aber sie können nie wissen, welche genau das sein werden.”

Posted in Englisch/Deutsch/Autsch | Comments Off on Let's throw it against the wall and see if it sticks

Rinse and Repeat

Ich lese in meinem Urlaub das Buch “Was würde Google tun?” von Jeff Jarvis. Für sich sehr interessante Lektüre, allerdings wurde das Buch “aus dem Amerikanischen übersetzt” von Frau Heike Holtsch.

Ich habe seit mehr als zwanzig Jahren ständigen Kontakt mit Englisch und dass ich meiner eigenen Muttersprache mächtig bin ist offensichtlich. Englisch lebt mehr noch als Deutsch von so kleinen Redewendungen, Metaphern, die einen normalen Satz locker lässig klingen lassen. Oft gibt es da keine eindeutige Entsprechung im Deutschen. Da tut es mir dann besonders weh, wenn ich merke, dass so eine Redewendung wörtlich übersetzt wurde und so im Deutschen ihren Sinn verliert.

Ich habe mich deswegen entschlossen solche Verstöße gegen die Grundregel des Sinnerhalts bei Übersetzungen in dieser neuen Blog-Kategorie “Englisch/Deutsch/Autsch” zu dokumentieren.

“Ausprobieren, abwarten, nachjustieren, richtig einstellen, ausspülen und den Vorgang wiederholen”. (Seite 164, gebundene Ausgabe 2009)

Hä? Was soll denn nun ausspülen heissen? Autsch!

Die betroffene englische Redewendung bedeutet “rinse and repeat”. Reimt sich fast, rollt beides durch das R von der Zunge und findet sich auf vielen Haar-Pflegespülungen. Dort soll man nämlich meistens die Pflegespülung einmal auftragen, wirken lassen, ausspülen, nochmal auftragen und nochmal ausspülen. Tatsächlich kann man sich unter dieser Wendung gut etwas vorstellen, so dass sie in der alltäglichen Sprache der Amerikaner gerne für alles verwendet wird, was man erst tut und dann nochmal wiederholt. Bla bla, rinse and repeat.

Ich hätte das im Deutschen unpassende Verb “ausspülen” schlicht weggelassen:

“Ausprobieren, abwarten, nachjustieren, richtig einstellen und den Vorgang wiederholen”

Diese Aufdeckungen deutsch-englischer Sprachvergewaltigung sollen keinesfalls irgendwen bloßstellen, so wie in diesem Fall Frau Heike Holtsch. Im Gegenteil: die Entlarvung irreführender Übersetzungen soll zu mehr Verständnis zwischen den Kulturen führen.

Posted in Englisch/Deutsch/Autsch | Comments Off on Rinse and Repeat

Hammermühle bei Arbesbach, Waldviertel

Bei einer Wanderung von unserem Quartier in Arbesbach aus entdeckten wir einen der letzten funktionstüchtigen wasserbetriebenen Hämmer, den man auch in Betrieb sehen kann. Hier hat ein Schmied für die Umgebung Pflugscharren, Werkzeuge und vieles anderes mehr erzeugt.

Ich habe das Video mit meinem iPhone 3GS aufgenommen und die einzelnen Clips mit iMove am Mac zusammengefügt.

Posted in Kunst/Kultur | Comments Off on Hammermühle bei Arbesbach, Waldviertel