Ein Tag mit Tesla

Was schenkt man einem Elektromobilisten zu Weihnachten? Natürlich einen Tesla-Gutschein. Ich löste meine Tesla Model S Miete an zwei Tagen ein, einmal mit meinem Bruder um einen iMac nach Leonding bei Linz zu schaffen und einen anderen iMac zurück nach Wien. Am folgenden Tag dann mit Partnerin und Baby für einen Ausflug zur Burgenländischen Landesregierung in Eisenstadt um uns zur Wohnbauförderung beraten zu lassen.

Bei greenride.at bekommt man 23 Stunden mit deren “kleinsten” Model S 70D um 220 Euro. 70 ist hier die große des Akkus in kWh. D heisst hier Dual, weil Vorder- und Hinterachse einen separaten Motor hat.

Vor 3 Jahren filmte ich eine Probefahrt in Kalifornien, damals vom Rücksitz aus. Dieses Mal fuhr ich selbst zu zwei Dritteln. Nachdem ich selbst seit 6 Monaten Renault ZOE Fahrer bin, waren die Unterschiede zur leistbaren Elektroklasse für mich besonders deutlich.

Am meisten hatte ich mich darauf gefreut die Autopilot-Funktion zu probieren. Leider tobte im östlichen Niederösterreich an diesem Abend ein Schneesturm, was die Möglichkeiten dazu stark einschränkte. Denn einerseits konnte die im Rückspiegel integrierte Kamera oft die Strassenmarkierungen nicht sehen. Andererseits verlegte sich das kleine Radar-Rechteck unterhalb des Kennzeichens immer wieder mit Schneematsch.

Wenn das Radar so blind wird, dann fallen sowohl Tempomat als auch Autopilot aus. Spätere Versionen des Model S haben dieses Problem nicht mehr, da dort das Radar hinter der neu gestalteten Frontpartie versteckt ist.

Tempomat und Autopilot

Wenn das Radar funktioniert, dann hat man damit einen Tempomaten, der auch automatisch einen eingestellten Abstand zu vor einem fahrenden Autos hält. Wobei mir selbst die höchste Einstellung von 7 auf der Autobahn unangenehm knapp vorkam. Man gewöhnt sich aber daran.

Tempomat will ich bei längeren Fahrten nicht missen, den liebe ich auch in meiner ZOE. Aber die automatische Abstandshaltung macht einem klar, dass Tesla doch in einer gänzlich anderen Liga spielt. Am nächsten Tag, bei strahlendem Sonnenschein, hatte auch der Autopilot kein Problem auf Autobahnen und Autostrassen brav die Spur zu halten.

Ich hätte eigentlich erwartet, dass mich das Loslassen des Lenkrades irgendwie mehr emotional berühren würde. Aber ich habe die Fähigkeit mich der Technik und dem Equipment anzuvertrauen. Ich glaube das muss ich als Taucher, Pilot und Fallschirmspringer gelernt haben.

Immer wieder wird einem gesagt, man möge die Hände am Lenkrad lassen. Aber den Drang die Hände in den Schoss zu legen oder in die Luft zu strecken hat man sowieso nicht. Die bequemsten Position sind sowieso mit leichtem Griff am Lenkrad, oder auf den Aberschenkeln während man das Lenkrad mit Daumen und Zeigefinger hält.

Man kann auch mit eingeschaltetem Autopiloten das Lenkrad halten. Wenn man nicht zu fest zupackt, dann lenkt der Autopilot die Arme mit. Einer stärkere Lenkbewegung oder auf die Bremse zu steigen deaktiviert die Funktion sofort.

Weitere Premium-Funktionen

Eine andere coole Funktion ist das automatisch Abblendlicht, das mich deswegen überraschte, weil ich nicht gewußt hatte, dass so was existiert. Man stellt den Hebel auf Fernlicht und immer wenn einem ein Auto entgegenkommt, dann blendet der Tesla automatisch ab. Ist das Auto vorbei, blendet es wieder auf.

Der Tesla bietet natürlich alle Vorzüge die man von so einem Oberklasse-Auto erwartet, wie zB elektrisch verstellbare Vordersitze und Lenkrad. Sitzheizung. Großer Kofferraum. Das Besondere bei Tesla ist der Stauraum unter der “Motorhaube”. Dort waren bei unserem Model S alle Ladekabel und -Adapter verstaut. Man konnte nämlich neben den Superchargern auch bei anderen Ladestationen – natürlich viel langsamer – laden.

Der hinkende Vergleich mit ZOE

Ich habe die Kompaktheit zwischen Fahrersitz und Lenkrad bei ZOE mittlerweile liebgewonnen. Beim Tesla fühlte ich mich vielleicht ein bisschen verloren. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Armstützen zu weit auseinander waren für meinen Komfort.

Tesla kann beim Laden weiterhin den Innenraum heizen. ZOE kann das nur mit Trick via Keycard und auch nur dann, wenn der Akku mehr als 45% voll ist. Gerade gestern war es wieder dass ich mich mit 10% in Carnuntum eingesteckt hatte und eine halbe Stunde in der Kälte sitzen musste.

Tesla kann super-chargen – ich sah 100 kW die Reichweite um 480 km pro Stunde zu vergrößern. Meine ZOE kann nur 22 kW, und schafft so nur rund 100 km pro Stunde dazu zu bekommen. Das alleine schon disqualifiziert ZOE für besonders lange Trips, es sei denn man hat kein Problem damit, abwechseln eine Stunde zu fahren und dann eine Stunde zu laden.

Das soll jetzt natürlich nicht wie Reichweiten-Bashing klingen. Meine übliche Route ist von Hainburg nach Wien und zurück, was sich mit einer Akku-Ladung ausgeht. Obendrein lade ich dann meist am Zielort voll, während ich tagsüber wo beschäftigt bin.

Aus diesem Grund kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Tesla für Leute, die täglich mehrere hundert Kilometer zu fahren haben, das optimale Firmen-Auto ist. Insbesondere deswegen, weil man mit jedem Kilometer Geld gegenüber einem Fossil spart. Mehr Distanz heisst damit: mehr Ersparnis.

Leider ist der Preis ist für uns normal verdienende Bürger jenseits des Erschwinglichen. Der müsste sich mehr als halbieren um überhaupt in Frage zu kommen. Gut ausgestattete Model S kommen so um die 100.000 Euro. Meine ZOE kostete mich nach Abzug aller Subventionen ein Sechstel davon. Aber die Strategie von Tesla war ja immer, dass die Einkünfte von Model S und X die Entwicklung eines Massen-Autos finanzieren.

Ich kann mir also gut vorstellen, dass mein nächstes Auto von Tesla stammen wird, so in 4 oder 5 Jahren. 2020 soll ja das Jahr sein, in dem die Leute mehr Elektroautos als Fossile kaufen werden…

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